Immobilienwirtschaft 10/2016 - page 28

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
BREXIT
ist das Finanzzentrum Deutschlands, des
wirtschaftlich stärksten EU-Landes. Viele
große deutsche Banken haben zudem ih-
ren Sitz in Frankfurt, und der wichtigste
deutscheWertpapierhandelsplatz befindet
sich ebenfalls in der Geburtsstadt Goethes.
IN FRANKFURT GIBT ES GENUG BÜROS
„Ein
großer Pluspunkt ist ferner, dass in Frank-
furt an Büroraum kein Mangel herrscht“,
sagt Thomas. Es wird eifrig gebaut und
gerade deutsche Banken haben im Rah-
men ihrer Restrukturierung massiv Büro-
flächen abgegeben. Mit fast elf Prozent ist
die Leerstandsquote bei Büroimmobilien
in Frankfurt die mit Abstand höchste aller
deutschen Big-7-Standorte.
Und Immobilienmieter, die Londo-
ner Preise gewohnt sind, dürften über das
günstige Mietniveau staunen: Seit zehn
Jahren stagnieren laut Immobilienmakler
JLL die Preise. Wer in Frankfurt in einer
Spitzenlage wie dem Bankenviertel ein
Büro mietenmöchte, muss hierfür umdie
40 Euro pro Quadratmeter auf den Tisch
legen – im Londoner Westend kostet der
Quadratmeter über 220 Euro. Wer sich
mit einer weniger exklusiv gelegenen De-
pendance begnügt, muss mitunter sogar
nicht einmal 25 Euro für den Quadratme-
ter zahlen.
Nicht nur Frankfurter Immobilien-
makler freuen sich auf Kunden von der
Insel. Auch Eigentümer von Büroimmo-
bilien in Frankfurt wittern die Chance,
von der dadurch beflügelten Nachfrage
zu profitieren. Dazu zählen nebenOffenen
Immobilienpublikums- und -spezialfonds
unter anderem auf dieses Marktsegment
fokussierte Immobilienaktiengesell-
D
ie Erregung über den bevorstehen-
den Austritt Großbritanniens aus der
Europäischen Union (EU) hat sich
wieder gelegt. „Dieser Entschluss wird
die Nachfrage nach Büroflächen in Lon-
don wohl senken, aber die Dimension
lässt sich noch nicht einmal ansatzweise
abschätzen“, gibt Claus Thomas, Deutsch-
landchef LaSalle InvestmentManagement,
zu bedenken. LaSalle zählt zu den Top-
Five-Investoren in London (Gewerbe
immobilienportfolio in Großbritannien:
15 Milliarden Pfund). „Die Verlagerung
personeller Kapazitäten, etwa bei Banken,
wird ein Prozess sein, der sich über viele
Jahre hinziehen wird“, so Thomas.
Ein Gewinner könnte Frankfurt sein.
Die Stadt am Main ist jedoch nicht die
einzige, die sich positive Effekte erhofft.
Pariser Immobilienmakler sollen schon
vor Büros von Banken in London Plakate
aufgehängt haben, um für die französische
Hauptstadt als Ausweichquartier zu wer-
ben. Trotzdemdürfte Frankfurt die besten
Karten haben, viele, die London goodbye
sagen, von seinen Qualitäten zu überzeu-
gen. Die Europäische Zentralbank hat
hier ihren Sitz, und Hessens größte Stadt
Wo die Gewerbeimmobilien-AG wohnen wird
Deutsche Gewerbeimmo-
bilien-AGs tummeln sich fast
nur auf den heimischen Im-
mobilienmärkten. Das könnte
für sie mit Blick auf das
Ausscheiden Großbritanniens
aus der Europäischen Union
vorteilhaft sein – vor allem,
wenn sie in Frankfurt präsent
sind.
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Foto: Denis Rozhnovsky/shutterstock.com
Wie viele Londoner Firmen
nach dem Brexit ihre Kisten
packen werden, ist weiterhin
Spekulation.
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