Immobilienwirtschaft 4/2015 - page 13

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4.2015
Für den Nichtwohnbereich ist weiter-
hin ein Förderstandard „Effizienzhaus
Plus“ vorgesehen. Begrüßen Sie den?
Ob dieser Standard einen maßgeblichen
Schub hinsichtlich der CO
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-Einsparung
bringen wird, bleibt abzuwarten. Der Er-
folg des Programms wird unter anderem
davon abhängen, ob es von Investoren
unterschiedlicher Immobilientypen auch
unbürokratisch genutzt werden kann.
Es soll ein wettbewerbliches Ausschrei-
bungsmodell eingeführt werden, wo-
nach das energieeffizienteste und nicht
das insgesamt wirtschaftlichste Ange-
bot den Zuschlag erhält. Wie bewerten
Sie das?
Man scheint vergessen zu haben,
den privaten Sektor auszuklammern.
Dann läge aber wohl ein Verstoß gegen
das Wirtschaftlichkeitsgebot vor.
Zum Schluss: Wie ist die Situation bei
der Baukostensenkungskommission?
Wir als ZIAhaben hier festgestellt, dass die
reinen Baukosten gar nicht das Problem
sind – die steigen unterhalb der Inflations-
rate. Auch wenn der Blick auf bestimmte
Kostengruppen und DIN-Normen sicher
nicht schadet, greift der Ansatz der Kom-
mission dennoch zu kurz. Entscheidend
sind doch sämtliche Kosten, die den Bau
einer Immobilie beeinflussen – ich nen-
ne sie daher gerne Herstellungskosten.
In vielen Fällen ist der Staat dabei der
Kostentreiber, etwa indem er die Grund-
erwerbsteuer erhöht, Developergewinne
abschöpft oder einen Nutzungsmix dik-
tiert; teure städtebauliche Verträge gibt es
ja schon länger.
Ein Handlungsfeld für den ZIA?
Wir werden auch bei diesen Kostenblö-
cken Vorschläge machen, wie der Staat
und nicht nur die Immobilienwirtschaft
zur Kostensenkung beitragen kann.
Herr Dr. Mattner, es liegt ein Entwurf des
Bürokratieentlastungsgesetzes vor. Wie
stellt sich der ZIA dazu?
Dazu haben wir
Anfang März Stellung genommen. Posi-
tiv ist, dass viele Reportinganforderungen
überprüft und der Kreis der vom Repor-
ting betroffenen Unternehmen reduziert
werden soll. Der Entwurf greift aber zu
kurz. Zum sinnvollen Entbürokratisieren
gehört, Genehmigungsverfahren im Bau-
und Planungsrecht zu beschleunigen. Das
betrifft Bund, Länder und Kommunen.
Ein anderes Thema ist der Nationale
Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE).
Was gibt es hier seitens des ZIA zu kri-
tisieren?
Der NAPE ist grundsätzlich zu
begrüßen. Bei einigen Punkten muss aber
nachgeschärftwerden. Er geht etwa davon
aus, dass die Rentabilität von Energieeffi-
zienzinvestitionen in der Regel höher ist
als die derzeit zu erzielende Rendite lang-
fristiger Anlagen auf dem Kapitalmarkt.
Der ZIA fordert hier weitere Studien ein,
um die Wirtschaftlichkeit energieeffizi-
enter Sanierungsmaßnahmen sachgerecht
beurteilen zu können. Außerdem ist das
Papier rein aus wohnungswirtschaftlicher
Sicht geschrieben, will also dämmen und
regeln. Kühlung findet keine Betrachtung.
Das Thema „Energiemanagement“
macht einen großen Baustein des NAPE
aus.
Der ZIA hält hier einen Ausbau für
zwingend notwendig. Allerdings muss der
Branche genügend Zeit gegeben werden.
Bis 2018 soll das Gebäudesanierungs-
programm aufgestockt werden ...
Das
ist zwar eine gute Sache, aber die Anfor-
derungen an den künftigen Niedrigst­
energiegebäudebestandmüssen realistisch
ausfallen. Die Erhöhung der vorgesehenen
Fördermittel um200MillionenEuro reicht
auch vor dem Hintergrund, dass das Pro-
gramm stärker auf denNichtwohnbereich
fokussiert werden soll, nicht aus.
Mehr Förderung, weniger Bürokratie
Gebäudesanierungspro-
gramm: 200 Millionen Euro
bis 2018 reichen nicht aus.
Baukostensenkung, Aktions-
plan Energieeffizienz & Co.:
Präsident
Dr. Andreas
Mattner
über die aktu-
ellen Betätigungsfelder
des Zentralen Immobilien
Ausschusses ZIA.
«
Dirk Labusch, Freiburg
„Bei den Kosten, die
den Bau einer Immobilie
beeinflussen, ist oft der
Staat der Kostentreiber.
Dazu werden wir
Vorschläge machen.“
Dr. Andreas Mattner,
ZIA-Präsident
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