DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2018 - page 89

EBZ-Reifegrad- und Kompetenzmodell
Wie sehr sich die Arbeitswelt in denWohnungsun-
ternehmen durch fortschreitende Digitalisierung
verändern kann, beschreibt das EBZ-Reifegrad-
und Kompetenzmodell. Es hilft Unternehmen der
Wohnungswirtschaft dabei, ihren Status quo im
Prozess der Digitalisierung zu bestimmen, sich
strategisch zu positionieren und Ansatzpunkte
für die Erreichung des angestrebten Reifegrades
zu finden.
Der Grundgedanke des Modells ist einfach: Die
Digitalisierung in Unternehmen beschreibt im
Kern den Grad, in demdie Datentechnologien das
unternehmerische Gesamtsystem beeinflussen.
Die Beeinflussung zeigt sich insbesondere darin,
• wie stark die strategische Ausrichtung des Un-
ternehmens Digitalisierungsthemen berück-
sichtigt,
• in welchem Umfang das Leistungsportfolio
des Unternehmens von digitalen Leistungen
geprägt wird,
• wie digitalisiert das Kundenmanagement er-
folgt,
• mit welcher Intensität die Geschäftsprozesse
digital abgebildet werden,
• wie stark die Belegschaft qualitativ und quan-
titativ durch Träger digitaler Kompetenzen
geprägt wird und
• welchen Stellenwert das Thema in der Unter-
nehmensleitung hat.
Kombiniert man die unterschiedlichen Ausprä-
gungen dieser Aspekte des unternehmerischen
Gesamtsystems, dann lassen sich vier Reifegrade
der Digitalisierung ausmachen.
Reifegrad 1: Digitale Experimentierphase
Dieser Reifegrad ist durch unverbundene, verein-
zelte Digitalisierungsaktivitäten gekennzeichnet.
Unternehmen in diesem Digitalisierungsstadium
entwickeln eine Sensibilität für das Thema, in-
dem sie – getrieben durch einzelne Akteure – mit
einzelnen Anwendungen der Digitalisierung expe-
rimentieren, ohne dass das Regelgeschäft davon
beeinflusst wird.
Reifegrad 2: Digitale Projektphase
In dieser Phase ist eine Sensibilität für das Thema
im Unternehmen vorhanden. Es gibt Digitalisie-
rungsprojekte in ausgewählten Funktionsberei-
chen des Unternehmens, die systematisch verfolgt
werden, allerdings ohne miteinander verzahnt
zu sein. So wird z.B. an der Digitalisierung der
Kundenbeziehungen oder der Geschäftsprozesse
gearbeitet, ohne dass diese Projekte integriert
gesteuert werden. Auch gibt es keine verbinden-
de Vorstellung über Ziele der Digitalisierung des
Unternehmens.
Reifegrad 3: Digitale Transformationsphase
In dieser Phase verändert die Digitalisierung
das Unternehmen: Es gibt ein klares Zielbild für
den systematischen Digitalisierungsprozess, der
bereits zu beobachtbaren Konsequenzen im Un-
ternehmen geführt hat. I.d.R. ist das Kundenma-
nagement digitalisiert, es gibt einzelne digital
angereicherte Leistungen, die meisten internen
Prozesse laufen auf digitalen Plattformen. Das
Thema ist jetzt auf die Prioritätenliste der Unter-
nehmensleitung gerückt.
REIFEGRADMODELL
Digitale Experi-
mentierphase
Reifegrad 1
Reifegrad 2
Reifegrad 3
Reifegrad 4
Digitale Projekt-
phase
Digitale Trans­
formationsphase
Digitalisiertes
Unternehmen
Hierarchie
Primärorgansiation
Hierarchie
Sekundärorgansiation
wertschöpfungsrelevante
Organisationsstrukturen
institutionell
vorgebend
rollenorientiert
ermöglichend
wertschöpfungsrelevantes
Führungsverständnis
vorgebend
angebotsorientiert
alltagsintegriert
selbstgesteuert
wertschöpfungsrelevante
Lernkultur
fachliche
Berufskompetenzen
agile
Kompetenzen
wertschöpfungsrelevante
Kompetenzen
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