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7|2018
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
weniger als in konventioneller Bauweise. „Wir ha-
ben die Produktionsmöglichkeiten für modulare
Bauweise und wollen sie auch nutzen“, ergänzt
Dr. Jens Stark. Die robuste, langlebige Außenhülle
bleibe selbst nach längerenWitterungseinflüssen
wartungsarm. Ein gleichbleibend hoher Quali-
tätsstandard sei gesichert. Laut seiner Aussage
wolle man die Erfahrungen mit dem Pilotprojekt
in Nordhausen für weitere Produktionsoptimie-
rungen nutzen. So sollen künftig auch die Fenster
im Werk montiert werden.
Interessante Gestaltung
Die modern wirkenden, farbigen Verschattungs-
elemente an den Fenstern stellen einen Kontrast
zum kühl wirkenden Beton dar. Auch die Balkone
und die Dachgestaltung mit den überkragenden
Rändernwirken hochwertig. Und der Bau soll lang-
lebig sein. Dennmit der Modularbauweise – so er-
wartet man – sollen die Folgekosten sowohl bei der
Bewirtschaftung als auch bei der Instandhaltung
auf ein Minimum reduziert werden.
Die meisten Mieter zogen bereits Ende 2017 ein.
Mit der Gestaltung der Außenanlagen und der
Errichtung eines Spielplatzes im Frühjahr 2018
wurden die Baumaßnahmen abgeschlossen.
Natürlich gab es auch inNordhausenBedenkenträ-
ger, die quasi eine Platte 2.0 befürchteten – mit all
denNachteilen, die es zuDDR-Zeiten gab. So gab es
beispielsweise Befürchtungen vor einemmangeln-
den Schallschutz. Sven Dörmann beruhigt: „Das
Objekt hat nicht viel gemeinsam mit dem Plat-
tenbau aus der Zeit vor 1989.“ Begleitet wird die
Entwicklung vom Verband Thüringer Wohnungs-
und Immobilienwirtschaft e. V. (vtw). „Bei unseren
Mitgliedsunternehmen gibt es bei demThema eine
Reihe von Initiativen. Allerdings existiert momen-
tan innerhalb des Verbandes kein vergleichbares,
vollendetes Projekt wie in Nordhausen“ erklärt
Verbandsdirektor Frank Emrich. Auch bei anderen
Mitgliedsunternehmen gebe es verstärkteAnstren-
gungen, durch eine Optimierung von Grundrissen,
demEinsatz von „Low-Tech“ bzw. die Erhöhung des
Vorfertigungsgrades bei Bauteilen und Installatio-
nen zu Einspareffekten zu kommen.
Fensterläden und
Schiebeelemente
bieten Komfort, bau-
technische Fortschritte
sorgen für einen guten
Schallschutz – mit
einem Plattenbau von
früher haben die Bau-
ten nichts gemein
Mit den beiden
Bauten reagiert die
WBG auf eine hohe
Nachfrage nach
großen, hochwertig
ausgestatteten Woh-
nungen.Die modulare
Bauweise sorgt dafür,
dass die Wohnungen
zu Preisen angeboten
werden können, die
in Nordhausen markt-
gerecht sind
Die Wohnungsbaugenossenschaft eG
Südharz hat 7.200 Mitglieder, verfügt über
7.000 eigene und verwaltet etwa 1.300
Wohnungen. Die größte Wohnungsgenos-
senschaft Nordthüringens investierte seit
1990 mehr als 285 Mio. € in die Entwick-
lung des Bestands, seit 2008 allein rund
30 Mio. € in Neubau und Sanierung von
Wohnanlagen für Senioren. Diese zielgrup-
penspezifischen Angebote verschaffen ihr
auf dem Markt Vorteile.
WBG SÜDHARZ
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Auch in anderen Orten Deutschlands steht der modulare und serielle Wohnungsbau vor einem
Comeback, kann er doch helfen, Bauzeiten zu verkürzen und Baukosten zu senken – und damit
preiswertere Mieten anbieten zu können (siehe auch S. 26 in dieser DW). Dies ist ein wichtiger
Punkt sowohl für schrumpfende oder strukturschwächere Regionen als auch für boomende
Wohnungsmärkte.
So entwickelt z. B. die Vonovia SE auf einer Freifläche an der Maria-Grollmuß-Straße in Leipzig-
Gohlis ein Projekt im seriellen Wohnungsbau. Ziel ist es, mit vorgefertigten Betonteilen die
Kosten zu senken. Die Baukosten sollen bei 1.800 €/m
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liegen; dennoch soll die Architektur an-
sprechend sein. Entstehen soll ein Haus mit etwa 80 Wohnungen, das zu 90% aus vorgefertigten
Modulen besteht. Bei Wärmedämmung, Brand- und Schallschutz werden die Normen erfüllt.
Vonovia hatte bereits in einem Pilotprojet am Unternehmenssitz in Bochum Hofstede ein erstes
seriell gebautes 3-geschossiges Wohnhaus mit 14 Wohnungen fertiggestellt. Es entstand aus
standardisierten Modulen, die mit dem Tieflader zur Baustelle gebracht wurden. Die Bauzeit
betrug hier nur drei Monate.
SERIELLER WOHNUNGSBAU
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