DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 8/2017 - page 24

NEUBAU UND SANIERUNG
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8|2017
sie zum einen von der Genossenschaft selbst, die
in einer Gewerbeeinheit ein Servicebüro betreibt,
zumanderen vonmedizinnahen Unternehmenwie
zumBeispiel Charly & Franz, das Gesundheitskur-
se und Hebammendienste anbietet. Lediglich die
größte Einheit war im Juni 2017 noch nicht ver-
mietet.
Keine Balkone erlaubt
Wohnungswirtschaftlich waren die Vorgaben der
Behörden nicht immer unproblematisch. Als Bei-
spiel nennt Vorstand Gay dieWohnungen imDach-
geschoss der historischen Gebäude, die wegen der
vorgegebenen Raumkubatur schwer zumöblieren
sind. Zudemdurfte die Genossenschaft keine Bal-
kone anbringen. Einen gewissen Ersatz bietet der
breite Laubengang, der die Wohnhäuser auf der
Hofseite erschließt und der als Begegnungsort gut
angenommen zu werden scheint.
A propos Begegnungsort: Von Anfang an sollte
das Projekt Wohnen an der Französischen Kirche
mehr als eine Ansammlung von Wohnungen sein,
sondern auch den Austausch unter den Bewohnern
fördern. Auchwenn sich die ursprünglich geplante
Zusammenarbeit mit einem Verein nicht umset-
zen ließ, gibt es jetzt doch ein breites Angebot
an Gemeinschaftsflächen. So lädt die großzügige
Dachterrasse zu geselligem Beisammensein ein,
und im ersten Stock ist ein Bewohnertreff mit
Gemeinschaftsküche vorhanden. Der wird rege
genutzt, wie die engagierte Bewohnerin Angelika
Roy berichtet: Jeden Sonntag treffen sich Bewoh-
ner zum Frühstück, und jeden ersten Mittwoch
im Monat findet ein Spieleabend statt. „Außer-
dem“, ergänzt Roy, „duzen wir uns im Haus alle.“
Im Erdgeschoss gibt es darüber hinaus einen grö-
ßeren Veranstaltungsraum, in dembeispielsweise
Lesungen, Modenschauen oder kleine Konzerte
stattfinden. Er steht keineswegs nur den Bewoh-
nern der Wohnanlage zur Verfügung. „Wir bitten
alle Genossenschaftsmitglieder um Vorschläge,
wie sie den Raum nutzen möchten“, sagt Vanessa
Stepniak, die bei der PWG 1956 für Soziales Ma-
nagement zuständig ist. „Er soll ein kulturelles
Zentrum werden.“
Engagierte Bewohner
Aktiv in die Hausgemeinschaft ein bringt sich auch
die agile ältere Dame, die gerade in der Gemein-
schaftsküche Kaffee kocht und ihren Namen nicht
in der Zeitschrift lesen möchte. „Siebzig Jahre
habe ich in Dessau gewohnt“, berichtet sie. „Dann
wollte ich etwas Neues erleben.“ Ihre Wahl fiel
auf Potsdam, da dort ihre Enkel leben. Weil ihr
der gemeinschaftliche Austausch wichtig ist und
weil es ein innerstädtisches Domizil sein sollte,
entschied sie sich für die Wohnanlage neben der
Französischen Kirche.
Mit dieser Motivation steht sie nicht alleine da. „Es
zieht vieleMenschen ins Stadtzentrum“, beobach-
tet Vorstand Wolfram Gay. Dabei handelt es sich
bei den Bewohnern keineswegs nur um Senioren,
obwohl die allermeistenWohnungen schwellenfrei
und zwölf Einheiten sogar barrierefrei sind. An
Familien mit Kindern richtet sich das Ensemble
jedochweniger, da der Wohnungsmix auf kleinere
Einheiten setzt: 26 2-Zimmer-Wohnungen, drei
3-Raum-Einheiten und ein 1-Zimmer-Apartment
gibt es, wobei die Spanne der Wohnflächen von 45
bis 90m
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reicht.
Beim Neubau waren nicht nur Pläne und Zeichnungen nötig,
sondern auch eine enge Abstimmung mit dem Denkmalschutz
Die Vorderseite des Projekts Wohnen an der Französichen Kirche zeigt sich in vorbildlich
historischer sowie angepasster Form, während die Rückseite modern gestaltet ist
Lageplan des PWG-Neubaus
am historischen Ort.
Deutlich wird, dass das Ge-
bäudeensemble auf der nach
Süden sowie nach Westen
zur Französischen Kirche
zugewandten Seite
historische Formen aufgreift
bzw. rekonstruiert, während
die Nordostseite von einer
modernen Formensprache
geprägt ist
Quelle: Herbert Knopf Architekturbüro, Nordwestuckermark
Quelle: Herbert Knopf Architekturbüro, Nordwestuckermark
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