Die Wohnungswirtschaft 4/2019 - page 40

ENERGIE UND TECHNIK
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wurden. Das BDM erleichtert das Handling der
Verkehrssicherungspflichten deutlich und sorgt
gleichzeitig für mehr Sicherheit in diesemBereich.
Auch in Sachen Instandhaltung ermöglicht ein
gut gepflegtes Bestandsdatenmanagement eine
fundierte Planung: Darüber können Wohnungs-
unternehmen analysieren, wann welche Instand-
haltungsmaßnahme fällig wird und wie hoch die
Kosten sein werden. Nicht zuletzt lässt sich per
BDMverhindern, dass Garantie- oder Gewährleis-
tungsfristen ungenutzt verstreichen: Ein kleines
Versehen, das imArbeitsalltag in der Immobilien-
wirtschaft jedoch schnell passiert. Die Folge kann
sein, dass Wohnungsunternehmen über das Jahr
hinweg immer wieder Reparaturen selbst zahlen,
die noch unter die Gewährleistung gefallenwären –
oder sie erst dann vornehmen lassen, wenn die
Garantie gerade abgelaufen ist. Das verursacht
vermeidbare Kosten, die sich mit gut gepflegten
Bestandsdaten vermeiden lassen und bestehende
Sicherheiten ausschöpfen.
Vom Konzept zur Datenerfassung
Doch wo anfangen: Wie kann ein Wohnungsun-
ternehmen am besten mit einem integrierten
BDM-System durchstarten? Am Anfang steht die
Konzeptarbeit. Wohnungsunternehmen, die ein
Systemwie z. B. die Aareon Smart World einführen
wollen, sollten sich gleich zu Beginn überlegen,
wofür sie die Daten nutzen und in welchen Pro-
zessen sie damit arbeiten möchten. Es gilt, eine
digitale Roadmap für dieses Projekt zu entwickeln.
Daraus ergibt sich, welche Daten später erfasst
werden und in welcher Tiefe. Diese Vorüberle-
gungen bestimmen die Grundstruktur, nach der
das Bestandsdatenmanagement schließlich aus-
geprägt wird.
Insgesamt gibt es fünf Ebenen von Ausstattungs-
merkmalen, die in einem IT-gestützten BDM-
System erfasst werden können:
• Wirtschaftseinheitsebene: Spielplatz, Außen-
anlage, Parkhaus etc.
• Objekt-/Gebäudeebene: Aufzug, Schließanlage,
Briefkasten, Kellerräume etc.
• Wohnungsebene: Anzahl der Räume, Bodenbe-
lag, Heizungsart etc.
• Raumebene: Sanitärausstattung, Rauchmelder
etc.
• Elementebene: Dusche, Fußbodenheizung, WC,
Waschbecken etc.
Um die Daten erstmalig ins System einzupflegen,
gibt es mehrere Wege. Viele Wohnungsunter-
nehmen arbeiten zunächst beispielsweise mit
einem Standardsatz von Ausstattungsdaten je
Wohnungsgröße, die ins BDM-Systemeingespielt
werden. Ist ein Mitarbeiter dann das nächste Mal
im Objekt unterwegs, kann er den Datensatz mit
der reellen Situation vor Ort abgleichen und auf
die individuelle Einheit anpassen. Eine andere
Option ist, dass die Mitarbeiter die Daten sukzes-
sive immer dann initial erfassen, wenn sie eben
gerade im Haus, in einer Wohneinheit oder in
den Außenanlagen unterwegs sind, wie z. B. bei
der Wohnungsabnahme oder Verkehrssicherung.
Wenn es dagegen besonders schnell gehen soll und
die Daten objektweise in kurzer Zeit eingepflegt
werden sollen, bietet sich die Zusammenarbeit
mit einem externen Dienstleister an. Er kann das
Wohnungsunternehmen bei diesem Projekt tem-
porär unterstützen. Es entsteht also ein gewisser
Initialaufwand. Mit Blick auf die zahlreichen Vor-
teile, die ein integriertes undmobiles Bestandsda-
tenmanagement bietet, überwiegt der Mehrwert
für die Zukunft nachhaltig.
BDM als Basis für BIM
Mit Blick in die Zukunft bildet der Pool an erfass-
ten Bestandsdaten die Basis für die Nutzung von
Building InformationModeling (BIM). Hierbei geht
es um die Planung, Ausführung und Bewirtschaf-
tung von Gebäuden mithilfe eines dynamischen
Datenmodells. Dabei werden die Gebäudedaten
über den gesamten Lebenszyklus digital erfasst,
vernetzt und in einem mehrdimensionalen, vir-
tuellen Gebäudemodell visualisiert – bis hin zum
digitalen Zwilling. Ergänzungen oder Änderun-
gen am, im oder rund um das Gebäude werden in
das Datenmodell des Hauses eingetragen, sodass
sich automatisch auch die Visualisierung ändert.
Möchte ein Wohnungsunternehmen die Vortei-
le von BIM nutzen, kann es die bereits erfassten
Bestandsdaten um weitere Zusatzinformationen
ergänzen. Beispielsweise können so Sanierungs-
prozesse weiter optimiert werden undWohnungs-
unternehmen sowie beteiligte Gewerke von den
Visualisierungsmöglichkeiten und einer automa-
tisch transparenten Prozesskette profitieren. So
ist das BDM letztlich eine gute Ausgangssituation
für den zukünftigen Einstieg in BIM.
Über mobile Endgeräte können Mitarbeiter von unterwegs die Daten der Bestandsgebäude aktualisieren
und den Kollegen im Büro z. B. eine genau Auskunft bei Mieteranfragen ermöglichen
Quelle: Vizilla/shutterstock.com
Die Wohnungsbaugesellschaft Wesermarsch mbH nutzt das mobile Wohnungsmanage­
ment von Aareon für Wohnungsabnahmen und -übergaben sowie die Pflege ihrer
Bestandsdaten. Zusätzlich wird diese Lösung um ein Zähler- und Schlüsselmanage-
ment ergänzt.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor liegt für Udo Ulrich, verantwortlich für mobile Lösungen
bei der Wohnungsbau Wesermarsch, in der Integration: „Die Lösung greift nahtlos mit
unserem ERP-System Wodis Sigma und dem Service-Portal Mareon ineinander. Einmal
in das mobile Endgerät eingegeben, werden alle Daten automatisch an das ERP-System
übertragen.“ Weitere Vorteile sieht Ulrich in der Beschleunigung der Prozesse. Sie er-
möglichen eine Wohnungsübergabe in weniger als der Hälfte der Zeit, die der Vorgang
normalerweise in Anspruch nimmt. Das mobile Bestandsdatenmanagement ermöglicht
den Mitarbeitern, Daten zur Wohnungsausstattung vor Ort zu aktualisieren.
BESTANDSDATENMANAGEMENT IN DER PRAXIS
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