Die Wohnungswirtschaft 7/2018 - page 15

dass „wir uns weiter gut imWettbewerb behaup-
ten können“.
Dazu trägt bei, dass die STÄWOG innovative Pro-
jekte umsetzt und positive Außenwirkung erzielt.
So hat sie nach demDeutschen Bauherrenpreis für
die Wohnanlage „Living Streets“ (siehe S. 34 in
dieser DW) nun auch den „Bremer Wohnbaupreis“
erhalten: Die STÄWOGhatte in der Neuelandstraße/
An der Pauluskirche eine Schlichtwohnanlage aus
den1950er Jahrenmit Neuemverbunden undwei-
terentwickelt. Zwei Eingangsanlagenmit je einem
Aufzug und gläsernen Laubengängen verbinden
mittlerweile 54 kleine, bezahlbareWohnungenmit
funktionalenGrundrissen barrierearmund netzför-
mig. Diese Formder Erschließung, die bisher nicht
barrierefrei über siebenTreppenhäuser erfolgte, ist
nicht nur wirtschaftlich, sondern gemeinschafts-
fördernd. Und der neu gestaltete Innenraum des
Ensembles hat dazu beigetragen, dass eine stabile
Nachbarschaft entstanden ist.
Aber auch im Altbaubestand engagiert sich das
Unternehmen – es tritt als Ankerinvestor auf und
realisiert in lange leerstehenden Altbauten z.B.
neue Wohnformen oder Co-Working-Spaces.
Ihr Unternehmen hat sich vom reinen
Wohnungsvermieter zu einemwesentlichen
Akteur der Stadtentwicklung entwickelt. Was
hat für diese Diversifikation gesprochen?
Je attraktiver eine Stadt ist, umso einfacher ist
es, Wohnungen zu vermieten. Deshalb helfen
wir bis heute mit unserem Know-how dabei, die
Stadt attraktiver zu gestalten. Beispiele sind die
Sanierung des Stadttheaters und der Volkshoch-
schule, der Bau des Klimahauses oder des Zoos
unter unserer Regie. Darüber hinaus übernah-
men wir die Parkraumbewirtschaftung und sind
als Energieversorger aktiv. Für mich steht die
Bevölkerungsstabilisierung seit 2012 in engem
Zusammenhang mit der positiven Stadtentwick-
lung, z.B. auch durch die Akzente imneuen Hafen.
Kurzum: Wir schaffen Standortfaktoren und über-
nehmen Verantwortung durch Konzeption, Bau
und Betreiben von Immobilien – und profitieren
betriebswirtschaftlich durch die Diversifikation,
die mehr Investitionen in Sanierung, Modernisie-
rung und Neubauten ermöglicht.
Es gibt weiterhin einen Überhang an
Wohnungen. Warum investieren Sie in
Neubauten?
Bis 2012 haben wir ausschließlich modernisiert
und abgerissen. Mit unseren Neubauten mit be-
zahlbaren Mieten schaffen wir heute ein höher-
wertiges Angebot u.a. mit demZiel, Pendler – fast
25.000 Menschen täglich – anzusprechen und als
Einwohner zu gewinnen.
Wie sieht Ihre Strategie bis 2025 aus?
Wir bauen weiterhin die Leistungen rund um das
Wohnen – angefangen von den Mietertreffs bis
hin zu zahlreichen Serviceleistungen – aus. Mo-
dernisierungen und Instandhaltungenwerden auf
hohem Niveau fortgesetzt und wir werden durch
Neubauten gezielt in guten Lagen verdichten.
Neubau wird immer teurer. Halten Sie
die Miete durch unternehmensinterne
Subventionen bezahlbar?
Auf keinen Fall. Wir setzen eher auf eine Kostenre-
duktion, z.B. mit einer eigenen – mit einem däni-
schen Experten entwickelten – seriellen Bauweise,
die schnell, günstig und praktisch ist. Mit dieser
energetischen und barrierefreien Bauweise schaf-
fen wir es, gut ausgestatteten Wohnraum auf un-
seren Grundstücken in guter Lage z.B. für 8 €/m
2
Kaltmiete anzubieten. Das ist für einen Neubaumit
dieser Qualität sensationell günstig. Für mich ist
das die moderne Form des Sozialwohnungsbaus.
Nehmen Sie auch Fördermittel in Anspruch?
Das würden wir sehr gerne, dannmüssen aber die
Vorgaben aus den Förderprogrammen funktionie-
ren. So sind Neubautenmit der vorgegebenenMie-
te aus der Wohnraumförderung in Bremerhaven
nicht vermarktbar. Ich halte es für sinnvoll, hier
stärker über handhabbare Modelle einer mittel-
baren Belegung nachzudenken.
Was meinen Sie damit?
In Regionenmit niedrigemMietniveaumuss es die
Möglichkeit geben, die sozialen Bindungen aus
der Wohnraumförderung vom geförderten Miet-
objekt zu trennen. Der Vermieter muss dann eine
entsprechende Zahl an Wohnungen mit Bindung
in seinem Bestand ausweisen. Das hätte Vorteile,
z.B. investieren Vermieter stärker in neue Bestän-
de und davon profitiert letztlich die Entwicklung
einer Stadt oder Region.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Holger Hartwig.
Interview mit Sieghard Lückehe
„Unser Ziel: Mit höherwertigem Angebot
Pendler ansprechen“
Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich die Städtische Wohnungsgesellschaft
Bremerhaven mbH (STÄWOG) auf einen Bevölkerungsrückgang in der
Seehafenstadt eingestellt. STÄWOG-Geschäftsführer Sieghard Lückehe
äußert sich zu aktuellen Herausforderungen und Gegenstrategien.
Harzrand: Neuer Kurs bringt Erfolg
Eine umfassende Serviceorientierung, gezielte
Investitionen und Neubauten sowie die Diversi-
fikation des Unternehmens – das ist seit fast 30
Jahren die Antwort der Kreiswohnbau GmbH mit
Sitz in Osterode (seit Ende 2016 heißt sie offizi-
ell Kreiswohnbau Osterode am Harz/Göttingen
GmbH) auf den kontinuierlichen Einwohnerrück-
gang in der Region am südwestlichen Harzrand.
Hans-Peter Knackstedt ist verantwortlich für
diesen Kurs und freut sich, dass „wir trotz der
demografischen Entwicklung bis heute we-
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