DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2019 - page 59

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7|2019
Das Wohnungsangebot in Zürich
In Zürich leben die meisten Bürger zur Miete
oder in einer Wohnbaugenossenschaft. Etwa ein
Viertel aller Mietwohnungen sind in öffentlicher
oder gemeinnutziger Hand. Hier entfallen 7,4%
auf die Stadt Zurich, stadtische Stiftungen und
andere offentliche Eigentumer und rund 18%
auf die 123 verschiedenen großen und kleine-
ren Wohnbaugenossenschaften. Rund ein Drittel
sind 1- und 2-Zimmer-Wohnungen, 36% 3-, ein
Funftel 4-Zimmer-Wohnungen, und die restlichen
10% entfallen auf Wohnungen mit funf und mehr
Zimmern.
Die Stadt unterhält drei stadtische Stiftungen,
welche mit offentlichen Geldern Liegenschaften
erwerben oder Neubauten erstellen. So verfugt
die Stiftung fur Alterswohnungen an zentralen
stadtischen Lagen uber ca. 2.000 kleinere, barri-
erefreieWohnungen fur selbststandigeMenschen
ab 60 Jahren, welche keine im Haus integrierten
Pflegedienstleistungen beanspruchen. Die eben-
falls von der Stadt gegründete Stiftung zumErhalt
preisgunstiger Wohn- und Gewerberaume (PWG)
kauft Liegenschaften, entzieht sie damit der Spe-
Für ihr Wohnquartier auf dem sog. Hunziker Areal erhielt die Zürcher
Baugenossenschaft mehr als wohnen den World Habitat Award
kulation und investiert ein Minimum an notwen-
digen Renovierungen. Die rund 1.000 Wohnun-
gen in ihrem Portfolio werden an Haushalte mit
geringen Einkommen vermietet. Die Stiftung fur
kinderreiche Familien bietet ausnahmslos großere
Wohnungen fur einkommensschwache Familien
mit drei undmehr Kindern an. Diese Angebote der
Stadt konnen jedoch der massiven Nachfrage bei
Weitem nicht gerecht werden.
Das erklärte politische Ziel der Stadt Zürich be-
steht darin, diesen Anteil bis zum Jahr 2050 wei-
ter auszubauen. Die Umsetzung ist im Gange und
stellt die Verantwortlichen vor die Frage, wie bei
knappen Baulandreserven eine Verdichtung der
bestehenden Stadt nach innen erreicht werden
kann und Wohn- und Lebensqualitäten sozialver-
träglich gesichert werden können.
Kleine Nische, große Wirkung –
die Wohnbaugenossenschaften
In der Schweiz gibt es rund 2.000 gemeinnützi-
ge Bauträger. Sie besitzen derzeit rund 24.000
Gebäude mit geschätzt zwischen 152.000 und
170.000Wohnungen, was einemMarktanteil von
etwa 4% entspricht. Bei der Volkszählung im Jahr
2000 betrug ihr Anteil allerdings noch 5,1%. Diese
Beobachtung führte schließlich zur Volksinitiative
„Mehr bezahlbareWohnungen“, die der Bundesrat
am21. März 2018 beriet und zur Ablehnung emp-
fahl. Jedoch erkannte der Bundesrat die Notwen-
digkeit an, den gemeinnützigen Wohnungsbau in
der Schweiz langfristig zu stabilisieren und stockte
daher gleichzeitig den „Fonds de Roulement“ mit
einemRahmenkredit von 250Mio. CHF auf. So soll
der gemeinnützige Wohnungsbau seinen Markt-
anteil in Höhe von 4 bis 5% langfristig behalten
(allerdings auch nicht ausbauen).
Städtische Wohnbauförderung in Zürich
Im Jahr 2011 wurde eine Gesetzesvorlage ange-
nommen, welche die Stadtregierung beauftragt,
denAnteil gemeinnutzigerWohnungenbis zumJahr
2050 von aktuell 27%auf einDrittel desMietwoh-
nungsbestandes zu erhohen. Dies heißt nicht, dass
die Stadt diese zusatzlichenWohnungen alle selbst
baut. Der großere Teil dieser Neu- oder Ersatzneu-
bauten soll – mit Unterstutzung der Stadt – von
Wohnbaugenossenschaften errichtet werden.
Quelle: mehr als wohnen
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