Die Wohnungswirtschaft 4/2019 - page 34

ENERGIE UND TECHNIK
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4|2019
Studie „Wärmecontracting“
Zukünftige energetische Maßnahmen
fokussieren auf die Heizungsoptimierung
Der Klimaschutzbericht 2017 der Bundesregierung prognostiziert für 2020 eine Reduktion der CO
2
-
Emissionen von 32% statt der geplanten 40%. Deshalb wurde für 2030 mit 55% die CO
2
-Minderung
ambitioniert neu definiert. Auch wenn der Gebäudesektor im Jahr 2014 schon eine CO
2
-Reduktion von
43% erreichte, sind die Ziele für 2030 und 2050 nur mit weiteren erheblichen Anstrengungen erfüllbar.
Diese Entwicklung erfordert ein Umdenken auch
in der Immobilienwirtschaft. Da ein Großteil der
Geschosswohnungsbauten in Deutschland (wenn
auch möglicherweise mit weniger als 10 cm) ge-
dämmt wurde und der Grenznutzen immer dicke-
rer Wärmedämmungen erreicht wird, liegen die
zukünftigen Effizienzsteigerungen in der Opti-
mierung der Anlagentechnik.
Je nach abzulösender Altanlage ermöglicht schon
eine Brennwerttechnik mit solarthermischer
Warmwasserbereitung eine Primärenergieein-
sparung von bis zu 40%. Investitionen in die An-
lageneffizienz haben zudemeinen besseren äqui-
valenten Energiepreis (Kosten der eingesparten
kWh Endenergie) und auch geringere Kosten pro
eingesparter Tonne CO
2
als eine Investition in eine
dicke Wärmedämmung der Gebäudehülle.
Anlagenkataster schafft Transparenz
Die Fokussierung auf die Anlagentechnik ist nicht
nur ökologisch geboten, sondern auch zwingend
erforderlich, damehr als die Hälfte der Heizungs-
anlagen im Wohnungsbau älter als 20 Jahre sind
und in den nächsten Jahren ausfallen werden
(Abb. 1).
Um eine verlässliche Entscheidungsgrundlage zu
besitzen, ist der Aufbau eines detaillierten Anla-
genkatasters zwingend erforderlich. Für wichtige
Bestandsquartiere sollten zudem energetische
THEMA DES MONATS
Prof. Dr. Norbert Raschper
EBZ Business School, Bochum
Geschäftsführender Gesellschafter
der iwb Immobilienwirtschaftli-
chen Beratung mbH,
Braunschweig
ABB. 1: ALTERSSTRUKTUR VON HEIZUNGSANLAGEN IM WOHNUNGSBAU
Ölheizung
Gasheizung
50%
45%
40%
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
bis 1978
1979 bis 1982 1983 bis 1990 1991 bis 1997 1998 bis 2016
Baujahre Anlagenbestand Zentralheizungen
Quelle: Statista.com, Stand 2016
ABB. 2: HANDLUNGSOPTIONEN WÄRMEVERSORGUNG
Wärmelieferung
Eigenversorgung
Eigene Heizungsanlage
Mieter
Tochter
Dienstleister
Mieter
Wärmeproduktion
durch Dritte
Investitionen über Kaltmiete
Betriebskosten über
Heizkostenabrechnung
Investitionen und Betrieb
über Wärmelieferpreis
Prüfung Kostenneutralität
nach BGB
Quelle: iwb
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