DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 1/2019 - page 35

33
1|2019
Alle Balkone sindmit einer integrierten Belüftung
und Entwässerung ausgestattet. Die Farbgebung
der Anlage lässt sich individuell anpassen. In der
Lübzer Chaussee setzte die WOBAU Parchim mit
kräftigen, warmen Tönen Akzente.
Von der Planung bis zur Abnahme
Im Vorfeld der Baumaßnahme war es wichtig, die
Mieter in das Vorhaben mit einzubeziehen und
möglicheWünsche oder Vorbehalte zu berücksich-
tigen. So wurde seitens der WOBAU Parchim eine
Mieterinformationsveranstaltung organisiert. Das
Planungskonzept wurde in enger Abstimmung
zwischen den Verantwortlichen der Wohnungs-
baugesellschaft sowie den Technikern bei Balco
ausgearbeitet. Für einen ersten Eindruck der spä-
teren Balkonanlage amBestandsgebäude wurden
Fotomontagen erstellt. Anhand dieser ließen sich
Farben und Materialien nochmals überprüfen.
Jede Balkonkonstruktion ist ein Unikat und die
Anforderungen an die Tragfähigkeit sind abhän-
gig von Position und Abmessungen. Auch deshalb
müssen die Berechnungen für Befestigungen und
andere technische Details individuell erfolgen. Auf
Grundlage dieser Parameter entstehen die exakten
Zeichnungen für die Balkone. Nach der genehmig-
ten Statik und der Baugenehmigung werden die
Balkone innerhalb von ca. 12 Wochen produziert
und auf die Baustelle geliefert. Die Montage er-
folgt i. d. R. durch spezialisierte Partnerunterneh-
men des Herstellers.
In die Nachrüstung der Balkone imNordosten Par-
chims investierte die WOBAU rund 1,87 Mio. €.
„Die Kosten für die Modernisierung können wir
nicht komplett auf unsere Mieter umlegen, da
die ortsübliche Miete dann überschritten würde.
Wir haben uns daher entschieden, dieMiete in der
Lübzer Chaussee um25 € zu erhöhen“, erklärt Ge-
schäftsführerin Behrend.
Das Wohngebiet ist nicht das einzige Balkonpro-
jekt, das die WOBAU Parchim in den vergangenen
Jahren erfolgreich durchgeführt hat. ImQuartier
Westring in Parchim beispielsweise wurden im
Auftrag der Wohnungsbaugesellschaft weitere
60 Wohneinheiten mit attraktiven, verglasten
Balkonen ausgestattet. Auch dort freuen sich die
Bewohner über einen zusätzlichen Raum, den sie
das ganze Jahr über nutzen können.
Frau Behrend, die WOBAU hat sich dazu
entschlossen, in ihren Bestandsgebäuden in
der Lübzer Chaussee nachträglich Balkone
anzubringen. Welche Überlegungen liegen
dieser Entscheidung zugrunde?
Die WOBAU hat sich für eine Balkonnachrüstung
entschieden, weil damit das Quartier deutlich
aufgewertet wurde und die Wohnungen in ihrer
Qualität deutlich verbessert wurden. Die Ver-
mietbarkeit oder Nachfrage hat sich durch diese
Maßnahme enorm verbessert. Der Leerstand in
diesemQuartier ist insgesamt deutlich gesunken.
Welchen Weg haben Sie nach dieser
Entscheidung zu den fertigen Balkonen
beschritten?
Nach der Entscheidung in unseren Aufsichtsgre-
mien zum Anbau von Balkonen erfolgte eine öf-
fentliche Ausschreibung. Aus den eingereichten
Angeboten wurde derjenige Anbieter mit dem
schlüssigsten Konzept und dem besten Preis er-
mittelt und imAnschluss die Unterlagen für einen
Bauantrag zusammengestellt. Nach der geneh-
migten Statik und der Baugenehmigung konnte
der Anbau starten. Nach nur etwa vier Wochen
Bauzeit waren die Balkone fertig und die Mieter
konnten die angebaute Fläche vollumfänglich
nutzen.
Welche Herausforderungen sind Ihnen bei
diesem Prozess begegnet und wie sind Sie
mit ihnen umgegangen?
Beimgesamten Planungs- und Durchführungspro-
zess haben wir Unterstützung aus unseren Gre-
mien erhalten. Doch auch die Mieter haben ihren
Teil dazu beigetragen, dass das Projekt gelingt.
Wir haben sie regelmäßig über alle geplanten
Maßnahmen informiert und ihreWünsche und Be-
dürfnisse größtmöglich berücksichtigt. Dadurch
haben unsere Mieter überwiegend wohlwollend
mitgemacht.
Nach welchen Gesichtspunkten fällt die
Entscheidung für einen offenen oder
verglasten Balkon?
Das Preis-Leistungs-Nutzungsverhältnis ist für
eine solche Entscheidung ausschlaggebend: Bei
überschaubaren Mehrkosten gegenüber offenen
Balkonen entscheiden wir uns im Sinne unserer
Mieter für die geschlossene Variante. Sie bietet
den Bewohnern mehr Flexibilität, sodass die
Balkone auch im Winter oder bei Regen genutzt
werden können.
Vielen Dank für das Interview.
Die Fragen stellte Ralf Schmidt.
Interview mit Gerda Behrend
„Die Nachfrage hat sich enorm verbessert“
Die WOBAU Parchim hat im Nordosten der mecklenburg-vorpommerschen
Stadt neun Gebäude mit Balkonen nachgerüstet. Die Hintergründe dazu
erläutert Gerda Behrend, Geschäftsführerin des Wohnungsunternehmens.
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Quelle: WOBAU Parchim
1...,25,26,27,28,29,30,31,32,33,34 36,37,38,39,40,41,42,43,44,45,...76
Powered by FlippingBook