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7|2019
Ebrecht:
Maßnahmen und Materialien müssen
individuell auf die Projekte abgestimmt werden.
Es macht beispielsweise keinen Sinn, Gebäudemit
Wärmedämmung zu versehen, wenn die Herstel-
lung des Dämmmaterials jegliche Energiebilanz
aus dem Gleichgewicht wirft. Auch ist projekt-
individuell zu prüfen, ob überhaupt eine Wärme-
dämmung installiert werden sollte – so prägen
historische Fassaden und Städtebau ein Quartier
maßgeblich, weshalb diese zu erhalten sind. Hier
suchenwir alternative energetischeMaßnahmen,
um die ökologische Dimension zu erfüllen. Der
Leitfaden des GdW (siehe Kasten auf S. 54) hat uns
bei der Implementierung sehr geholfen.
Wo treten Spannungen im Unternehmens-
alltag auf, ganz konkret?
Ebrecht:
Veränderungsprozesse führen zwei-
felsohne dazu, dass Menschen ihren gewohn-
ten Alltag verlassen und sich neu strukturieren
müssen. Dies erfordert viel Selbstreflexion und
Überzeugungsarbeit von der gesamten Führungs-
ebene – und zwar jeden Tag aufs Neue. Gerade für
Traditionsunternehmen stellt dies eine besonde-
re Herausforderung dar. Denn einerseits soll die
Tradition bewahrt werden, da sie die Unterneh-
menskultur prägt. Andererseits verlangt die sich
immer schneller wandelnde Gesellschaft Entwick-
lung und Fortgang. Damit unsere Genossenschaft
diesemWettbewerbsdruck standhält, müssenwir
uns intensivmit Entwicklungen, Trends und Inno-
vationen der Branche beschäftigen.
Große-Wilde:
Entscheidend ist innerhalb der Be-
legschaft, dass wir unsere Mitarbeiter auf jeder
Hierarchieebene im Unternehmen in die Umset-
zung der Nachhaltigkeitsstrategie einbinden. Dies
wird über Nachhaltigkeitsreferenten koordiniert,
in Führungskräfterunden und den Stababteilungen
laufend thematisiert, etwa von Nachhaltigkeits-
paten auf operativer Ebene auch in kleinen Son-
derprojekten praktiziert. Kommunikation leben
wir nach dem „Paternoster-Prinzip“ – analog der
offenen, früheren Aufzüge, wo Sie auf jeder Etage
zusteigen oder herausspringen können. So soll es
mit Information und Kommunikation sein: Ob im
gemeinsamen Gespräch innerhalb des Aufzugs
oder beim Ein- und Aussteigen und kurzzeitigen
Mitfahren sind Sie Teil einer sehr offenen Kommu-
nikation. Auch Best-Practice-Beispiele motivie-
ren, Nachhaltigkeit weiter imUnternehmensalltag
zu platzieren.
Welche weiteren Stakeholder binden Sie ein?
Große-Wilde:
Gemäß unseres Förderauftrags
sind die maßgeblichen Stakeholder die Ge-
Quelle Interviewbilder: Sparbau Dortmund/Frauke Schumann
Quelle beider Fotos: Sparbau Dortmund
Was als Selbsthilfeeinrichtung zur Linderung der Wohnungsnot begann, ist heute
eine starke Genossenschaft: 1893 gegründet, betreut die Spar- und Bauverein eG
Dortmund als standortgebundene Wohnungsbaugenossenschaft nahezu 11.600
provisionsfreie Wohnungen, 2.486 Garagen und 82 Gewerbeobjekte im Großraum
Dortmund. Die Wohnungen befinden sich in nahezu allen Stadtteilen Dortmunds
und bilden die Vielfalt genossenschaftlichen Wohnens ab.
SPAR- UND BAUVEREIN EG DORTMUND
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Das Energie-
Plus-Quartier
im Daelweg
in Dortmund-
Schüren liegt nur
ca. zehn Minuten
von der City
entfernt. 2018
errichtete die
Sparbau hier 61
Mietwohnungen
in Geschoss-
wohnbauten
und Einfamilien-
häusern
Renaissance der
Jahrhundert-
wende: In den
innerstädtischen
Quartieren
Unionviertel
und Kreuzviertel
modernisiert
die Sparbau seit
zehn Jahren
verstärkt ihre
Bestände, hier
das Ensemble
Lindemann-/
Essener Straße
nossenschaftsmitglieder. Gerade mithilfe des
Kernziels der Nachhaltigkeit lässt sich aus un-
serer Sicht Mitgliederförderung besonders gut
realisieren und wahrnehmen. Über die Genos-
senschaftsgremien Vertreter, Aufsichtsrat und
Vorstand sowie die Belegschaft wird Mitglieder-
förderung in konkrete Maßnahmen umgesetzt.
Die Geschäftspartner, Dienstleister für unsere
Branchenthemen, die Vertreter aus Stadtverwal-
tung, Politik und Gesellschaft, lokale Akteure vor
Ort sowie die Interessenvertretung und Wirt-
schaftsprüfung über die genossenschaftlichen
Fachverbände gehören ebenfalls zum Kreis der
Stakeholder.