Immobilienwirtschaft 09/2016 - page 39

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STADTENTWICKLUNG
Gabriele Bobka
Gewerbe und Logistik. Wie lassen sich
diese Flächenmobilisieren?
EineHeraus-
forderung besteht zunächst einmal darin,
dass von den im Gutachten ermittelten
theoretisch vorhandenen 122 Hektar Po-
tenzialflächen lediglich knapp 27 Prozent,
also 33 Hektar, sofort verfügbar sind. Bei
einem großen Teil des erfassten Flächen-
potenzials liegen dagegen starke Restrikti-
onen wie ausstehendes Baurecht, fehlende
Erschließung oder hohe ökologische Aus-
gleichserfordernisse vor. Doch selbst bei
den verfügbaren Flächen handelt es sich
teilweise um Grundstücke in Streulagen
mit eingeschränkter Vermarktbarkeit. Das
Gewerbeflächengutachten prognostiziert
einen Bedarf an Gewerbeflächen in Höhe
von 80 Hektar. Für großflächige Logistik
werden weitere 78 Hektar Flächenbedarf
prognostiziert und zwar durch Fortschrei-
bung der hohen Logistiknachfrage der
vergangenen Jahre, die allerdings mit dem
bislang großen Flächenangebot im GVZ
Hafen Nürnberg im Zusammenhang ge-
sehenwerdenmuss. Nunmehr stehen dort
nur noch Restflächen zur Verfügung. Die
Standortqualitäten, die das GVZ Hafen
Nürnberg mit seiner Verkehrsanbindung
und den trimodalen Umschlagsmöglich-
keiten bietet, sind an anderer Stelle nicht
darstellbar. Leider hat der Stadtrat im Jahr
2014 dem GVZ Hafen Nürnberg durch
den Verzicht auf die gewerbliche Nutzung
der Flächen imHafenindustriegebiet-Süd
Erweiterungsmöglichkeiten genommen.
Damit besteht eine Flächenknappheit,
die zu Abwanderungen von Logistikun-
ternehmen in andere Metropolen führen
könnte. Abgesehen von der Logistik ist die
Nachfrage nachGewerbeflächen inNürn-
berg stark vomendogenen Bedarf geprägt.
Zahlreiche produzierende Unternehmen,
das Handwerk und das Kleingewerbe be-
nötigen Flächen und Erweiterungspoten-
zial auch mit der Möglichkeit für Emissi-
onen und Lieferverkehr. Können wir die
benötigten Flächen nicht zur Verfügung
stellen, führt das zu einer steigenden
Stadt-Umland-Wanderung von Unter-
nehmen, was Arbeitsplatz- und Wert-
schöpfungsverluste inNürnberg nach sich
ziehen könnte. Wir erarbeiten daher ein
Gewerbeflächen-Entwicklungsprogramm
mit einem Paket konkreter Maßnahmen.
Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt
stark verändern. Wie stellt sich der Wirt-
schaftsstandort Nürnberg darauf ein?
Ziel ist es, Nürnberg zu einem der füh-
renden europäischen Standorte für High-
tech, Innovation und wissensintensive
Branchen zu machen. Das Wirtschafts-
referat hat ein Paket zur Förderung der
Digitalisierung in Nürnberger Unterneh-
men auf denWeg gebracht. Gründern aus
der digitalenWirtschaft bieten wir zudem
Beratungsangebote, vergünstigte Arbeits-
plätze bei Coworking-Anbietern und 25
Büroarbeitsplätze im städtischen Grün-
derzentrum Klee-Center. Außerdem hat
die Bayerische Staatsregierung Nürnberg
als Standort für das Digitale Gründerzen-
trum Mittelfranken ausgewählt.
«
„Wenn wir die benö-
tigten Gewerbeflächen
nicht zur Verfügung stel-
len können, wird dies zu
einer steigenden Stadt-
Umland-Wanderung von
Unternehmen führen.“
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