Die Wohnungswirtschaft 7/2018 - page 33

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Ruheständler, die sich „kleiner setzen“ wollen.
Alle Mieter profitieren von Barrierefreiheit und
moderner Ausstattung sowie von einer flexiblen
Raumaufteilung. SämtlicheWohnungen verfügen
über Balkone oder Dachterrassen. Den besonderen
Ausblick über Dresden gibt es gratis dazu.
ImRahmen der Maßnahme wurden außerdem die
Treppenhäuser modernisiert. Die Fassade erhält
einen hellen Anstrich und 15 zusätzliche Pkw-
Stellplätze stehen nun für die neuen Bewohner
bereit.
Vorteil Holzbauweise
Der Altbestandwurde in der frühen Nachkriegszeit
inmassiver Bauweisemit Platten aus Ziegelsplitt-
beton, der aus Kriegstrümmern gewonnen wur-
de, erstellt und verfügte nur über eingeschränkte
statische Reserven. Vor diesem Hintergrund ent-
schieden die Architekten, die Aufstockungmit ei-
ner leichten Konstruktion aus vorgefertigten Holz-
tafel-Wandelementen und Holzdeckenelementen
auszuführen. Lediglich die Wände und Decken
der aufgestockten Treppenhäuser wurden aus
Brandschutzgründenmit Porenbeton ausgeführt.
Konsequent erhielten auch die Außenwände ein
hinterlüftetes Fassadensystemaus relativ leichten
Hochdruck–Schichtpressstoffplatten (HPL).
Neben der Lösung der statischen Problematik bot
die Holzbauweise weitere Vorteile: Die Maßnah-
me konnte in relativ kurzer Bauzeit bei geringem
Baulärmdurchgeführt werden. Ein schneller Bau-
fortschritt war hier nicht nur aus Kostengründen
geboten: Das Gebäude blieb während der gesam-
ten Dauer der Maßnahme bewohnt. Für dieMieter
bedeutete dies, dass sie sich für die Dauer eines
knappen Jahres mit den Nebeneffekten einer
Großbaustelle arrangierenmussten. Am stärksten
betroffen waren die Bewohner der fünften Etage,
die während der Demontage des alten Sattelda-
ches tagsüber ihre Wohnungen verlassen muss-
ten. Als Entschädigung für die Beeinträchtigungen
reduzierte die WGJ während der Bauarbeiten die
Mieten.
Brandschutzkonzept
Die Entscheidung für eine Aufstockung um
zwei Etagen führte dazu, dass das Objekt nach
§ 2 SächsBO bauordnungsrechtlich der Gebäu-
deklasse 5 zuzuordnen ist. Diese Klasse umfasst
sowohl Gebäude, bei denen die Fußbodenober-
kante des höchstgelegenen Geschosses, in dem
ein Aufenthalt möglich ist, mehr als 13m über
der Geländeoberfläche liegt, als auch unterirdi-
sche Gebäude. In dieser Gebäudeklasse sind aus-
schließlich Konstruktionen zulässig, bei denen
tragende und aussteifende Wände und Stützen
entsprechend der DIN 4102-2 bzw. der EN 1363-1
feuerbeständig in F90-AB ausgeführt werden. Da-
bei muss bei Feuereinwirkung die Tragfähigkeit
bzw. der Raumabschluss von Bauteilenmindestens
90 min. lang gewährleistet sein. Für feuerbestän-
dige Bauteile gilt, dass sie in den wesentlichen
Teilen aus nichtbrennbaren Baustoffen (Baustoff-
klasse A) bestehen.
Holzkonstruktionen sind damit in dieser Gebäu-
deklasse praktisch ausgeschlossen. Die Sächsische
Bauordnung sieht den mehrgeschossigen Holz-
bau zwar grundsätzlich vor, jedoch nur bis zur
Gebäudeklasse 4. Das heißt, die Fußbodenhöhe
des obersten Geschosses mit Aufenthaltsräumen
darf maximal 13m über der Geländeoberfläche
liegen. Die tragenden Bauteile müssen in dieser
Gebäudeklasse hochfeuerhemmend ausgeführt
werden. Die entsprechenden Konstruktionen sind
in der Muster-Richtlinie über brandschutztech-
nische Anforderungen an hochfeuerhemmende
Bauteile in Holzbauweise (M-HFHHolzR) imDetail
beschrieben. „Für Gebäude der Gebäudeklasse 5
jedoch“, betont die RJP GmbH Ingenieurgemein-
schaft für Bautechnik aus Dresden, die im vorlie-
genden Fall das Brandschutzkonzept erstellt hat,
„existieren keine derartigen Vorschriften bzw.
bauordnungsrechtliche Vorgaben.“
Ein pauschales Erhöhen der brandschutztech-
nischen Anforderungen an die Bauteile für eine
Feuerwiderstandsdauer von 90 min. jedoch wür-
de nach Auffassung der Konzeptverfasser zu sehr
aufwändigen und damit auch unwirtschaftlichen
Konstruktionen führen. Inhalt des von der RJP
GmbH erstellten Konzeptes ist daher die Festle-
gung der materiellen Anforderungen REI 90/K 45
für die tragenden Holzkonstruktionen im1. Dach-
geschoss und REI 30/K 30 im 2. Dachgeschoss.
„Das gewählte Kapselkriterium“, so die Fachleute,
„ist für übliche Brände inWohnungen und un-
Mit vier 4-Zimmer-Woh-
nungen, zehn 3-Zimmer-
Wohnungen und zwei
2-Zimmer-Wohnungen
richtet sich das Angebot
an Familien ebenso wie
an Ruheständler, die sich
räumlich verkleinern
wollen. Rechts im Bild
der nicht aufgestockte
Altbaubestand
Die Optik wurde deutlich
modernisiert: So sahen die
in der frühen Nachkriegszeit
erstellten Gebäude vor der
Aufstockung aus
Quelle aller Fotos: Fermacell
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