NEUBAU UND SANIERUNG
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und Lückehe in ihrem preisgekrönten Objekt den
Beweis dafür, dass Schlichtbauten aus den Nach-
kriegsjahren keineswegs zum Abbruch bestimmt
seinmüssen, sondern lohnende Sanierungsobjekte
sein können. So sei es z.B. entgegen einer weit
verbreiteten Auffassung durchaus möglich, den
Schallschutz zu verbessern, sagt Ewert. „Wir ha-
ben die gesamte Haustechnik und alle Leitungen
erneuert und komplett schallentkoppelt. Die Bö-
den wurden mit einer neuen Trittschalldämmung
und neuem Estrich aufgefüttert.“
„Es wäre viel zu schade, die Altbauten aus den
1950er Jahren abzureißen und zu schreddern“,
betont Ewert. Denn zum einen hätten sie in der
Gesamtbetrachtung (also dann, wenn man auch
die graue Energie berücksichtigt, die für das Her-
stellen von Baustoffen benötigt wird) eine besse-
re Energiebilanz als energetisch hoch effiziente
Neubauten. Und zum anderen komme ihnen in
einer Stadt wie Bremerhaven, in der es nicht viele
historische Gebäude gebe, eine identitätsstiften-
de Funktion zu. „Unser Projekt kann eben nur in
Bremerhaven-Lehe stehen und ist dadurch sehr
individuell“, erläutert der STÄWOG-Architekt.
Individuelle Umgestaltung
Die Laubengänge und die neuen Balkone sind nicht
die einzigen gestalterischen Änderungen, welche
die STÄWOG vorgenommen hat. Vielmehr hat sie
zwei Gebäuderiegel durch einen Ergänzungsbau
mit großzügigem Foyer und Aufzug verbunden.
Quelle: STÄWOG, Foto: Bernd Perlbach
Zentrales Element des architektonischen
Konzepts sind die verglasten Laubengänge.
Links ist das Gemeinschaftshaus zu sehen
Im Energieschaufenster
ist der Generator als
Herz des Blockheiz-
kraftwerks zu sehen.
Der Bildschirm links
daneben informiert die
Bewohner darüber, wie
viel Energie vor Ort
erzeugt wird
Quelle: STÄWOG, Foto: Bernd Perlbach
Die neue Eingangshalle mit dem gläsernen Aufzug
Darüber hinaus ermöglichen es die Laubengänge,
die insgesamt 54 Wohnungen kostengünstig mit
Aufzügen zu erschließen. Nötig sind auf dieseWei-
se nämlich nur zwei Fahrstühle, an die jeweils 30
bzw. 24 Wohnungen angebunden sind. Dadurch
sind die Wohnungen auch für Menschen mit ein-
geschränkter Mobilität erreichbar. Zwölf Einhei-
ten sind sogar barrierefrei nach DIN und damit für
Rollstuhlfahrer geeignet.
Nachhaltigkeit
Das beweist nach Darstellung von Hans-Joachim
Ewert, dass es sich bei der Meinung, Bauten aus
den 1950er Jahren könnten nicht oder nur mit
enormemAufwand barrierefrei umgebaut werden,
umein Vorurteil handelt. Auch sonst sehen Ewert
Quelle: STÄWOG, Foto: Bernd Perlbach