Immobilienwirtschaft 09/2016 - page 30

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
EXPO REAL 2016
Klaus Dittrich, Vorsitzender
der Geschäftsführung Messe
München GmbH
Herr Dittrich, Deutschland ist
für Investoren weiter einer der
wichtigsten Märkte. Doch in
den Metropolen wird bereits
vor einer neuen Immobilien-
blase gewarnt. Wohin geht
die Reise?
Diese Frage wird auf
der Expo Real eine wichtige Rolle
spielen. Solange die Zinsen niedrig
bleiben und jede Menge Kapital
auf der Suche nach Anlagemög-
lichkeiten ist, scheint ein Ende des
Immobilienbooms nicht in Sicht.
Wir greifen genau diese Frage in
unserem Konferenzprogramm auf:
„Yield Compression – sinkende
Renditen, steigende Kaufpreise:
Wohin geht die Reise?“ und
betrachten die Investmentstrate-
gien der Big Player, wie sie mit
den hohen Preisen und niedrigen
Renditen bei Immobilienanlagen
umgehen. Und wir stellen diese
Diskussionen mit den beiden Eröff-
nungsveranstaltungen im Forum
„Gesamtökonomie und Immobi-
lienwirtschaft“ in den größeren
Zusammenhang.
Nach der britischen Brexit-
Entscheidung beginnen sich die
Märkte zu verschieben. Welche
Auswirkungen erwarten Sie
für die Expo Real?
Im Moment
kann niemand ein seriöses Urteil
darüber fällen, wie es nach dem
Referendum für den Brexit lang-
fristig weitergehen wird und was
daraus für die Immobilienmärkte
folgt. Wir werden die Folgen des
Brexit jedoch im Expo Real Forum
diskutieren – und mit Sicherheit
wird es auch beim Thema Groß-
britannien im Investments & Loca-
tions Forum immer wieder darum
gehen. Grundsätzlich ist nationale
Abschottung kein wirtschaftlicher
Erfolgsfaktor. Auswirkungen des
Brexit auf die Messe können wir
bislang nicht beobachten. Wir
verbuchen nach wie vor eine hohe
Nachfrage bei Ausstellern und
sind auch zuversichtlich, ähnliche
Teilnehmerzahlen wie im Vorjahr
zu erreichen. Gerade in bewegten
Zeiten ist eine internationale Fach-
messe ein idealer Ort, um Märkte
auszuloten und daraus unterneh-
merische Strategien für die Zukunft
abzuleiten.
Verdichtung, Umwandlung,
Bauen nach oben – die He-
rausforderungen für Städte
wachsen. Welche wesentlichen
Trends finden auf der Messe
Einzug?
Wir werden sehr konkret
auf ganz verschiedene Herausfor-
derungen und Lösungsansätze für
Städte eingehen. In unseren City
Seminars schauen wir zum Bei-
spiel auf Collaborating Cities – also
darauf, wie europäische Städte mit
ähnlichen Voraussetzungen zu-
sammenarbeiten, um im globalen
Wettbewerb zu bestehen. Wir len-
ken zudem den Blick speziell auf
mittelgroße Städte und die Frage,
wie sie umfangreiche Infrastruktur-
maßnahmen realisieren können.
Ein weiteres Thema sind die
Herausforderungen, die durch die
rasante Urbanisierung nicht nur,
aber vor allem auf Mega-Städte
zukommen. Auch die Frage, wie
Universitäten und Gesundheitsein-
richtungen zu Impulsgebern für
eine wissensbasierte wirtschaft-
liche Entwicklung der Städte
werden können, wird erörtert.
Die Unterbringung und Inte-
gration von Flüchtlingen wird
von den Metropolen als wohl
größte Herausforderung gese-
hen. Gibt es Programmpunkte
hierzu?
Ja, wir haben einen
Themenblock „Neue Menschen
in Deutschland: Zuwanderung
und Bauen“. Hier geht es um die
Veränderungen, welche die Zu-,
aber auch Abwanderung in Städ-
ten und Regionen mit sich bringt.
Florian Pronold, Parlamentarischer
Staatssekretär im Bundesministeri-
um für Umwelt, Naturschutz, Bau
und Reaktorsicherheit, wird die
Position der Exekutive einbringen.
Und wir werden sowohl aus der
Immobilienbranche als auch von
der öffentlichen Hand Antworten
hören, wie schnell neuer Wohn-
raum geschaffen werden kann.
Hohe Preise, niedrige Renditen:
Wohin geht die Reise?
INTERVIEW
MIT KLAUS DITTRICH, MESSECHEF EXPO REAL
so stark ausgeprägt ist wie derzeit in den
klassischenNutzungsartenWohnen, Büro
und Einzelhandel“, meint Commerz- Re-
al-Sprecher Gerd Johannsen.
KONZEPT FÜR DEN HANDEL: GRAND PLAZA
Grand Plaza ist ein neues, laut Veranstalter
einzigartigesMesse-Konzept für denHan-
del. „Wir bieten mitten in der Messe eine
Networking-Area, damit unsere Kunden
ihr Geschäft weiter vorantreiben können“,
erklärt Projektleiterin Claudia Boymanns.
Dafür sind rund 500 Quadratmeter in
Halle C2 vorgesehen. Das Angebot rich-
tet sich an expansionsorientierte Händler,
Handelsketten, Immobilienentwickler,
Stadtplaner, kommunale Repräsentanten
und Berater. Damit wird laut Messechef
Dittrich ein weiterer Treffpunkt für ein
Segment geschaffen, ähnlich der World
of Hospitality, die sich seit der Premiere
ständig vergrößert habe.
Eine Fragestellung, die auch auf der
diesjährigen Expo Real diskutiert werden
wird, ist nachÜberzeugung vonChristoph
Wittkop, Managing Director und Country
Head Germany von Cornerstone Real Es-
tate Advisers, das anhaltende Investment
in europäische Core-Immobilien. ImMo-
ment liegen die Renditen für ein europä-
isches Prime-Portfolio um die fünf Pro-
zent, bei einem langjährigenDurchschnitt
von 6,0 bis 6,25 Prozent. Daher könnten
Anleger meinen, es sei zu spät für ein In-
vestment in diesen Märkten, so Wittkop.
Er argumentiert jedoch pro Core: „Man
muss dieWirtschaftslage betrachten. Es ist
durchaus möglich, dass die Zinsen noch
bis zu fünf Jahre unter drei Prozent blei-
ben. Im Vergleich dazu ist eine fünfpro-
zentige Core-Investment-Rendite durch-
aus attraktiv. Und bei einer moderaten
Zinssteigerung werden die Kapitalwerte
vermutlich nicht in gleichem Maße nach
unten gehen, da der Kapitalzufluss in die
Immobilienmärkte weiter steigen wird.“
IMPULSE ZUR REVITALISIERUNG
SvenKeus-
sen, Geschäftsführer Rohrer Immobilien
und Dave-Partner München, Nürnberg,
Berlin, sieht als beherrschendes Thema
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