NEUBAU UND SANIERUNG
18
8|2017
OB – Der Wohnraummangel – besonders im preis-
werten Segment – ist vielerorts groß. Gesucht wer-
den daher neue Konzepte des Wohnungsbaus, die
inwenigenMonaten bereits realisiert werden und
für eine Marktentlastung sorgen können. Ziel des
nun angeschobenen europaweiten öffentlichen
Ausschreibungsverfahrens ist es, eine Rahmen-
vereinbarung über den Neubau vonmehrgeschos-
sigen Wohngebäuden in serieller und modularer
Bauweisemit mehreren Bietergemeinschaften aus
Planung und Ausführung abzuschließen.
Dies soll es besonders öffentlichenWohnungsunter-
nehmen ermöglichen, ohne weitere Verfahren auf
Grundlage der Rahmenvereinbarung Einzelaufträge
mit Planern undBaugewerbe auszulösen und – lokal
angepasst direkt – zu realisieren. Sie bekommen so
erstmals die Chance, sich direkt aus demRahmen-
vertrag zu bedienen und Wohngebäude nach den
ausgewählten Konzepten – und zu einem festen
Preis, der alle Kosten bis auf die lokale Anpassung
umfasst – zu errichten. Die Partner aus demBündnis
für bezahlbares Wohnen und Bauen versprechen
sich davon, dass sich besonders die Vorlaufzeiten
für Bauvorhaben wesentlich verkürzen.
Ausschreibung für Rahmenvereinbarungen
Zum Start des Ausschreibungsverfahrens sagte
Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks Ende
Juni 2017 in Berlin: „Serielles Bauen kann einen
Beitrag zumbezahlbarenWohnen leisten und sollte
daher forciertwerden. Industrielle Bauweisen kom-
men noch zu wenig zumZuge, weil häufig die Vor-
aussetzungen einerwirtschaftlichenAuftragsgröße
nicht erfüllt sind.“ Deshalb starte man die Aus-
schreibung. „Wir wollen, dass das standardisierte
Bauen den Rohbau und auch Ausbaukomponenten
schnell und preiswertmacht.“ Es gehe umvernünf-
tige, variableGrundrissemitwenigVerkehrsfläche
und darum, dass weder Abstriche bei der Qualität
noch bei den energetischen Voraussetzungen ge-
macht würden. Auch dürften die Städte deswegen
nicht uniform aussehen. GdW-Präsident Axel Ge-
daschko ergänzte: „Wir brauchen in Deutschland
ein Neubau-Klima. Die innovativen Baukonzepte
sollen vier Dinge vereinen: Zeitersparnis beimBau,
reduzierte Baukosten, eine hohe architektonische
und städtebauliche Qualität sowie die Berücksich-
tigung baukultureller Belange.“
AuchBarbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der
Bundesarchitektenkammer (BAK), betonte, dass
das schnelle und preisgünstige Bauenmit hoher ge-
stalterischer Qualität zu verbinden sei. „Nur gut ge-
stalteteHäuser erfreuen sich über Jahrzehnte gro-
ßer Beliebtheit undAnziehungskraft“, sagte sie. Die
Herausforderung für Städte, Gemeinden und Bau-
herren bestehe vielmehr darin, geeignete Flächen
zu finden, auf denen gebaut werden kann. „Hier
gilt es, die urbanen Räume zu verdichten, umnicht
nur die bestehende Infrastruktur wirtschaftlich zu
nutzen, sondern auch neue Großsiedlungenmit all
ihren Problemen zu vermeiden.“ Die Experten sind
sich zudem einig, dass es keine neuen Plattenbau-
siedlungen gebenwerde. Architekten, Stadtplaner
undBauherren sehen einen langfristigen Erfolg des
seriellenWohnungsbaus zwingendmit integrierten
Stadtentwicklungskonzepten verknüpft.
Bauen partnerschaftlich organisieren
„Statt teure Unikate zu fertigen, müssen künftig
stärker Prototypen geplant und deutschlandweit in
Serie umgesetztwerden. Für Bauunternehmer steht
aber auch fest: Wenn schnell und kostengünstig
gebaut werden soll, muss Bauen partnerschaft-
licher organisiert werden“, sagte Marcus Becker,
Vizepräsident des Hauptverbandes der Deutschen
Bauindustrie (HDB). Im Unterschied zur üblichen
getrenntenAusschreibung von Planungs- undBau-
leistungen sollen nunPlanungs- undBauleistungen
„aus einer Hand“ abgefragtwerden – umEffizienz-
vorteile einer gemeinsamen Projektbearbeitung
von Planern und Bauunternehmen auszuloten.
Um serielle undmodulare Bauweisen zu forcieren,
soll eines odermehrere Konzepte aus der Rahmen-
vereinbarung als Prototypen im Rahmen der IBA
Thüringen2019/2021präsentiertwerden. Dies er-
Um rasch preis-
werten, hochwer-
tigen Wohnraum
zu schaffen,
sind innovative
Konzepte gefragt.
Die Vorfertigung
imWerk ist einer
der Schlüssel des
seriellen und
modularen Bauens
– hier Module für
einen Neubau der
Vonovia
Schnell, kostengünstig und qualitätsvoll
Bauministerium und Wohnungswirtschaft fördern
innovative Konzepte des seriellen Bauens
In vielen Städten verschärft sich der Wohnungsmangel. Dieser kann nur verringert werden, wenn das
Angebot an preisgünstigen Wohnungen vergrößert wird. Das Bundesbauministerium (BMUB) und der
GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. gehen daher gemeinsammit
der Bundesarchitektenkammer und der Bauindustrie einen neuen Weg. Sie haben eine Ausschreibung für
„Serielles Bauen“ gestartet, um den Bau preisgünstiger Wohnungen in hoher Qualität zu beschleunigen.
Quelle: Vonovia