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            12|2017
          
        
        
          reizlose und oft zermürbende Ressourcenbe-
        
        
          lastung entsteht aus dem Verwaltungsaufwand
        
        
          im Rahmen der laufenden Verbuchung von ein-
        
        
          gehenden Rechnungen. Zum Abrechnungszeit-
        
        
          punkt stößt man oft auf unfertige Kontierungen,
        
        
          unterschiedlich gepflegte Daten und zahlreiche
        
        
          Beteiligte, die alle gesonderten Umgang for-
        
        
          dern. Höhere Abrechnungsqualität und effizien-
        
        
          terer Ressourceneinsatz lassen sich jedoch durch
        
        
          Prozessvereinheitlichung und -verschlankung
        
        
          mit klar definierten Abläufen und Service-Level-
        
        
          Agreements erreichen.
        
        
          Nach Versand der Abrechnung häufen sich die An-
        
        
          rufe durch unzufriedene/verständnislose Kunden
        
        
          und der Papierstapel von Einsprüchen auf dem
        
        
          Tisch des Sachbearbeiters wächst. Die Gründe für
        
        
          das hohe Beschwerdeaufkommen nach Abrech-
        
        
          nungsversand sind immer dieselben: fehlerhaft
        
        
          erstellte Abrechnungen, fehlendes unterjähri-
        
        
          ges Kundenfeedback und mangelnde unterneh-
        
        
          mensinterne Abstimmung bzgl. sonstiger offener
        
        
          Posten oder anstehender Mieterhöhungen. Dabei
        
        
          lässt sich die aufwendige Rückläuferbearbeitung
        
        
          durch transparente, unterjährigeMieter- und Un-
        
        
          ternehmenskommunikation sowie Vereinfachung
        
        
          der Abrechnung reduzieren. Letztendlich führen
        
        
          fehlende Transparenz, vorhandene Liquiditäts-
        
        
          potenziale und inaktive Steuerung der Betriebs-
        
        
          kosten oft zu negativen, unerwarteten Auswir-
        
        
          kungen auf das Unternehmensergebnis. Neben
        
        
          dem laufenden Controlling und der Steuerung der
        
        
          unfertigen Leistungen und Umbuchungen birgt
        
        
          aktives Management Betriebskostenpotenziale
        
        
          wie Verbrauchs-/Vertragsoptimierung durch Be-
        
        
          triebskosten-Benchmarking und Zusatzpotenziale
        
        
          durch in-/outgesourcte Services.
        
        
          
            Innovative Genossenschaft mit
          
        
        
          
            funktionierendem Piloten
          
        
        
          Die wachsende Bedeutung der 2. Miete fordert
        
        
          Lösungen, die das klassische Vorauszahlungs-
        
        
          modell der Wohnungswirtschaft nicht bieten
        
        
          kann. Nachzahlungen durch steigende Heiz- und
        
        
          Betriebskosten führen zu Verständnislosigkeit,
        
        
          Unzufriedenheit und Unsicherheit beim Mieter.
        
        
          Die Anschaffung, Ablesung und Abrechnung der
        
        
          Ableseeinrichtungen bedeuten zusätzliche Kosten
        
        
          und die Abrechnungserstellung einen erheblichen
        
        
          Verwaltungsaufwand.
        
        
          Das Flatmietmodell der GEWOBA Nord bietet sich
        
        
          als eine funktionsfähige Alternative an. „Der Ver-
        
        
          mieter profitiert von einem Alleinstellungsmerk-
        
        
          mal amMarkt, Kosten- und Ressourceneinsparung
        
        
          durch reduzierten Verwaltungsaufwand sowie
        
        
          Wertschöpfung durchWahrnehmung vonMargen-
        
        
          potenzialen durch aktives Betriebskostenmanage-
        
        
          ment“, berichtet Dirk Schmidt. Durch den Verzicht
        
        
          auf Nachzahlungen und -forderungen steigt der
        
        
          Anreiz des Vermieters, Heiz- und Betriebskosten
        
        
          aktiv zu optimieren. Unter anderem entfallen die
        
        
          Kosten der Gerätemiete für Verbrauchszähler so-
        
        
          wie die Servicekosten für die Erstellung der Heiz-
        
        
          kostenabrechnung. Neben demwahrgenommenen
        
        
          positiven Mieterempfinden „alles in der Flat ent-
        
        
          halten“, übernimmt der Vermieter außerdem das
        
        
          Risiko der Energiemarktentwicklung und verleiht
        
        
          dem Mieter Kostensicherheit.
        
