DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2019 - page 37

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7|2019
Von der Kohlenzunge zum attraktiven Wohnquartier:
Die Wiesbadenbrücke ist eine zentrumsnahe künstliche Halbinsel im Westen des Großen Hafens
von Wilhelmshaven. Die 380m lange und 125m breite Insel wurde 1909 als sog. Kohlenzunge
gebaut und mit einer Bekohlungsanlage, Lagern, Gleisen und Magazinen für die Schiffe der Kai-
serlichen Marine ausgestattet. Ihren Namen erhielt sie zu Ehren des 1916 gesunkenen Kleinen
Kreuzers Wiesbaden. Die Insel diente viele Jahre als Stützpunkt für Schnell- und Räumboote
und für die Bundeswehr.
Im Jahr 1962 wurde der vordere Teil der Insel bedeutend ausgebaut. Neben Stabs- und Sozi-
algebäuden, sanitären Anlagen, Magazinen und einem Kesselhaus entstand am Kopfende die
Magnetische Messstelle zur Überprüfung und Regulierung des magnetischen Eigenschutzes
(MES) von Schiffen, d. h. der Verringerung der magnetischen Signatur eines Schiffes, um die
Auslösung von Zündmechanismen von Seeminen und Torpedos zu verringern. Während die
Messstelle bis heute weiter betrieben wird, wurde die militärische Nutzung der übrigen Flächen
im Jahr 2000 aufgegeben. Zunächst erwarb die Stadt Wilhelmshaven 2013 etwa 30.000m
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vom Bund, die dann zusammen mit drei 1969 angelegten Schwimminseln nach einer europa-
weiten Ausschreibung im Mai 2014 an die Spar + Bau verkauft wurden. Anfang 2017 gelang es
der Spar + Bau, den bis 2040 mit der Firma Linde bestehenden Erbbaurechtsvertrag aufzulösen
und eine weitere Teilfläche zu erwerben, sodass bis 2026 in drei Abschnitten nun eine Fläche
von etwa 35.000 m
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mit modernem Wohnraum bebaut werden kann.
Für die städtebauliche Entwicklung wurde 2015 ein Wettbewerb ausgeschrieben, den die
Architekten Peer Möckel und Susanne Kiegelmann aus Recklinghausen gewannen. Bereits
2017 wurde mit dem Abbruch bestehender Gebäude begonnen und nach Räumung von Konta-
minationen und den notwendigen Erschließungsmaßnahmen wurde im April 2019 mit ersten
Gründungsarbeiten begonnen.
DIE HALBINSEL WIESBADENBRÜCKE
35 Mio. € ohne grundbuchliche Absicherung ge-
währt. Krupinski: „Das gibt uns bei der weiteren
Finanzierung bessere Möglichkeiten.“
Investitionen in den Altbestand
Bei aller Freude könnte dieseMillioneninvestition
auch zu Verunsicherungen bei Bestandsmietern
führen und Vorwürfe laut werden, man baue nur
noch für die Schönen und Reichen. Wohler: „Das
ist uns durchaus bewusst. Deshalb ist es umso
wichtiger, dass wir bei den Ausgaben für In-
standhaltungen und Modernisierungen in unse-
remWohnungsbestand keine Abstrichemachen.“
Krupinski ergänzt, dass kontinuierlich wie bisher
etwa 8 Mio. € pro Jahr in die nachhaltige Bestands-
bewirtschaftung investiert werden, „damit auch
dieses Angebot zeitgemäß undwettbewerbsfähig
bleibt“.
Insgeheim hoffen Wohler und Krupinski, dass
es noch einen vierten Bauabschnitt geben wird.
Dafür müsste es gelingen, auch die Fläche an der
Spitze der Halbinsel zu kaufen. Wohler: „Das ist
Zukunftsmusik, denn sie wird weiterhin von der
Bundeswehr genutzt. Wenn sich die Möglichkeit
ergibt, ist es unser Ziel, auch hier Eigentümer zu
werden und dann diese Fläche mit ihrem freien
Blick auf den Hafen sinnvoll zu bebauen.“ Auch
Clevere Lösung: Statt auf-
wendig eine Tiefgarage zu
bauen, wird das Erdgeschoss
bei allen Gebäuden als Parkhaus
genutzt. Die um die Abstellflä-
chen liegenden Räume dienen
als Fahrrad-, Technik- und Ab-
stellräume. An zwei Ecken sind
zudem kleine Gewerbeeinheiten
vorgesehen
In den darüber liegenden
Geschossen befinden sich
gestaffelt die Wohnungen:
Schnitt durch das EG, das 2.,
4. und 6. OG
das würde dann ein Vorhaben, dass nach Wohlers
Worten „nicht unbedingt mit einer Wohnungsge-
nossenschaft verbunden wird“ und der man eher
Häuser mit drei Etagen, Satteldach und quadra-
tischen Fenstern zuschreibe.
Mitgliederzuwachs
Bei der Spar + Bau habe man sich aber nun einmal
bewusst entschieden, „sich nicht zurückzuleh-
nen, Mut zu haben und nicht nur eine Grundver-
sorgung mit Wohnungen, sondern auf Basis des
genossenschaftlichen Gedankens alle modernen
Wohnformen anzubieten.“ Ein Ansatz, der ganz
offensichtlich erfolgreich ist. Wohler: „Wir haben
seit 2012 über 1.000 neueMitglieder gewonnen.“
Der weitaus größte Teil habe sich parallel mit dem
Beitritt zur Spar + Bau gleich in die Interessen-
tenlisten für die modernen und hochwertigen
Wohnungen eintragen lassen.
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