Die Wohnungswirtschaft 7/2018 - page 39

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Hier befindet sich zudem eine Gemeinschaftsflä-
che, welche die Bewohner „Zwischenraum“ ge-
tauft haben: Etwa acht Personen finden in diesem
offenen Bereich Platz, um sich zu unterhalten oder
sich bei gemeinsamen Spielen zu vergnügen.
„Es hat sich eine intakte Hausgemeinschaft ent-
wickelt“, freuen sich Lückehe und Ewert. „Die Be-
wohner unternehmen gemeinsam Ausflüge und
treffen sich zu Filmabenden.“ Unterstützt wird das
Gemeinschaftsgefühl – in trendigen Szenevierteln
der Metropolen würde man sagen: der Communi-
ty-Gedanke – durch einen zweiten, größeren Ge-
meinschaftsraum, der in einer alten Remise imHof
untergebracht ist. Auch dieser Hof präsentiert sich
völlig anders als vor der Modernisierung: Standen
hier früher Garagen, so bietet er jetzt mit seinen
Grünflächen eine hohe Aufenthaltsqualität.
Deutlich günstiger als ein Neubau
Die gesamten Baukosten beziffern die Verantwort-
lichen auf knapp 1.700 €/m
2
brutto. Dies ist nach
ihrenWorten 30 bis 50%günstiger, als ein Neubau
an dieser Stelle gewesen wäre. Auch die Mieten
sind deutlich niedriger, als es in einem Neubau
möglichwäre: Für die öffentlich gefördertenWoh-
nungen zahlen dieMieter 5,60 €/m
2
, während für
die frei finanzierten Einheiten 6 €/m
2
fällig wer-
den. Möglich wurde dieses niedrige Mietniveau,
weil rund ein Fünftel der Modernisierungskosten
durch Mittel aus dem Bund-Länder-Programm
Stadtumbau-West getragen wurde. Da es sich
mehrheitlich um kompakte 2-Zimmer-Wohnun-
gen handelt, bleibt die Mietbelastung auch für
Menschen mit geringem Einkommen tragbar.
Darüber hinaus profitieren die Bewohner von
niedrigen Betriebskosten. Denn auch das Ener-
giekonzept des Ensembles genügt heutigen An-
sprüchen: Es basiert auf einer Kombination eines
Blockheizkraftwerks mit Photovoltaik-Modulen
auf dem Dach. Dies trägt dazu bei, dass der Ge-
bäudekomplex den KfW-Standard Effizienzhaus
70 erreicht. Den vor Ort produzierten Strombietet
die STÄWOG über eine Tochtergesellschaft ihren
Kunden als Mieterstrom an, wobei fast alle Be-
Weitere Informationen:
un
d
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Großzügige Balkone und Mietergärten prägen
die Südseite des Wohnensembles
Quelle: STÄWOG, beide Fotos: Bernd Perlbach
Kommunikation spielt eine wichtige Rolle. Einer der Treffpunkte ist
der Gemeinschaftsraum, den die Bewohner „Zwischenraum“ nennen
Schnitt durch den Altbau: Neu hinzugekom-
men sind die orange gezeichneten Balkone
(links) und die Laubengänge (rechts), welche
die Planer Wohnwege (Living Streets) nennen
wohner von dieser Möglichkeit Gebrauchmachen.
Wie sehr sich die Mieter mit „ihrer“ Wohnanlage
identifizieren, zeigt auch das sog. Energieschau-
fenster: Viele Bewohner führen ihre Besucher zu
diesem Raum im Erdgeschoss, um ihnen an dem
dort angebrachten Bildschirm zu demonstrieren,
wie viel Energie vor Ort erzeugt wird.
„Unser Projekt zeigt, dass man die Schlichtbauten
aus den 1950er Jahren konstruktiv und gestal-
terisch weiterentwickeln kann“, sagt Architekt
Ewert. Dennoch befasst sich die STÄWOG auchmit
Neubauten. So plant sie gerade einen Ergänzungs-
bau mit 35 Wohneinheiten, bei dem sie wieder
mit Laubengängen – oder besser Living Streets
– arbeiten will. „Ein bisschen“, sagt Geschäfts-
führer Lückehe, „haben wir uns verliebt in die
Laubengang-Idee.“
Quelle: STÄWOG
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