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          INVESTMENT & ENTWICKLUNG
        
        
          I
        
        
          
            BREXIT
          
        
        
          schaften, die anders als die ausländische
        
        
          Konkurrenz ihr Kapital fast nur in deut-
        
        
          sche Objekte investieren.
        
        
          MÄRKTE MIT SPEZIELLEN EIGENARTEN
        
        
          „Die
        
        
          Gewerbeimmobilienmärkte fast aller eu-
        
        
          ropäischen Länder haben ihre speziellen
        
        
          Eigenarten“, weiß Immobilienaktienana-
        
        
          lyst Ulf van Lengerich von der Solventis
        
        
          Wertpapierhandelsbank. „Wer dort aktiv
        
        
          ist, sollte diese kennen, was den meisten
        
        
          Gewerbeimmobilien-AGs hierzulande zu
        
        
          aufwändig ist.“ Im internationalen Ver-
        
        
          gleich sind sogar die Großen unter ihnen
        
        
          eher kleine Fische: Das addierte Portfo-
        
        
          lio der Top Five summiert sich auf 11,5
        
        
          Milliarden Euro. Das ist kaum mehr als
        
        
          ein Viertel von dem, was Europas Num-
        
        
          mer eins, der französisch-niederländische
        
        
          REIT Unibail-Rodamco, mit fast 40 Mil-
        
        
          liarden Euro allein auf die Waage bringt.
        
        
          In Frankfurt sind deutsche Immobi-
        
        
          lien-AGs hingegen durchaus eine ernst
        
        
          zu nehmende Investorengruppe – zum
        
        
          Beispiel die Alstria Office REIT-AG. Die
        
        
          Hamburger sind hier bei Büroimmobi-
        
        
          lien eine gewichtige Größe – Anteil am
        
        
          Alstria-Immobilienportfolio: 15 Prozent
        
        
          – was einemWert von rund 500Millionen
        
        
          Euro entspricht.
        
        
          „Alstria sieht sich als langfristig ori-
        
        
          entierter Investor, der die gesamte Wert-
        
        
          schöpfungskette im Lebenszyklus einer
        
        
          Immobilie nutzt“, betont Ralf Dibbern,
        
        
          Head of Investor Relations des Hambur-
        
        
          ger Büroinvestors. Durch die Übernahme
        
        
          der DeutschenOffice imvergangenen Jahr
        
        
          konnte Alstria  das Immobilienvermögen
        
        
          auf über drei Milliarden Euro verdoppeln.
        
        
          „Wenn sich Akquisitionsmöglichkeiten
        
        
          bieten, die den Unternehmenswert stei-
        
        
          gern, sind wir jederzeit handlungsbereit“,
        
        
          so Dibbern. In Frankfurt beträgt die Leer-
        
        
          standsquote bei Büroimmobilien von Als-
        
        
          tria zurzeit 15 Prozent. Könnte der Brexit
        
        
          mithelfen, diese schnell zu senken?
        
        
          „Positive Effekte für den Frankfurter
        
        
          Immobilienmarkt durch den Brexit sind
        
        
          momentan noch nicht konkret festzustel-
        
        
          len“, sagt Dibbern. In ersten Reaktionen
        
        
          nach dem britischen Votum für einen EU-
        
        
          Austritt hieß es, dass vor allem Banken bis
        
        
          zu 200.000 Arbeitsplätze von London in
        
        
          andere Länder verlagern könnten. „Be-
        
        
          vor sich daraus ein konkretes Nachfrage-
        
        
          potenzial mit Blick auf Frankfurt ableiten
        
        
          lässt, muss geklärt sein, wie die EU und
        
        
          das Vereinigte Königreich künftig ihre
        
        
          wirtschaftlichen Beziehungen gestalten“,
        
        
          sagt Dibbern. Ähnlich äußert sich Aydin
        
        
          Karaduman, Vorstandschef der DIC Asset
        
        
          AG (verwaltetes Vermögen: 1,2Milliarden
        
        
          Euro), die seit drei Jahren im Immobilien-
        
        
          fondsgeschäft aktiv ist: „Einige Anfragen
        
        
          gab es zwar, doch brexitbedingte Mietver-
        
        
          träge sind nochnicht geschlossenworden.“
        
        
          Rund 25 Prozent des eigenen Immobilien-
        
        
          portfolios von zweiMilliardenEuro sind in
        
        
          Hessen – etwa in der Rhein-Main-Region
        
        
          – lokalisiert.
        
