DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 8/2017 - page 11

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8|2017
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunter-
nehmen e. V. und die Bundesstiftung Baukultur haben ein gemeinsames
Positionspapier für nachhaltig lebendige Städte und Gemeinden vorgelegt.
Auf dem
WohnZukunftsTag 2017
in Berlin wurde es erstmals der Öffent-
lichkeit präsentiert. Es soll als Handlungskonzept zur polyzentralen Stand-
ortsicherung von Abwanderungsregionen dienen und dafür sensibilisieren,
angesichts der in den Wachstumsregionen bestehenden Herausforderungen
durch Wohnraummangel und Wachstumsfolgen nicht die schrumpfenden
Orte und strukturschwachen Regionen samt ihrer Problemlagen zu ver-
gessen. Denn der Immobilienmarkt ist von der Gleichzeitigkeit boomender
Regionen und stagnierender oder schrumpfender strukturschwacher
Räume geprägt. Einer hohen Wohnungsnachfrage und steigenden Kosten in
wachsenden Städten stehen Wertverluste und Leerstände in anderen Orten
gegenüber. Droht also die demografische Spaltung?
Es gebe viele stabile Mittelstädte, die trotz Schrumpfung ein Potenzial
durch ihre Bedeutung für das Umland in sich tragen, erklärte GdW-
Präsident Axel Gedaschko. „In diesen Städten liegen große Chancen für
Quelle: GdW, Foto: Tina Merkau
Gemeinsames Positionspapier
Wohnen und Baukultur in Abwanderungsregionen stärken
Rainer Nagel plädiert dafür, bei allen Bauaufgaben auf Nachhaltigkeit
und baukulturelle Qualität zu achten
WOHNZUKUNFTSTAG 2017
Weitere Informationen:
2017.wohnzukunftstag.de
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
ndManagement
Von der digitalen Transformation
und der Kraft der Vernetzung
Die mittlerweile fünfte Ausgabe des WohnZukunftsTages, der vom
GdW veranstalteten Innovationsplattform der Wohnungswirtschaft,
bot am 28. Juni 2017 von der Digitalisierung über energieeffizien-
tes Wohnen bis hin zur Baukultur ein buntes Programm. Bereits am
Vortag lockte die Fachtagung „Grüne Nachbarschaften – Wohnum-
feldgestaltung im Quartier“ (siehe S. 6 in dieser DW) Besucher auf
das Gelände der Internationalen Gartenausstellung (IGA) in Marzahn-
Hellersdorf. „Was Big Data mit uns macht“, erläuterte der Blogger
und Autor Sascha Lobo nach der Begrüßung der Kongress-Teilnehmer
durch GdW-Präsident Axel Gedaschko. „Daten, die eben noch egal
schienen, haben das Potenzial, ganze Wirtschaftszweige aufzurütteln
und zu neuen Innovationen zu führen“, so Lobo. Es gelte daher den
digitalen Wandel mitzugestalten statt „kleinzuhoffen“: Das Mega-
thema Digitalisierung bildete dann auch einen Schwerpunkt in den
vielfältigen Workshop-Runden des WohnZukunftsTages. Aber auch
Klima- und Energieeffizienzfragen sowie die Themen Bürgerbeteili-
gung, Kundenbindung und Partizipation wurden lebhaft diskutiert.
Quelle: GdW, Foto: Tina Merkau
Ein interaktives
Programmmit
hochkarätigen
Workshops und
Plenumsvorträgen,
ergänzt durch die
Präsentation von
Produkten und
Dienstleistungen
bot der diesjährige
WohnZukunftsTag
attraktives und bezahlbares Wohnen, die noch zu wenig gesehen werden.
Um dieses Potenzial aufzuschließen, sind baukulturelle Qualitäten ein
wichtiger Schlüssel“, betonte Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der
Bundesstiftung Baukultur auf demWohnZukunftsTag 2017. „Wir brauchen
Maßnahmen, mit denen wir die Lebensqualität kleinerer und mittlerer Städ-
te im ländlichen Raum sichern können“, forderten Gedaschko und Nagel. Es
gelte, Orte mit Strahlkraft als Standortalternative zu stärken und Standorte
mit Entwicklungspotential zu identifizieren. So entstünden Ankerstädte,
deren wichtigstes Merkmal ihr attraktives Orts- und Stadtbild ist. Als zent-
rale Wohn-, Handels- und Kommunikationsstandorte seien sie grundlegen-
des Element für das Entstehen langfristig lebendiger Gemeinden.
Die Empfehlungen von GdW und Bundesstiftung Baukultur für einen nach-
haltigen Beitrag zur Wohnungsversorgung in Deutschland lauten wie folgt:
1. Polyzentralität wiederbeleben
Politisches und planerisches Handeln nicht nur auf die Metropolen und
großen Zuzugsstädte konzentrieren, sondern auch kleine Städte berück-
sichtigen. Eine infrastrukturelle und gute digitale Anbindung ist dafür die
Grundvoraussetzung. Auf Bundes- und Länderebene sollten mehr Initiativen
für ländliche Räume geschaffen, gebündelt und gestärkt werden.
2. Ortskerne und den Bestand baukulturell stärken
In der Kombination aus Zugang zum Arbeitsmarkt und attraktivemWohnen
entstehen Ankerstädte für die Regionen. Gemeinden sind gefragt, neuarti-
ge, gemischte und bedarfsgerechte Konzepte zu entwickeln, um lebendige
Ortszentren zu schaffen. Die wohnungspolitische Förderung des Bundes
und der Länder sollte vorrangig für Kauf sowie Sanierung, Bestandsumbau
und Ersatzneubau in integrierten Lagen bereitgestellt werden.
3. Durch aktive Bodenpolitik steuern
Aktive Bodenpolitik stärkt die öffentliche Verantwortung und macht
eine Gemeinde (neu) handlungsfähig. Ankerstädte in ländlichen Räumen
benötigen stärkere Eingriffsrechte bei der Stadtentwicklung als bisher.
So sollte z. B. das Zusammenlegen von zu kleinen Grundstücken sowie die
Bereinigung nicht mehr funktionsfähiger Grundstücksflächen und Gebäude-
grundrisse ermöglicht werden. Die Kommunen sollten ihr Vorkaufsrecht in
besonderen Lagen häufiger einsetzen und mit Hilfe revolvierender Boden-
fonds Entwicklungen in Gang setzen.
Das Positionspapier kann herunter geladen werden unter:
bit.ly/PositionspapierBaukultur
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