MARKT UND MANAGEMENT
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10|2018
Reifegrad 4: Digitalisiertes Unternehmen
In dieser Phase sind die Unternehmen bei ihrem
Digitalisierungszielbild angekommen: Digitali-
sierte Leistungen und Prozesse sind ein zentraler
Baustein des Geschäftsmodells. Die Nutzung von
Datentechnologien hat zu neuen Leistungen ge-
führt und die Arbeit im Unternehmen verändert.
Datenmanagement hat Priorität, die digitalen
Kompetenzen sind prägend für das Belegschafts-
bild. Die Unternehmensleitung betrachtet die
Digitalisierung als zentrales Erfolgspotenzial des
Unternehmens.
Reifegrade und ihre Konsequenzen
Welche Konsequenzen für Organisationsstruktur,
Führungsverständnis, Mitarbeiterkompetenzen
und Lernkultur haben die einzelnen Reifegrade?
Ein zentraler Gedanke des Reifegrad- und Kom-
petenzmodells besteht darin, dass Wohnungs-
unternehmen auf jeder Stufe der Digitalisierung
erfolgreich sein und sich zugleich Vorausset-
zungen für den nächsten Digitalisierungsschritt
schaffen können. Dazu müssen sie ihre Orga-
nisationsstrukturen, ihr Führungsverständnis,
ihre Lernkultur und die Kompetenzprofile ihrer
Mitarbeiter an den Erfordernissen ausrichten,
die sich mit den jeweiligen Reifegraden ergeben.
Organisationsstruktur
Während erfolgreiche Unternehmen in der digi-
talen Experimentierphase durch klassische, eher
hierarchisch-primärorganisatorische Organisa-
tionsstrukturen geprägt sind, bekommen mit
zunehmendem Reifegrad Strukturen ein erfolgs-
relevantes Gewicht, die die Primärorganisation
überlagern: Prozesse, Projekte und Netzwerke
haben den Vorrang.
Führungsverständnis
Ähnliches ist beim Führungsverständnis zu beob-
achten. Es verändert sich von einemhierarchisch-
institutionellen Verständnis in den frühen Phasen
der Digitalisierung zu einer eher rollenorientier-
ten, agilen Deutung von Mitarbeiterführung spä-
testens ab der digitalen Transformation.
Lernkultur
Bei der Lernkultur verändert sich die Bedeutung
des selbstgesteuerten Lernens gegenüber dem
vorgebenden, angebotsorientierten Lernen.
Während Unternehmen in der Phase der expe-
rimentellen Digitalisierung mit letzterem ihre
Mitarbeiter auf die Herausforderungen klassi-
scher Unternehmenstätigkeit vorbereiten kön-
nen, brauchen Unternehmen ab der Phase der
digitalen Transformation ein alltagsintegriertes
Lernen, das die Mitarbeiter im Prozess der Arbeit
selbst steuern.
KONSEQUENZEN DER REIFEGRADE: KOMPETENZEN FÜR UNTERNEHMEN IN DER DIGITALISIERUNG
Strategische
Kompetenzen
Führungs
kompetenzen
Methodische
Kompetenzen
Digitale Kompetenzen Personale
Kompetenzen
• Digitale Geschäfts
modelle
• Data-based Manage-
ment
• Umgang mit Komple-
xität
• Agile Führung
• Virtuelle Führung
• Agiles Projekt-
management
• Interdisziplinäre
Zusammenarbeit
• Digitalisierung von
Arbeitsabläufen
• Digitale Technologien
im Arbeitsbereich
anwenden
• Datensicherheit/-
schutz
• Konsequenzen des
Einsatzes digitaler
Technologien
• Reflexion
• Vernetzung
• Neugier/Offenheit
• Übernahme von
Verantwortung
• Unternehmertum
• Selbststeuerung
• Selbstorganisiertes
Lernen
Die folgenden Kompetenzen brauchen Unternehmen, um in der Digitalisierung erfolgreich zu sein.
Führungskräfte, Mitarbeiter und Experten benötigen diese Kompetenzen je nach Reifegrad in
unterschiedlichen Ausmaßen.
Agentur Kommunikation (2016):
Mittelstand im Wandel – Wie ein Unternehmen
seinen digitalen Reifegrad ermitteln kann. In: Mittelstand 4.0., hrsg. von der BSB
Business School Berlin. Berlin 2016.
Bölting, T.; Königsmann, T.; Neitzel, M. (2016):
Digitalisierung in der Immobilien-
wirtschaft – Chancen und Risiken. Studie im Auftrag der Bundesarbeitsgemeinschaft
Immobilienwirtschaft Deutschland (BID,
chum.
Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V. (Hrsg.):
Digital Readiness. Düsseldorf
2016.
Deeg, M.; Trunec, K. (2018):
Digitale Agenda 2025, beauftragt durch den Verband
Norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. und den Verband der Wohnungswirtschaft
in Niedersachsen und Bremen e.V., Hamburg.
Kotter, J.P. (2012):
Die Kraft der zwei Systeme. In: Harvard Business Manager,
12/2012, S. 22–36.
Reimann, S. (2018):
Lernen 4.0 lernen. In: ManagerSeminare 3/2018, S. 76 ff.
Rodeck, M. et al. (2016):
Einsatz digitaler Technologien in der Immobilienwirtschaft.
Studien im Auftrag des ZIA und der Ernst & Young Real Estate. Frankfurt am Main.
LITERATUR