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weiterhin der Anbieter für gutes und zukunftsfä-
higes Wohnen zu sein und in gewisser Weise durch
das Schrumpfen in anderen Bereichen weiter zu
wachsen.“ Und er ergänzt: „Manchmal denke ich:
Wir haben hier in Pirmasens bereits das hinter uns,
was vielen anderen Regionen in Deutschland in
den nächsten Jahren noch bevorstehen könnte.“
Bremerhaven: Der Markt stabilisiert sich
Seit Ende der 1960er Jahre hatte Bremerhaven
mit einemRückgang der Bevölkerung zu kämpfen.
Zeitweise standenweit über 10.000Wohnungen in
der Seehafenstadt leer. Erst seit 2012 stabilisiert
sich die Einwohnerzahl – bedingt durch den Zuzug
von Flüchtlingen und eine positive wirtschaftliche
Entwicklung der Stadt. Heute leben 119.000Men-
schen in der Stadt. Der Wohnungsmarkt mit sei-
nen etwa 64.000Wohnungen hat sich entspannt,
der Leerstand wird aktuell auf 6,4% geschätzt.
Auf dieses nach wie vor herausfordernde Umfeld
haben sich die Städtische Wohnungsgesellschaft
Bremerhaven mbH (STÄWOG) mit ihren etwa
5.100 Wohnungen und die Wohnungsgenossen-
schaft Bremerhaven eG (WoGe) mit ihren etwa
2.800 Wohnungen erfolgreich eingestellt. Die
Genossenschaft konnte in den vergangenen vier
Jahren ihren Leerstand auf 4,6% halbieren, bei
der STÄWOG wird aktuell ein Leerstand von etwa
2% verzeichnet.
Verstaubtes Image abgelegt
Der Schlüssel zur Trendwende war bei der WoGe –
sie feiert in diesemJahr ihr 100-jähriges Bestehen
– der Ansatz, das verstaubte Image der Genossen-
schaft aufzupolieren. VorstandsassistentinMiriam
Böttcher: „Wir haben die Abläufe in der Vermie-
tung optimiert und vor allem durch umfassende
und kreative Marketingaktivitäten unser Image
verbessert.“ Dabei ging es auch um Themen wie
Mitbestimmung, lebenslanges Wohnrecht oder
den Umstand, dass alle Einnahmen im Unter-
nehmen, z.B. für Modernisierungen, verbleiben.
Zudem seien in der Vermietung neueWege gegan-
genworden. „Wir präsentieren unsereWohnungen
heute zeitgemäß auf unserer Homepage, in einer
App und in den gängigen Immobilienportalen.“
Mit Kampagnen wie „Muttis Liebling“ sei man ins
Gespräch gekommen. „Undwir haben so auch ge-
zielt jüngere potenzielle Kunden angesprochen.“
Neben demMarketingwürde weiterhin in den Be-
stand investiert, Serviceleistungen rund ums Woh-
nen geboten, das Miteinander in Nachbarschaften
gezielt gefördert und seit einigen Jahren auch in
Neubauten investiert. Böttcher: „Wir bauen heute
gut ausgestatteteWohnungen in besten Lagen, die
sich auch an Menschen richten, die in die Stadt
ziehen wollen.“ Das Gesamtpaket der Vorteile
beim Einzug in eine Wohnung des Traditionsun-
ternehmens „hat sich immer mehr herumgespro-
chen und davon profitieren wir“. Mit Blick auf die
kommenden Jahre „sindwir optimistisch, dass wir
uns weiterhin gut im Markt behaupten“.
STÄWOG: Gezielt investiert
Beim größten Vermieter Bremerhavens, der
STÄWOG, wird seit fast 30 Jahren eine Strategie
mit mehreren Säulen verfolgt. Trotz schrump-
fenden Einwohnerzahlen konnte kontinuierlich
der Leerstand reduziert werden. Geschäftsführer
Sieghard Lückehe: „Wir haben uns unsere Be-
stände gezielt angesehen und insgesamt auch
700 Wohnungen abgerissen. Diese Grundstücke
haben wir verkauft oder mit Gewerbeimmobilien
bebaut. Mit dieser Nachnutzung von Grundstü-
cken gelang es, Verluste auszugleichen und hand-
lungsfähiger zu werden, um unseren Wohnraum
in einem schwierigen Marktumfeld zu erhalten,
zu sanieren und zu modernisieren.“ Zudem seien
nachbarschaftliche Dienstleistungen ausgebaut
worden, das Unternehmen habe sein Know-how
in Projekte der Stadtentwicklung eingebracht
und mit einer Tochterfirma Teile der Energie-
und Stromversorgung übernommen. „Das alles
zusammen hat uns betriebswirtschaftlich stabili-
siert.“ Ab 2014 seien dann erstmals seit Jahrzeh-
nen auch neue Wohnungen gebaut worden. „Hier
setzen wir neben sinnvollen Bestandsergänzun-
gen auf eigenen Grundstücken auf gute Lagen
und gute Ausstattung, um auch für die vielen
Pendler ein attraktives Angebot zu haben“, so
Lückehe (siehe Interview), der optimistisch ist,
Die Bremerhavener STÄWOG hat etwa 5.100 Mietwohnungen. Neben der Vermietung
ist das kommunale Unternehmen auch in der Stadtentwicklung aktiv und hat in den
vergangenen 20 Jahren zahlreiche Objekte (z.B. Stadttheater, Volkshochschule) saniert
und bewirtschaftet, Grundstücke erschlossen und große Projekte, wie das Klimahaus,
umgesetzt. Zudem versorgt die Tochtergesellschaft der Stadt etwa 2.100 Wohnungen
mit Wärme und Warmwasser und 600 Haushalte mit Strom und ist in Bremerhaven für
die Parkraumbewirtschaftung im Auftrag der Stadt zuständig. Aber auch die örtlichen
Wohnungsgenossenschaften übernehmen Verantwortung für die Stadtentwicklung.
BREMERHAVEN: VERMIETER, VERSORGER UND STADTENTWICKLER
Mit gut ausgestatten Wohnungen in besten Lagen – hier der Neubau Bussestraße – spricht z. B. die
Wohnungsgenossenschaft Bremerhaven gezielt Pendler an, die in die Stadt ziehen wollen
Quelle: WoGe
In der Ringstraße im
Soziale Stadt-Gebiet
Wulsdorf erarbeitete
die STÄWOG ein inno-
vatives Konzept: eine
einfache, vor den neuen
Balkonen hängende
Rampenkonstruktion
erschließt beim sog.
Spiralenhaus alle
Geschosse ohne Aufzug
barrierefrei
Quelle: STÄWOG, Foto: Bärbel Rechenbach
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG