DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2019 - page 46

ENERGIE UND TECHNIK
Simulation von Pflegeabläufen
Insbesondere auch Pflegesituationen stehen im
Fokus der Arbeit im WohnXperium. Die Experti-
se der Partner ermöglicht es, Pflegeabläufe zu
simulieren und dabei die Interaktion zwischen
Pflegekraft, Pflegebedürftigem und räumlicher
Situation zu überprüfen. Auch der Einsatz von
Hilfsmitteln bei der Arbeit mit Patienten kann
simuliert werden. Darüber hinaus können ver-
schiedene Produkte und deren Eignung in typische
Wohnsituationen überprüft werden. Somit kann
festgestellt werden, wie sich die ergonomische
Gestaltung auf die Handhabung auswirkt und in
welcher räumlichen Situationwelches Produkt wie
eingesetzt werden kann und sollte. Hersteller be-
sonders geeigneter Produkte können zielgerichtet
die bei der Produktauswahl relevanten Entschei-
der adressieren (z.B. Handwerker, Architekten,
Bauverantwortliche der öffentlichen Hand und der
Wohnungswirtschaft).
Zur Alterssimulation kann zudem der Alterssimu-
lationsanzug MAX zur Anwendung kommen. Eine
Besonderheit von MAX ist der modulare Aufbau
und die Möglichkeit, die verschiedenen altersbe-
dingten Veränderungen in drei Einschränkungsstu-
fen erleben zu können. Somit kann die Spannbreite
der interindividuellen und intraindividuellen Fä-
higkeiten vom „physiologischen Altern“ bis zum
„pathologischen Altern“ simuliert werden.
Weitere Informationen:
und
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
klung
Was hat Sie dazu bewogen, als wohnungs-
wirtschaftlicher Verband solch ein Test- und
Demonstrationszentrum ins Leben zu rufen?
Die Anpassung des Wohnungsbestands an die de-
mografische Entwicklung ist schon seit längerer
Zeit ein zentrales Handlungsfeld der Wohnungs-
wirtschaft, da der Bedarf an seniorengerechtem
undmöglichst barrierefreiemWohnraum sowie an
intelligenten Assistenzlösungen steigt. Wir haben
in praktischen Umsetzungen jedoch oft feststellen
müssen, dasswichtige Informationen, die die Fach-
akteure eigentlich benötigen, nicht immer verfüg-
bar oder gar bekannt sind. Um zukunftsgewandte
Lösungen bedarfsgerecht umsetzen zu können,
braucht es aber Fach- und Sozialkompetenzen,
die Fachakteuren verschiedener Branchen schnell
und eingängig vermittelbar sind. Genau hier setzt
dasWohnXperiuman: Es bündelt gutes praxisnahes
Wissen der letzten Jahremit demZiel, das Rad nicht
immer neu zu erfinden. Es giltmiteinander zu arbei-
ten, sich zu vernetzen und den gesellschaftlichen
Herausforderungenwie Pflegekräfteverknappung,
Altersarmut oder Zunahme demenzieller Erkran-
kungen entgegenzuwirken.
Ist es deshalb wichtig, z. B. bestimmte Aus-
stattungen oder Pflegeabläufe zu erproben?
Erkenntnisse zur Ausgestaltung von Räumen zu
gewinnen und durch die Veränderung der Erpro-
bungsumgebung überprüfen zu können, ist für
uns sehr bedeutsam. Das WohnXperium verbindet
daher eine breite Fachlichkeit mit hoher Praxisnä-
he. Workshopteilnehmer werden dabei z. B. auf
Vor- und Nachteile bestimmter Ausstattungen
aufmerksamund erlangen das notwendigeWissen,
geeignete Lösungen oder Produkte für vorgefun-
dene bauliche Situationen auswählen zu können.
Außerdemkönnen z. B. Akteure aus demBaubereich
neue Installationsmöglichkeiten und -techniken
entdecken, erlernen und anwenden. Damit entsteht
eineAus- undWeiterbildungsumgebung, die gerade
für den Bereich Handwerk einen Anreiz bietet und
den Stand der Technik darstellt. Das hilft letzlich
auch der Wohnungswirtschaft und ihren Mietern.
Das WohnXperium ist aber keine exklusive
Institution für die Partner ...?
Nein im Gegenteil, wir wünschen uns eine breite
bundesweite Nutzung und Zusammenarbeit. Die
Räumlichkeiten sollen auch für Projekte Anderer
zur Verfügung gestelltwerden. Es besteht dieMög-
lichkeit, entweder nur dieRäume für eigeneWeiter-
bildungsveranstaltungen oder Schulungen zumie-
ten oder Workshops für die eigene Zielgruppe vom
Teamder Partner des WohnXperiums durchführen
zu lassen. Eine individuelle Anpassung der Testum-
gebung ist dafür möglich. Auch können geeignete
Medieninhalte verwendet werden. Darüber hinaus
können die Testflächen für zukünftige Forschungs-
und Entwicklungsvorhaben genutzt werden.
Was sehen Sie als wichtigsten Effekt des
WohnXperiums an?
Im WohnXperium können verschiedene Akteure
ihr Wissen zu benutzergerechten Produkten sowie
innovativer Raumgestaltung erweitern. Das dabei
entstehende Netzwerk von Akteuren unterschied-
licher Branchen bietet die Chance, Synergien zu he-
ben,Wissen zu Produkten und derenAnwendung zu
erweitern. Das Erfolgsrezept dabei ist: Informieren,
Demonstrieren, Erleben und Ausprobieren.
Dies dient letzlich dem gesamten Gemeinwesen
und insbesondere denMietern undMitgliedern der
Wohnungswirtschaft, die in ihrer angestammten
häuslichen Umgebung alt werden wollen – entwi-
ckelt sich doch die Wohnung mehr und mehr zum
dritten Gesundheitsstandort.
Vielen Dank für das Interview.
Die Fragen stellte Olaf Berger.
Interview mit Dr. Axel Viehweger
„Unser
Erfolgsrezept heißt Informieren,
Demonstrieren, Erleben und Ausprobieren
Der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e.V. (VSWG) ist einer
der Treiber des öffentlichen Test- und Demonstrationszentrums namens
WohnXperium. Der VSWG-Vorstand, gleichzeitig Vorstand des gleichnamigen
Vereins, erläutert die Hintergründe für den Aufbau des Zentrums.
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7|2019
Quelle: VSWG, Foto: René Gaens
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