        
          Ein Großteil davon steckt in Büro-
        
        
          objekten, meist nicht in den Top-, son-
        
        
          dern in entwicklungsfähigen Nebenlagen
        
        
          Frankfurts. Auch wegen beträchtlicher
        
        
          Sanierungen bei einigen Gebäuden ist der
        
        
          Leerstand mit über 20 Prozent beträcht-
        
        
          lich. Ohnehin befindet sich DIC im Um-
        
        
          bruch: Bis Ende 2017 wird die Projektent-
        
        
          wicklung komplett aufgegeben, bis Ende
        
        
          2016 soll das Fondsgeschäft von 1,2 auf 1,6
        
        
          Milliarden Euro ausgebaut und bis 2018
        
        
          das eigene Immobilienportfolio gestrafft
        
        
          werden. So soll die Zahl der Objekte – vor-
        
        
          wiegend Büros und Einzelhandelsimmo-
        
        
          bilien – von rund 120 auf weniger als 100
        
        
          reduziert werden.
        
        
          KEINE SPEKTAKULÄREN ÜBERNAHMEN
        
        
          Die
        
        
          Hamborner REIT AG investiert ebenfalls
        
        
          vorwiegend in Büro- und Einzelhandels
        
        
          immobilien – regionaler Schwerpunkt:
        
        
          Hochschulstädte wie Freiburg, Münster
        
        
          und Tübingen. In Frankfurt sind die Duis-
        
        
          burger vereinzelt mit Investments präsent,
        
        
          allerdings nur imCore-Segment –Objekt-
        
        
          Leerstandsquote: lediglich 1,4 Prozent.
        
        
          „Der Brexit wird für uns daher keine
        
        
          Rolle spielen“, erklärt Hamborner-REIT-
        
        
          Vorstand Hans Richard Schmitz stolz.
        
        
          Fast nur in ostdeutsche Büro-, Einzel-
        
        
          handels- und Hotelimmobilien investiert
        
        
          die TLG Immobilien AG. 40 Prozent der
        
        
          Anlagen konzentrieren sich auf Berlin.
        
        
          „Deutschlands Hauptstadt könnte wie
        
        
          Frankfurt ein möglicher Brexit-Profiteur
        
        
          sein“, sagt TLG-Immobilien-Vorstand
        
        
          Niclas Karoff. Start-ups, FinTechs und
        
        
          Dienstleister hält er für die heißesten As-
        
        
          piranten, die es nach Berlin ziehen könnte.
        
        
          Beim gegenseitigen Ausloten von
        
        
          Syn
        
        
          ergien haben es Gewerbeimmobilien-
        
        
          AGs derzeit nicht eilig. „Spektakuläre
        
        
          Übernahmen gab es 2016 anders als bei
        
        
          den Wohnimmobilien-AGs – Branchen-
        
        
          primus Vonovia wird die österreichische
        
        
          Conwert Immobilien übernehmen – bis-
        
        
          lang nicht“, weißGeorg Kanders, Immobi-
        
        
          lienaktienanalyst des Bankhauses Lampe.
        
        
          Grund: Firmenprozesse lassen sich nicht
        
        
          so leicht duplizieren und standardisieren
        
        
          wie bei Wohnimmobilien-Bestandshal-
        
        
          tern. Hamborner-REIT-Vorstand Schmitz
        
        
          bestätigt: „Gewerbeimmobilien-AGsmüs-
        
        
          sen in der Strategie und im Geschäftsmo-
        
        
          dell sehr gut zueinander passen, damit so
        
        
          ein Deal passt.“
        
        
          «
        
        
          Norbert Jumpertz, Staig
        
        
          Im internationalen Vergleich sind selbst die
        
        
          großen deutschen Gewerbeimmobilien-AGs
        
        
          eher kleine Fische. Die Top Five zusammen
        
        
          machen nur ein Viertel von Europas Nummer
        
        
          eins, der REIT Unibail-Rodamco, aus.
        
        
          
            TOP SEVEN
          
        
        
          DER DEUTSCHEN
        
        
          GEWERBEIMMOBILIEN-AGS
        
        
          Quelle: Solventis Wertpapierhandelsbank (Stand: 30.06.2016)
        
        
          * Wert des Immobilienportfolios (Eigenbestand) in Mrd. Euro
        
        
          
            Wert
          
        
        
          *
        
        
          in Mrd. Euro
        
        
          
            1.
          
        
        
          
            Deutsche Euroshop
          
        
        
          3,8
        
        
          
            2.
          
        
        
          
            Alstria REIT-AG
          
        
        
          3,4
        
        
          
            3.
          
        
        
          
            DIC Asset AG
          
        
        
          2,0
        
        
          
            4.
          
        
        
          
            TLG Immobilien
          
        
        
          2,0
        
        
          
            5.
          
        
        
          
            Hamborner REIT AG
          
        
        
          1,0
        
        
          
            6.
          
        
        
          
            VIB Vermögen
          
        
        
          1,0
        
        
          
            7.
          
        
        
          
            Demire
          
        
        
          0,9