DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 1/2019 - page 39

37
1|2019
bereit, das ambitionierte Projekt unter der wissen-
schaftlichen Begleitung vom Fraunhofer-Institut
für Solare Energiesysteme (ISE) umzusetzen.
Obwohl rund ein Drittel der Neubauten in Deutsch-
land mit Solarthermieanlagen ausgestattet wird,
hat dieser oft unterschätzte Baustein für dieWär-
mewende eine Unterstützung bitter nötig: Nach
Angaben des Umweltbundesamtes deckt die So-
larthermie nur rund 1% des Wärmeverbrauchs in
Privathaushalten ab.
Mikrowärmenetz mit intelligentem
Wärmemanagement
Die Sonnenkollektoren sind natürlich nicht die
alleinige Komponente des Mikrowärmenetzes –
zu dem energetischen Konzept gehören auch ein
kondensierendes BHKW sowie ein gasbetriebener
Spitzenlastkessel.
Die erzeugteWärmewird in zehn Speichern gehal-
ten, die zwischen 1.200 und 1.700 l Wasser fassen
können. In Anbetracht der 76 Flachkollektoren, die
eine Gesamtfläche von 191m
2
auf den Dächern
belegen, ergibt sich somit eine Auslegung von
50 l/m
2
Kollektorfläche.
Die Nennleistung der Kollektoren liegt bei rund
150 kW an thermischer Energie. Das BHKW er-
bringt 20 kW
el
und 47 kW
th
, der Spitzenlastkessel
In Freiburg im Breisgau hat der Bauverein
Breisgau ein denkmalgeschütztes Gebäude-
ensemble mit einer Solarthermieanlage
ausgestattet
noch einmal 450 kW. JedeWohnung ist zudemmit
einer modifizierten Wärmeübergabestation ver-
sehen worden, die dank zusätzlich eingebautem
Thermostatventil mit Feinfühler imWarmwasser-
austritt einemöglichst niedrige Rücklauftempera-
tur im Heizungsnetz (Primärkreis) garantiert. So
bleibt auch bei kurzzeitigen Zapfvorgängen, wie
z.B. beimHändewaschen, die Rücklauftemperatur
während derWarmwasserbereitung konstant nied-
rig. Dies ist wichtig, umdie Temperaturspreizung in
den Speichernmöglichst hoch zu halten, wodurch
sich insbesondere der Solarertrag optimieren lässt.
Das Wärmemanagement des gesamten Heizsys-
tems erfolgt über dezentrale Kontrollsysteme und
ist so ausgerichtet, dass die Solarwärme sowohl
bevorzugt eingespeist als auch dezentral ver-
braucht wird. So kann überschüssige Wärme, die
von den Speichern in einemGebäudeteil nichtmehr
aufgenommen werden kann, in die Ringleitung
eingespeist und über die Zentrale an alle Häuser
verteilt werden. Der vom BHKW erzeugte Strom
wird denMietern über eine Tochtergesellschaft des
Bauvereins Breisgau, der „Energieversorgungsge-
sellschaft Bauverein Breisgau“, für den Eigenver-
brauch angeboten (siehe DW 4/2017, S. 34). Sie
rechnet den Strom allerdings nicht direkt mit den
Mietern ab, sondern verkauft ihn an den Bauver-
ein, der die Kosten an seine Mieter weiterreicht.
So haben die Bewohner für alle Abrechnungen nur
einen Ansprechpartner.
Komplexe Einflussgrößen für den
Heizenergiebedarf
Die besondere Problematik bei dem Projekt mit
hybridemHeizkonzept lag zumeinen in der Ermitt-
lung des Heizenergiebedarfs –mit der Umstellung
von Etagen- und Einzelofenheizung auf die zentra-
le Wärmeversorgung galt es, den Heizenergiebe-
darf des gesamten Ensembles zu ermitteln. Dazu
wurde insbesondere auf die Verbrauchsdaten
Bauherr:
Bauverein Breisgau eG, Freiburg
Initiatoren:
Stadt Freiburg im Breisgau/
Umweltschutzamt
Wissenschaftliche Begleitung:
Fraunhofer ISE, Freiburg
Planung/Bauleitung:
TGA Planungs-
gruppe, Freiburg
Förderung:
Badenova Innovationsfonds,
Freiburg
BAUTAFEL
1...,29,30,31,32,33,34,35,36,37,38 40,41,42,43,44,45,46,47,48,49,...76
Powered by FlippingBook