        
          Das Modell birgt zugleich Risiken, die von beiden
        
        
          Parteien getragenwerdenmüssen. „Der Vermieter
        
        
          übernimmt das Risiko der energetischen Fehlein-
        
        
          schätzung des Objekts sowie der Energiekosten-
        
        
          entwicklung, außerdem koppelt das Modell das
        
        
          Mieterwohnverhalten vomVerbrauch ab“, gesteht
        
        
          Dirk Schmidt. Für den Mieter besteht das Risiko,
        
        
          dass die Gesamtmiete evtl. über demMarktniveau
        
        
          liegen kann, außerdemkommen sprunghafteMie-
        
        
          tenänderungen gem. Befristung imMietvertrags-
        
        
          zusatz hinzu.
        
        
          Bei Abschluss des Mietvertragszusatzes/-nach-
        
        
          trags zur Vereinbarung einer Bruttowarmmiete
        
        
          ist deshalb Folgendes zu beachten:
        
        
          • Mieterverzicht auf Heiz- und Betriebskosten-
        
        
          abrechnung
        
        
          • Vermieterverzicht auf etwaige Nachforderun-
        
        
          gen
        
        
          • Möglichkeit fristgerechten Widerrufs
        
        
          • Zusicherung (Befristung) Bruttowarmmiete für
        
        
          bestimmten Zeitraum (z. B. drei Jahre)
        
        
          Für die GEWOBA Nord Baugenossenschaft stellt
        
        
          sich das Flatmodell als Erfolg heraus. Neben der
        
        
          spürbaren Entlastung des externen Rechnungswe-
        
        
          sens profitiert das Unternehmen von der „Sonnen-
        
        
          haus-Architektur“, das den Jahres-Wärmebedarf
        
        
          für Raumheizung undWarmwasser zumindestens
        
        
          75% aus solaren Anlagen deckt. Die energetischen
        
        
          Einsparungen in Kombination mit der Miet-Flat
        
        
          machen sich in einemMehrertrag in Höhe von ca.
        
        
          0,75 €/m
        
        
          2
        
        
          bemerkbar.
        
        
          
            „Vorteile unseres Flat-Modells sind spürbar“
          
        
        
          Dirk Schmidt, Abteilungsleiter Bestandsmanagement, GEWOBA Nord Baugenossenschaft eG
        
        
          • Aktive Steuerung (beeinflussbarer)
        
        
          Betriebskostenpositionen senkt Gesamt-
        
        
          mietbelastung und bindet Kunden
        
        
          • Heizkosten sind der Hauptkostentreiber
        
        
          – energetische Maßnahmen in ausge-
        
        
          wogenem Kosten-Nutzen-Verhältnis
        
        
          reduzieren Energieverbrauch nachhaltig
        
        
          • Die 2. Miete braucht Management-
        
        
          Attention, konkrete Verantwortung und
        
        
          qualitative/quantitative Ziele
        
        
          • Innovationen, wie z. B. ein Flatrate-Mo-
        
        
          dell bieten Wertschöpfungspotenzial und
        
        
          vereinfachen den Abrechnungsprozess
        
        
          
            ZUSAMMENFASSUNG
          
        
        
          Quelle: Autor
        
        
          
            VERGLEICHSRECHNUNGEN
          
        
        
          Flat-Modell in €/m
        
        
          2
        
        
          („Sonnenhaus“)
        
        
          vs.
        
        
          Klassisches Modell in €/m
        
        
          2
        
        
          („Beko-Abrechnung“)
        
        
          Kaltmiete
        
        
          9,30
        
        
          +20,78%
        
        
          7,20
        
        
          Heizkosten
        
        
          +0,20
        
        
          +0,75
        
        
          Betriebskosten
        
        
          +0,20
        
        
          +1,75
        
        
          Warmmiete
        
        
          
            9,70
          
        
        
          
            9,70
          
        
        
          Grundmiete aus
        
        
          Rentabilitsberechnung
        
        
          (7,20)
        
        
          (7,20)
        
        
          Aufwand tatsächlich
        
        
          entstandene BK und HK
        
        
          (2,25 / 2,75)
        
        
          (2,25 / 2,75)
        
        
          Ertrag
        
        
          
            +0,25
          
        
        
          
            /
          
        
        
          
            -0,25
          
        
        
          
            +0,25
          
        
        
          
            /
          
        
        
          
            -0,25
          
        
        
          Differenz für den Mieter = Null
        
        
          Mehrertrag für
        
        
          die GEWOBA
        
        
          Nord
        
        
          Guthaben des
        
        
          Mieters
        
        
          -  Verlust für die GEWOBA Nord
        
        
          +  keine Nachzahlung für den
        
        
          Mieter
        
        
          Nachzahlung des
        
        
          Mieters
        
        
          0
        
        
          50
        
        
          100
        
        
          150
        
        
          200
        
        
          250
        
        
          350
        
        
          >400
        
        
          300
        
        
          Endenergiebedarf dieses Gebäudes
        
        
          35,2 kWh (m
        
        
          2
        
        
          a)
        
        
          Primärenergiebedarf dieses Gebäudes
        
        
          („Gesamtenergieeffizienz“)
        
        
          27,3 kWh (m
        
        
          2
        
        
          a)