Die Wohnungswirtschaft 4/2019 - page 55

Noch eine ganz andere Frage bewegt uns: Wie können wir uns im „War for
Talents“ gegen andere Branchen behaupten? Wir brauchen vor dem Hin-
tergrund der Digitalisierung Mitarbeiter mit einem digitalen Mindset. Um
geeignete junge Leute zu gewinnen und mit anderen Branchen mithalten
zu können, müssen wir attraktive mobile Arbeitsplätze und flexible Arbeits-
zeitmodelle anbieten. Dies alles kostet Geld, was über die Mieten refinan-
ziert werden muss. Leider lässt uns die Politik dabei vollkommen im Stich.
Da heißt es lediglich: „Ihr müsst halt schauen, wie ihr damit zurechtkommt.“
Die Sichtweise der Politik beschränkt sich auf die quantitative Versorgung
mit Wohnungen, die in der Tat in Ballungszentren extrem angespannt ist.
Düsseldorf gehört sicherlich zu den Hotspots bei der Wohnungsnachfrage.
Im Unterschied beispielsweise zu Berlin gibt es in Düsseldorf kaum noch
freie Flächen für den Wohnungsneubau, da die Stadt flächenmäßig eher
klein ist. Gleichwohl gibt es Baurecht für knapp 15.000 Wohnungen, die
man relativ schnell errichten könnte, wenn es u.a. nicht Schwierigkeiten
bei der Akzeptanz von Wohnungsbau vor der Haustür gäbe.
Ein zweites Problem ist, dass über viele Jahre hinweg im falschen Seg-
ment gebaut wurde. Entstanden ist vor allem hochpreisiges Wohneigen-
tum mit Einstiegspreisen ab 5.000 €/m
2
und Wohnflächen von 140 m
2
und
mehr. Dieses Segment ist gesättigt, während sich der Mangel an günstigen
Wohnungen verschärft. Nordrhein-Westfalen hat eine ausgesprochen gute
Förderung beim Bau von Sozialwohnungen. Aber was fehlt, sind die ent-
sprechenden Flächen. Deshalb ist es wichtig, das Umland einzubeziehen.
Allerdings ist das Thema der Pendlerströme ungelöst – den Verkehrsinfarkt
in Nordrhein-Westfalen kennt ja jeder. Wenn man am Morgen von Essen
nach Düsseldorf gelangen will, nimmt man am besten den Hubschrauber.
Damit Städte, die etwas weiter draußen liegen, an Akzeptanz gewinnen,
muss die Verkehrsinfrastruktur sehr stark verbessert werden.
Eine andere Herausforderung liegt darin, unsere Unternehmen fit für die
Zukunft zu machen. Die Anforderungen an die künftigen Mitarbeiter werden
sich auch im Zusammenhang mit der Digitalisierung deutlich verändern. Vor
allem aber müssen wir junge Leute für unsere Branche gewinnen. Leider
Gottes hat die Wohnungswirtschaft nach wie vor ein angestaubtes Image,
obwohl der Beruf eigentlich hochattraktiv ist. Ziel muss es daher sein, uns in
die Köpfe derer zu versetzen, die wir gewin-
nen wollen. Wir haben z.B. einen Generation-
Y-Workshop durchgeführt, in dem die jungen
Leute beispielsweise ihre Vorstellungen zum
idealen Arbeitsplatz formulierten. Anschlie-
ßend organisierten wir eine Zukunftswerk-
statt, in der unsere komplette Mannschaft
Themen zusammengetragen hat, die aus
ihrer Sicht für den zukünftigen Unterneh-
menserfolg wichtig sind.
Davon haben wir inzwischen eine ganze Reihe umgesetzt. Weiterhin wur-
den die Führungskräfte gecoacht, damit sie den an sie gestellten Ansprü-
chen gerecht werden. Und wir haben Team- und Gruppenleiter installiert
sowie Projektteams kreiert. Wichtig ist es, jungen Leuten Verantwortung
zu übertragen und ihnen zu zeigen, dass es nicht schlimm ist, wenn einmal
etwas schiefgeht. Experimentieren ist ausdrücklich erlaubt.
Wir haben uns auch am Wettbewerb Great Place to Work beteiligt – die
DW hat darüber berichtet. Das hat beispielsweise dazu geführt, dass wir
jetzt Initiativbewerbungen von kompetenten Fachkräften erhalten, die
bei Wettbewerbern beschäftigt, dort aber offenbar nicht ganz glücklich
sind. Die Auszeichnung nehmen sie offenbar als Zeichen wahr, dass wir
zukunftsfähig aufgestellt und ein hervorragender Arbeitgeber sind. Inso-
fern kann ich anderen Unternehmen nur ans Herz legen, sich ebenfalls an
diesem Wettbewerb zu beteiligen.
Thomas Hummelsbeck, Geschäftsführer, Rheinwohnungsbau GmbH, Düsseldorf
Warum Fehlerkultur so wichtig ist
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