Immobilienwirtschaft 09/2016 - page 33

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im schon superteuren München um 20 Prozent, in Frankfurt in
den letzten zwei Jahren um 25 Prozent gestiegen.
STÄDTE SIND KEINE SCHWEINEHÄLFTEN
Natürlich kann jeder Be-
sitzer sein Eigentum verkaufen – wann und an wen und für wie
viel es ihm opportun erscheint. Die Eigentumsgarantie ist nach
Artikel 14 des Grundgesetzes ein elementares Grundrecht. Doch
Spekulation mit Grundstücken schadet in ihrer Massivität und
Häufigkeit den Städten und deren Gesellschaften. In London ist
Wohnraum noch knapper und noch teurer. Trotzdem stehen be-
reits ganzeWohnblocks leer, weil die globalen Spekulanten nicht
an denHäusern, nicht an denMenschen, nicht an denQuartieren
und nicht an der Stadt interessiert sind. Ihnen geht es allein um
die Spekulation auf weiter steigende Bodenpreise.
Auch in Berlin gibt es viele solcher spektakulären Beispiele.
Am Checkpoint Charlie wälzen sich die Touristenbusse in end-
loser Kette über das begehrte Pflaster, aber über 25 Jahre nach
der Wende ist der weltberühmte Grenzübergang zu beiden Sei-
ten noch immer eine Brache, notdürftig mit „Bauzäunen“, Bier-
schwemmen und Bratwurstbuden kaschiert. Landbanking nennt
man dieses Geschäftsmodell in Irland. An- und Verkauf ohne
Willen zu einem eigenen, konstruktiven Beitrag. Wertabschöp-
fung ohne Mehrwertschaffung. Ähnlich den Wegelagerern im
Mittelalter oder denDaytradern an der Börse. Einfach abwar-
G
erade fällt die Tür des Planungsdezernenten hinter mir zu,
ich bin noch ganz in Gedanken auf der anderen Seite, da
klopft mir der Grundstückseigentümer euphorisch auf die
Schulter und beglückwünscht mich zu meinem Entwurf. Der ge-
fällt dem Stadtplanungsamt so gut, dass die Genehmigung von
deutlich mehr Geschossfläche auf dem Grundstück in Aussicht
gestellt wird. Allein die Möglichkeit, mehr zu bauen, erhöht den
Wert des Grundstücks so sehr, dass der Eigentümer sich ent-
schieden hat, nicht mehr zu bauen und das Grundstück mit dem
gewonnenen Planungsrecht gleich weiterzuverkaufen. Mir wird
schwindelig. Ich fühlemich betrogen, kannmeinWort gegenüber
der Stadt nicht halten. Denn mit einem Verkauf hat ein neuer
Eigentümer wieder mehr bezahlt und die Verhandlungen mit
dem Amt um das Wie und Wieviel beginnen mit einem anderen
Architekten von Neuem. Ein bekanntes Spiel, jedes Grundstück
hat seine Planungsgeschichte.
Berlins Staatssekretär für Bauen und Wohnen, Engelbert
Lütke Daldrup, spricht von rund 22.000 genehmigten Bauvor-
haben im vergangenen Jahr. Aber nur 40 Prozent davon werden
realisiert. Die Mehrheit der Genehmigungen wird zur Grund-
stückswertsteigerung missbraucht. Hier sind Spekulanten am
Werk, die so tun, als wollten sie bauen, aber inWirklichkeit einen
Grundstückshandel betreiben. In den Innenstadtlagen Berlins
sind die Grundstückspreise innerhalb eines Jahres um50 Prozent,
In Grund und Boden
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Foto: Dirk Weiß
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