Die Wohnungswirtschaft 7/2018 - page 16

STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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7|2018
nig Leerstände und mit 4% nur geringe Erlös-
schmälerungen haben“. Aus seiner Sicht ist die
strategische Ausrichtung seit 1994 der Garant
des Erfolges. „Wir haben erkannt, dass es nicht
umdie Vermietung einer Wohnung geht, sondern
darum, ein Partner für angenehmes Wohnen zu
sein“, erklärt der Geschäftsführer.
Mit Blick auf die Wohnqualität sei man in zwei-
erlei Hinsicht durchgestartet. Knackstedt: „Wir
haben die Investitionen hochgefahren. Seit 1992
wurden für 65 Mio. € neue Wohnungen und Ge-
werbeobjekte gebaut und für weitere 65 Mio. €
unsere etwa 1.500Wohnungen kontinuierlichmo-
dernisiert. Die Mieten sind dabei insgesamt unter
Berücksichtigung des allgemeinen Preisanstiegs
stabil geblieben.“ Bei den Neubauvorhaben sei
für ihn immer die Prämisse „Mehr Qualität statt
Quantität“ gewesen – also nicht das zu bauen, was
allgemein mit sozialem Wohnungsbau in Verbin-
dung gebracht wird, sondern hochmoderne und
marktfähige Objekte.
„Wir leisten heute wichtige Sozialarbeit“
Neben den Investitionen in Steine wurde paral-
lel der Bereich Service aufgebaut. „Heute gibt
es fast keinen Lebensbereich, bei dem wir un-
sere Kunden nicht unterstützen“, berichtet der
Diplom-Betriebswirt, der sichtlich stolz auf die
Leistung seines Unternehmens und vor allem der
Mitarbeiter ist: „Unser individueller Kundenser-
vice reicht vom Einkaufen über die Wohnungsbe-
treuung bei Abwesenheit bis hin zu Fahrdiensten
jeglicher Art.“ Bis auf einen Fahrer, der eingestellt
wurde, werden diese Leistungen komplett vom
bestehenden Personal unter Einbindung erfah-
rener Partner geleistet. Die Mitarbeiter würden
sich kontinuierlich fortbilden und heute wichtige
Sozialarbeit leisten. Neben den Serviceleistun-
gen wurde auch viel für das Miteinander in den
Wohngebieten getan. „Drei Stadtteiltreffs bieten
viele Chancen, gemeinsam etwas zu erleben“, so
Knackstedt. Als ein Beispiel nennt er den Stadt-
teilchor, der in diesem Jahr erstmals eine CD auf-
nimmt. „Dieses Gesamtpaket, das für die Nutzer
in weiten Teilen kostenfrei ist, ermöglicht es vor
allem auch älteren Mietern, so lange wie möglich
im gewohnten Umfeld zu bleiben.“
Neue Aufgaben mit Erfolg gesucht
Was bleibt, ist die Frage, wie die Strategie mit
den Bausteinen Neubau, Modernisierung und
Ausweitung des Service bei stabilen Mieten be-
triebswirtschaftlich umgesetzt wird. Auch diese
Frage ist die Kreiswohnbau langfristig angegan-
gen. Knackstedt: „Wir haben uns angesehen, in
welchen Bereichen wir über Know-how verfü-
gen, mit dem wir in der Region Geld verdienen
können.“ Mit dieser Strategie, beispielsweise die
Berufsschule zu planen und zu bauen oder auch
Gewerbebauten zu errichten und zu betreiben, „ist
es uns gelungen, wirtschaftlichweiter erfolgreich
zu bleiben“. Darüber hinaus sei man ganz bewusst
dazu übergegangen, eigene Objekte genau zu prü-
fen, teilweise zu verkaufen oder sich auch von Im-
mobilien und Grundstücken zu trennen.
Bei der weiteren Entwicklung kann sich das Un-
ternehmen der Unterstützung durch die Politik
sicher sein. Knackstedt: „Anders als bei vielen
anderen kommunalen Unternehmen müssen wir
seit zwei Jahren keine Überschüsse mehr an die
kommunale Hand abführen.“ Das ist aus seiner
Sicht ein deutliches Signal, dass die Politik im
neuen Landkreis Göttingen erkannt hat, dass
„Wohnungspolitik ein wichtiger Bestandteil von
regionaler Strukturstabilisierung und -förderung
ist“. Früher wurden bis zu 20% Dividende abge-
führt. Zudem seien Gespräche, dass neue Wohn-
bauprojekte auch kommunal gefördert werden,
auf einem guten Weg. Knackstedt: „Der Wert,
den ein gut funktionierendes Wohnungsunter-
nehmen für eine Region hat, wird gesehen und
geschätzt.“
Das Ziel sei, weiter zu investieren und vor allem
im Speckgürtel von Göttingen interessante Woh-
nungen neu zu errichten. Aktuell entstünden
Mehrgenerationenhäuser mit 52 Einheiten in
zwei Bauabschnitten und „wir wissen, dass wir
wie in den vergangenen Jahren bei Fertigstel-
lung alle Wohnungen vermietet haben werden“.
Knackstedt: „Wir wollenweiter wachsen und noch
stärker werden.“
Seit 1968 – bis auf einen kleinen Anstieg in der Zeit nach der Wende in der DDR – ist
die Bevölkerungsentwicklung in Kreis Osterode stark rückläufig. Am südwestlichen
Harzrand leben heute etwa 73.000 Einwohner – knapp 20% weniger als vor 50 Jahren.
Die Politik hat auf diese langfritige Entwicklung reagiert und die Verwaltungsstruk-
turen angepasst. Seit dem 1. November 2016 ist der Landkreis Osterode am Harz
Geschichte. Durch einen Zusammenschluss mit dem damaligen Landkreis Göttingen
ist ein neuer Landkreis Göttingen mit etwa 320.000 Einwohnern entstanden.
OSTERRODE: NEUER GROSSKREIS SOLL STRUKTUREN SICHERN
Innenstadtnah, barrierearm und modern – mit Neubauten, hier in der Bahnhofstraße in
Osterode, ist es der Kreiswohnbau Osterode/Göttingen gelungen, neue Akzente zu setzen
Zwei Erfolgsfaktoren am Harzrand: Das Stärken des Miteinanders – hier das
„Geranienfest“ für Mieter – und ein umfassendes Angebot an Serviceleistungen
Weitere Informationen:
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Energie und Technik
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Stadtbauund Stadtentwicklung
Quelle: Dietrich Kühne
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