DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 1/2019 - page 46

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1|2019
Tag der Wohnungswirtschaft
Mehr Raum für Miteinander
Die deutsche Wohnungswirtschaft steht vor großen Herausforderungen: Die Aufgaben in den Bereichen
Klimaschutz, Digitalisierung, Wohnungsmangel, Stadt-Land-Unterschiede, altersgerechter Umbau oder
Integration werden immer komplexer – und sie erfordern immense Investitionen. Die Politik liefert aus
Sicht der Branche jedoch zu wenig Antworten auf die drängenden Zukunftsfragen. Beim Verbandstag des
GdW plädierten Experten deshalb für mehr Toleranz und einen nationalen Plan für ein neues Miteinander.
OB – Beim Tag der Wohnungswirtschaft des GdW
Bundesverband deutscher Wohnungs- und Im-
mobilienunternehmen e. V. am 14. November
2018 in Berlin ging es unter dem Motto „Mehr
Raum für Miteinander“ um nichts Geringeres als
die Wohnzukunft Deutschlands. Die aktuellen
politischen Themen standen dabei im Vorder-
grund. Die Wohnungswirtschaft solle immer noch
mehr tun und immer schneller handeln, immer
mehr gesellschaftliche Aufgaben übernehmen
und Probleme lösen. Wer aber all die Aufgaben
finanzieren solle, dafür habe die Politik keinen
realistischen Plan, kritisierte GdW-Präsident Axel
Gedaschko denn auch beim Auftakt des Tages der
Wohnungswirtschaft.
Die politischen Akteure würden sich offensicht-
lich in Paralleluniversen bewegen, meinte der
GdW-Präsident und machte seiner Fassungslo-
sigkeit über Ideen, wie die eines Mietenstopps
für öffentliche Wohnungsunternehmen oder den
Forderungen nach einer starken Einschränkung
der Mietanpassungsmöglichkeiten nach Moder-
nisierung, Luft. „Ideologische Engstirnigkeit hilft
dem bezahlbaren Wohnen nicht.“
Integrierte statt sektorale Politik
„Bezahlbares Bauen und Wohnen ist keine Ein-
bahnstraße. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe“,
betonte Axel Gedaschko. „Das, was weder von
den Mietern noch den Vermietern wirtschaftlich
oder sozialpolitisch tragbar ist, muss der Staat
schultern.“ Der GdW-Präsident forderte, endlich
die staatspolitischen Ziele und ihre finanziellen
Folgen zusammen zu denken. Stattdessen herr-
sche politisches Durchwursteln vor. Gebraucht
werde vielmehr z. B. „eine kluge Klimapolitik
4.0 mit einer spürbaren sozialen Komponente“,
sagte er.
Hier zeige sich auch das andauernde Dilemma
dieser Politik, denn nach der bisherigen Methodik
sei ein Erreichen der Klimaziele für gesellschaft-
lich verantwortlich handelnde Wohnungsunter-
nehmen sowohl wirtschaftlich als auch sozial
nicht umsetzbar. „Mit den Instrumenten des
Mietrechts, das nur die reine Verteilung von
Kosten regelt, kann man dieses Problem nicht
lösen“, so Gedaschko. Der einzige Ausweg sei
die Finanzierung der sozial und wirtschaftlich
nicht mehr tragbaren Kosten durch staatliche Hil-
fen. „Die Bundesregierung muss umgehend ihre
bisherige Effizienzstrategie evaluieren und die
genauen Kosten der einzelnen CO
2
-Vermeidungs-
maßnahmen analysieren. Zweitens muss bei der
KfW das am stärksten gefördert werden, was am
wenigsten kostet und am meisten CO
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einspart.
Und nicht umgekehrt. Drittens muss endlich jen-
seits von Lippenbekenntnissen der Rechtsrahmen
MARKT UND MANAGEMENT
GdW-Geschäftsführer Dr. Christian Lieberknecht, GdW-Hauptgeschäftsführerin Inge-
borg Esser und GdW-Präsident Axel Gedaschko vor den Delegierten des Verbandstags
Quelle aller Fotos: GdW, Foto: Tina Merkau
Die Runde der Staatssekretäre diskutierte mit Moderator Mitri Sirin
die aktuellen politischen Vorhaben
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