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7|2019
diese WG für vier Personen mit Unterstützungs-
bedarf ist Sabine Brahms besonders stolz: „Das
ist in dieser Form in Hamburg bisher einzigartig“,
betont die Abteilungsleiterin des Quartiers- und
Freiwilligenmanagements. Ein neuer Gemein-
schaftsraum, ein Büro für engagierte Mitglieder
und das Quartiersmanagement vervollständigen
den inklusiven Ansatz.
Die in einer ersten Etage auf rund 165 m
2
Ge-
samtwohnfläche entstandene ambulante Wohn-
Pflege-Gemeinschaft bietet vier Einzelappar-
tements mit 17 bis 25 m
2
Wohnfläche. Diese
verfügen jeweils über eine kleine Küchenzeile,
ein eigenes Bad und einen Balkon. Zusätzlich gibt
es eine Gemeinschaftsfläche mit einer barriere-
freien bzw. rollstuhlgerechten Küche. Zusammen
mit dem Flurbereich entstehen so weitere rund
70 m
2
.
Die ambulante Wohn-Pflege-Gemeinschaft für
Menschenmit Demenz ist imErdgeschoss dessel-
ben Gebäudes auf einer Gesamtwohnfläche von
340 m
2
eingezogen. Dieser Grundriss beinhal-
tet neun barrierefreie Einzelwohneinheiten mit
17 bis 22 m
2
Wohnfläche sowie einem eigenen
Bad mit 4 bis 6 m
2
. Ein Gemeinschaftsraum mit
Gemeinschaftsküche misst weitere rund 70 m
2
.
Daran schließt eine Außenterrasse von knapp
30 m
2
an. Den Bau der neuenWohnformen haben
die Hamburgische Investitions- und Förderbank
(IFB) sowie die Behörde für Gesundheit und Ver-
braucherschutz (BGV) mit finanziellen Mitteln
unterstützt.
Innovative Wohnformen:
selbstbestimmt leben
„Das Konzept der Wohn-Pflege-Gemeinschaft
bietet Menschen mit starken kognitiven Ein-
schränkungen die Chance auf ein Leben in einer
häuslichen Gemeinschaft“, so Vorstand Thomas
Speeth. In der Wohngemeinschaft für Menschen
mit Demenz finden neun Personen mit demenz-
bedingten Fähigkeitsstörungen ein Zuhause.
Sie sind auf Dauer in ihrer Alltagskompetenz
eingeschränkt und damit auf Unterstützung
angewiesen. Hier können die Betroffenen trotz
ihrer Beeinträchtigung länger selbstbestimmt
leben. Sie führen einen gemeinsamen Haushalt
und nutzen Küche undWohnzimmer gemeinsam.
Sie können sich aber auch in ihr eigenes Zimmer
zurückziehen.
Der Mix an verschiedenen Wohnungsgrößen und
die innovativen Wohnformen der neuen Mehr-
familienhäuser in Stellingen bieten sowohl jun-
gen als auch älteren Mietern die passenden vier
Wände – in jeder Lebensphase.
Bei der Neubauplanung hat die Genossenschaft viele Wünsche ihrer Mitglieder
berücksichtigt und umgesetzt
Quelle: Schiffszimmerer-Genossenschaft/Markus Tollhopf
NEUBAU UND SANIERUNG
Die Küche der Mehrge-
nerationen-Wohnge-
meinschaft ist auf die
Bedürfnisse von kör-
perlich eingeschränkten
Menschen ausgerichtet:
Die Schränke können
mit dem Rollstuhl un-
terfahren werden und
die Hängeschränke sind
in ihrer Höhe elektrisch
verstellbar
Quelle: Schiffszimmerer-Genossenschaft/Kristina Wedekind
Um den Ängsten der Bewohner zu begegnen und bei dem Neubauprojekt auf ihre
Bedürfnisse und Wünsche einzugehen, starteten die Schiffszimmerer ein Quar-
tiersprojekt. Über mehrere Monate bezog die Genossenschaft ihre Mitglieder mit
zahlreichen Informationsveranstaltungen und Workshops bei der Neubauplanung
und der Gestaltung der Grünflächen ein. Auf Fragebögen gaben die Bewohner an,
was sie sich für ihr zukünftiges Quartier wünschen. Wie möchte ich im Alter oder bei
Unterstützungsbedarf leben? Barrierefreie Zugänge zu den Wohnungen, rollstuhl-
gerechte Aufzüge, Terrassen und Balkone sowie offene Küchen und Stellplätze für
Kinderwagen, Fahrräder und Rollatoren – die Genossenschaft hat viele spannende
Ideen und wichtige Hinweise der Bewohner berücksichtigt und umgesetzt. Auch ein
gemütliches Plätzchen als Ersatz für die Festwiese wurde gefunden und ein neuer
Kinderspielplatz an anderer Stelle aufgebaut. Der vielfach gewünschte neue Gemein-
schaftsraum bietet heute Platz für gemeinsame Aktivitäten. Eine Quartiersentwickle-
rin hat den Neubauprozess begleitet. Als Ansprechpartnerin vor Ort kümmert sie sich
um eine funktionierende Nachbarschaft.
FÜR DAS QUARTIER, MIT DEM QUARTIER