Die Wohnungswirtschaft 7/2018 - page 25

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nehmen über insgesamt rund 7.000 Wohnungen.
Allerdings differenziert sich die Nachfrage nach
Wohnungstypen und Wohnformen stetig aus,
weshalb die WBG in den zurückliegenden Jahren
Projekte des sog. Familienwohnens, des Senioren-
wohnens und des jungen Wohnens etablierte und
große Summen in diese Segmente investierte.
„Wir hatten in Nordhausen eine hohe Nachfrage
nach größeren Wohnungen, die wir nicht befrie-
digen konnten“, sagt Sven Dörmann, Vorstand
Wohnungswesen bei der WBG Südharz. Vor allem
Familien, aber auch Senioren mit guten Renten
wollen oder können häufig etwas großzügiger
wohnen. Allerdings stößt die Genossenschaft auch
an Grenzen. Dies hat mit den steigenden Baukos-
ten zu tun. Innovative Lösungen sind gefragt – „vor
allem, weil wir nicht mehr als 10 €/m
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kalt am
Markt realisieren können“, erklärt er.
Ein Objekt in konventioneller Bauweise mit Auf-
zug, Balkonen, Tiefgarage etc. koste heutzuta-
ge zudem durchschnittlich gut 2.500 €/m
2
; die
Kaltmiete müsste dementsprechend deutlich
über 10 €/m
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liegen, so der WBG-Vorstand. Das
sei kaumzu erzielen, zumal es auch in Nordhausen
in den letzten Jahren einen gewissen Bauboom
gab undmehrere hundert Wohneinheiten von ver-
schiedenen Anbietern errichtet wurden. Und auch
dieses neue Angebot wirke sich auf die erzielbaren
Miethöhen aus.
Idealer Standort
Auf einem ehemaligen Garagenstandort im Be-
sitz der Genossenschaft ist von April bis Dezember
2017 ein 5-stöckiges Gebäude mit zwei Baukör-
pern entstanden. Nach sieben Jahren hat dieWBG
damit wieder einen Neubau errichtet. Die Bauzeit
hat sich dabei im Vergleich zur konventionellen
Bauweise nahezu halbiert.
Entstanden sind 30 bezahlbare 3- und 4-Raum-
Wohnungenmit 92 bzw. 101m
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Wohnfläche. Zehn
Wohnungen wurden für Senioren reserviert, 20
Wohnungen für Familien. Ausgestattet sind die
Wohnungen mit großen Balkonen, bodentiefen
Fenstern und Fußbodenheizung. Die Fenster sind
dabei 3-fach verglast und zur Verschattung mit
Fensterläden oder Schiebeelementen versehen.
DieWohnungen sind komplett vernetzt und haben
einen Internet- und TV-Anschluss in jedem Zim-
mer. Die beiden Gebäudekörper stehen auf einem
gemeinsamen Sockel, der Tiefgarage, Technik-
und Kellerräume umfasst.
Preiswerter und schneller bauen
„Wir haben das Objekt komplett ohne Fördermit-
tel errichtet und liegen bei den Mieten deutlich
unter 10 €/m
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kalt, konkret bei 8,30 €/m
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. Das
war das Ziel“, erklärt Sven Dörmann. Um die
Kosten niedrig zu halten, wurde bewusst auf
aufwendigere technische Systeme wie Solarther-
mie oder Photovoltaik verzichtet. Ihre optionale
Nachrüstbarkeit wurde aber in die Planungen mit
einbezogen. Das Motto war: So viel wie nötig,
aber nicht so viel wie möglich. Geheizt wird mit
regenerativer Energie – in diesem Fall Fernwärme
aus Biogas. Die energetischen Anforderungen der
Anfang 2016 verschärften EnEV werden einge-
halten.
Durch dieModularbauweisemit Architekturbeton
ist ein deutlicher Teil des gesamten Bauprozesses
in den Bereich der Vorfertigung verlagert worden.
Die einzelnen Elemente wurden am Produktions-
standort von Habau in Heringen witterungsunab-
hängig vorgefertigt und dann auf der Baustelle
montiert. Kommen die Teile aus der Schalung,
sind sie komplett fertig mit Leerverrohrung,
Dämmung, Putz. Das ist insoweit nicht neu, son-
dern knüpft an Erfahrungen mit dem modularen
Betonbau an. Die Technologie eines solchen mo-
dularen Konstruktionssystems wurde – was z. B.
den Komfort und den Schallschutz betrifft – jedoch
seit den 1980er Jahren weiterentwickelt.
Durch einen hohen Vorfertigungsgrad und die seri-
elle Fertigung vonWand- und Fassadenelementen
lasse sich eine deutliche Einsparung gegenüber
konventionell errichteten Baukörpern erzielen,
erklärt Habau-Firmenchef Dr. Jens Stark. Seine
Firma, die bisher im Industriebau und der Errich-
tung von Altenheimen tätig war, geht mit dem
Pilotprojekt in Nordhausen neue Wege.
Die Kosten für das Objekt „Familienwohnen am
Borntal“ liegen laut Vorstand Dörmann unter
2.000 €/m
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Wohnfläche. Das seien rund 20%
Nicht nur die Farbe sticht ins Auge: Große Balkone und bodentiefe Fenster gehören zur Ausstattung
Fußbodenheizung und bodentiefe Fenster weisen auf die Ausstattungsqualität hin.
Auch die Bäder sind großzügig und hell
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