Immobilienwirtschaft 4/2015 - page 9

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4.2015
Frank Peter Unterreiner
Wer hat das größte Modell? Diese prestigeträchtige Frage war auf der Mipim
2015 einfach zu beantworten: Stolze 100 Quadratmeter war das Hauptmodell
von Istanbul groß, dazu kamen drei kleinere.
Die Türkei präsentierte sich auf der Immobilienmesse in Cannes eben-
so aufwändig wie selbstbewusst. Ihre heimliche Hauptstadt zeigte sie blau
illuminiert, hinzu kamen Schiffsmodelle, die am Goldenen Horn ihre Kreise
drehten. Dafür fehlte Russland als Aussteller. Doch während die Visionen vom
Krasnador der Zukunft, präsentiert im Stil der 60er Jahre, wohl niemandem
gefehlt haben, dürften zumindest Teile des männlichen Teils der gemeldeten
22.000 Besucher etwas vermisst haben: die übermannsgroßen russischen
Hostessen auf ihren Stilettos.
Der Mensch strebt nicht nur nach Größe, sondern seit dem Turmbau zu
Babel auch nach Höherem oder in die Höhe. Beim Umgang mit Wolkenkrat-
zern zeigte sich der Unterschied zwischen den Kulturen, den verschiedenen
Vorstellungen von Städtebau. Dubai präsentierte die meisten und höchsten
Wolkenkratzermodelle. Klar doch, das war ja auch nicht anders zu erwarten.
London hingegen irritierte viele. Um das stadtbildprägende Hochhaus „The
Gherkin“ im Finanzdistrikt ragten im London-Modell zahlreiche Skyscraper
in die Höhe, die das 180 Meter hohe Gebäude und erst recht London Eye, St.
Paul’s und andere Wahrzeichen der Weltstadt regelrecht erdrückten.
Ohne Hochhäuser kamen auch die Modelle von Städten wie Paris, Göteborg,
Helsinki und das bereits zitierte Istanbul nicht aus. Aber sie waren überwie-
gend in den Außenbezirken platziert und ließen den Innenstädten mit ihren
historischen Monumenten ihre Würde.
kolumne
Groß und hoch
auf der Mipim
Deutscher Immobilien-Kongress
Am 7. und 8. Mai findet im maritim proArte Hotel Berlin der Deutsche Immobilien-Kongress 2015 statt.
Themen sind unter ande-
rem die Mietpreisbremse, das Bestellerprinzip und Zugangsvoraussetzungen für Verwalter sowie die Auswirkungen der Mietrechtsreform 2015
auf die Praxis. Auch wird es um das Thema gehen, wie lange der Wohnungsbau-Boom in Deutschland anhält. Diverse andere Problemstel-
lungen werden wie üblich in den einzelnen Fachforen erörtert, unter anderem dem Forum Bautechnik, Steuern (etwa mit interessanten
Diskussionen zur Erbschaftsteuer), Bau-/Mietrecht etc.
Weitere Informationen gibt es unter
Bereits zum siebten Mal wurden 2015 er-
folgreiche Persönlichkeiten, Unternehmen
und Projekte der Immobilienwirtschaft mit
dem immobilienmanager Award in insge-
samt 14 Kategorien ausgezeichnet.
Informationen dazu finden Sie unter
Kommentar
Das unsichere
Fundament der
Mietpreisbremse
Messlatte für die Mieterhöhung nach
dem Mietrechtsnovellierungsgesetz ist
die ortsübliche Vergleichsmiete. Diese
ist den gesetzlichen Begründungsmit-
teln (unter anderem Mietspiegel) zu
entnehmen. Der qualifizierte Mietspie-
gel kommt aufgrund seiner wissen-
schaftlich basierten Erstellungsmethode
und Anerkennung durch Gemeinden
oder Interessenverbände den tatsäch-
lichen Gegebenheiten in unterschied-
lichem Genauigkeitsgrad nahe. Durch
eine wissenschaftliche Untersuchung
konnten eine Reihe von Schwächen
aus den aktuellen qualifizierten Miet-
spiegeln abgeleitet werden. Diese sind
im Einzelnen:
1. Einheitliche Erstellungsrichtlinien
fehlen
2. Der Umfang der Stichproben-
erhebung ist zu gering
3. Die Einteilung der Wohnlagen
erfolgt nicht einheitlich
4. Beschaffung und Ausstattung
der Wohnungen erfolgen nicht
einheitlich
5. Unterschiedliche Methoden zur
Ermittlung der Wohnfläche zulässig
6. Gemäß § 558 Abs. 2 BGB dürfen
zur Erhebung des Mietspiegels nur
Wohnungen berücksichtigt werden,
bei denen die Mieten in den letzten
vier Jahren neu vereinbart oder
geändert wurden
7. Aus Datenschutzgründen können
Einzelheiten der Stichproben nicht
veröffentlicht werden, somit fehlt
die Transparenz
Die vorgenannten Schwächen konnten
anhand einer detaillierten Betrachtung
der Mietspiegel der Städte Berlin,
München und Stuttgart differenziert
aufgezeigt werden. Wird somit die
Einführung der Mietpreisbremse ein
Rohrkrepierer?
Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner,
Institut für Baubetriebslehre,
Universität Stuttgart
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