Die Wohnungswirtschaft 7/2018 - page 44

ENERGIE UND TECHNIK
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7|2018
Übergabestationen unterzubringen waren. Um
dem schwankenden Wärmebedarf der großen
Wohnanlage auf möglichst wirtschaftliche Weise
Rechnung tragen zu können, kamen drei Pellets-
kessel und ein Gasbrennwertgerät zur Abdeckung
der Spitzenlasten von der Firma Windhager zum
Einsatz. Für die stetige Versorgungmit Warmwas-
ser wird die Anlage durch einen Pufferspeicher mit
einem Volumen von 1.000 l mit Frischwassersta-
tionen ergänzt. In den Übergabestationen stehen
außerdem zwei weitere Pufferspeicher.
Wirtschaftliche Kaskadenlösung
Es galt zu berücksichtigen, dass die benötigte
Heizwärme in einem großen Wohnobjekt stark
schwankt. Am frühen Morgen sowie ab den
Nachmittagsstunden steigt der Wärmebedarf an,
während er tagsüber eher niedriger ist. Ähnlich
verhält es sich im nächtlichen Betrieb. Um eine
möglichst ökonomische Lösung zu erzielen, ent-
schiedman sich in Haus 1/2 für den Einbau zweier
in Kaskade geschalteter Pelletskessel mit einer
Gesamtleistung von 120 kW. Damit passt sich die
Anlagemit ihremgroßenModulationsbereich von
18 – 120 kWdemWärmebedarf des Gebäudes an.
Das reduziert nicht nur den Verbrauch, sondern
auch die Anzahl der Brennerstarts erheblich. Zu-
dem reicht während der Sommermonate i.d.R. der
Betrieb eines einzelnen Kessels zur Warmwasser-
bereitung aus. Der zweite Kessel muss dann nicht
in Betrieb gehen.
Ein weiterer Vorteil der Kaskadenlösung liegt in
der hohen Betriebssicherheit. Sollte ein Kessel
ausfallen, lässt sich die Wärmeversorgung mit
dem zweiten aufrechterhalten. So ist auch im
Falle von Wartungs- und Reparaturarbeiten der
fortlaufende Heizungsbetrieb garantiert. Um
eine möglichst gleichmäßige Inanspruchnahme
der Wärmeerzeuger zu gewährleisten zu können,
wird der Führungskessel nach einer festgelegten
Anzahl von Betriebsstunden jeweils gewechselt.
In Haus 4 und 5 – dem Gebäude mit den Lofts
und dem Achtfamilienhaus – kam ebenfalls ein
Pelletkessel sowie ein Gasbrennwertgerät mit
einer Leistung von 65 kW für die Zuschaltung
für Spitzenlasten zum Einsatz. Mit jeweils einer
Übergabestation in den Häusern 4 und 5 ist die
Wärmeverteilung gesichert.
Durch die Kombination von Brennwerttechnik und
modulierender Betriebsweise verfügt das Brenn-
wertgerät über einen niedrigen Brennstoffver-
brauch. Er nutzt die in den Abgasen enthaltene
Energie und erreicht damit Normnutzungsgrade
von bis zu 110%. Sein modulierender Vormisch-
brenner ermöglicht eine stufenlose Leistungs-
anpassung an den tatsächlichen Wärmebedarf.
Bereits ab 20% der Nennwärmeleistung richtet
das Gerät seine Kesselleistung genau nach der
benötigten Energiemenge aus. Im Gegensatz zu
konventionellen Brennern fallen so häufige Ein-
und Ausschaltphasen weg.
Vom Lager zum Kessel –
die Pelletförderung
Die Heizungsanlagen in beiden Heizräumen wer-
den von zwei separaten Pelletlagern versorgt, die
außerhalb der Heizräume liegen. Für den Transport
wurden jeweils Fördereinrichtungen mit Sonden-
Sauglösungen installiert. Für Haus 1 und 2 wurde
eine Lösung mit 2×8 Entnahmestellen gewählt,
in Haus 4 und 5, in dem nur ein Kessel installiert
wurde, kam eine Lösung mit 1×8 Sonden zum
Einsatz. In Gebäude 1/2 musste eine notwendige
Förderstrecke von ca. 20m überbrückt werden. In
Gebäude 4/5 beträgt die Förderstrecke 10m.
Der Vorteil eines Saugsystems mit mehreren Son-
den ist, dass auch ein ebenes Pelletslager ohne
Raumschrägen vollständig geleert wird. So lässt
sich bis zu einemDrittel mehr an Brennstoff einla-
gern – bei gleichem Platzbedarf. Die Sonden wer-
den gleichmäßig auf dem Boden des Lagerraums
verteilt. Eine automatische Umschalteinheit sorgt
dafür, dass die einzelnen Sonden abwechselnd in
Betrieb genommen werden und so das Pellet-
lager gleichmäßig leeren. Das System arbeitet
dabei wartungsfrei. Bei Bedarf kann auch eine
Spülung der einzelnen Leitungen vorgenommen
werden. Das gewährleistet eine reibungslose Zu-
führung von Pellets in den Wärmeerzeuger; die
Blockierung des Transportwegs ist damit quasi
ausgeschlossen. Eine solche Spülung wird dann
vorgenommen, wenn der Vorratsbehälter des Kes-
sels nach 6-maligemAnsaugen noch nicht voll ist.
Dabei erfolgt eine Änderung der Flussrichtung um
180°, Vor- und Rücklauf werden quasi getauscht.
Dieser Spülvorgang dauert ebenso lange wie das
Ansaugen der Pellets: nämlich zwischen – indivi-
duell einstellbaren – 120 bis 300 Sek. Anschlie-
ßend wird sofort auf die nächste Ansaugsonde
gewechselt, umdie dauerhafteWärmeversorgung
zu gewährleisten. Falls gewünscht, lässt sich die
Lagerfläche auch in zwei Zonen unterteilen.
Bequeme Regelung
Die Steuerung der Heizungsanlage erfolgt mit
einer Systemregelung. Die verwendete System-
komponente steuert bis zu zehn Heizkreise von
einem zentralen Bedienelement aus. Der modu-
lare Aufbau von Bedienelement, Funktionsmodul
und Systemverteiler erlaubt eine Erweiterung
der Heizanlage durch zusätzliche Wärmeerzeu-
ger oder Heizkreise. Zusätzlich sorgt die Auf-
heizoptimierung für einen sparsamen Betrieb
der Heizanlage. So wird sichergestellt, dass der
Aufheizvorgang so spät wie möglich beginnt, um
die gewählte Raumtemperatur zumgewünschten
Zeitpunkt zu erreichen.
Fazit
Das Objekt „Wohnen am Mistelbach“ in Bayreuth
zeigt, dass es durchaus möglich ist, auch größere
Objekte mit nachhaltigen und umweltfreundli-
chen Brennstoffen aus Biomasse zu beheizen. Die
Technik der Pelletskessel erlaubt auch in großen
Leistungsbereichen eine gleich hohe Betriebssi-
cherheit, wie sie vergleichsweise Öl- oder Gas-
zentralheizungen bieten.
Die Förderung der Pellets erfolgt vom separat
liegenden Lager über ein Sondensaugsystem
bis zu den Pelletskesseln
Der Übersichtsplan zeigt die gesamte Wohnanlage
1...,34,35,36,37,38,39,40,41,42,43 45,46,47,48,49,50,51,52,53,54,...68
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