wurde; nur ein paar hundert Meter ist es bis zum
Flächendenkmal Holländisches Viertel, einem der
beliebtesten Touristenziele der brandenburgi-
schen Landeshauptstadt; und auch Läden und
alle anderen Einrichtungen der Innenstadt sind
leicht erreichbar.
Es ist einige Jahre her, dass sich die PWG 1956
eG an dieses ungewöhnliche Vorhaben wagte.
2011 schrieb die Stadt das 1.750 m
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große, da-
mals unbebaute Areal zum Kauf aus, verbunden
mit der Auflage, sich beim Wiederaufbau an der
ursprünglichen Bebauung zu orientieren. Denn
Mitte des 18. Jahrhunderts waren hier drei Häuser
mit holländischen Stilelementen errichtet worden,
von denen eines Ende des 19. Jahrhunderts durch
ein gründerzeitliches Gebäude ersetzt wurde. Die-
ses wurde später abgerissen, und auch die beiden
älteren Häuser mussten 1988 weichen, um Platz
für den Hubschrauberlandeplatz des benachbarten
Klinikums Ernst von Bergmann zu machen.
Prominente Baulücke geschlossen
Mit dem Neubau hat die gut 60 Jahre alte Woh-
nungsgenossenschaft die ursprüngliche Formdes
Bassinplatzes wieder sichtbar gemacht und gleich-
zeitig die Französische Kirche wieder in den ehe-
maligen barocken Stadtraum eingegliedert. „Wir
haben hier eine Baulücke geschlossen“, betont
Wolfram Gay, Sprecher des Vorstands der PWG
1956. Der Weg dahinwar allerdings nicht einfach.
Denn ein erster Entwurf, den der Architekt Herbert
Knopf 2012 vorlegte, stieß im städtischen Gestal-
tungsrat auf Kritik. Die Höhe der Französischen
Kirche dürfe nicht überschritten werde, mahnten
die Experten, während die Genossenschaft und
ihr Architekt einen höhenmäßigen Übergang zum
benachbarten Klinik-Hochhaus vorsahen. In der
Folge musste die Genossenschaft auf ein viertes
Geschoss und damit auf zwei Wohnungen ver-
zichten. 2013 wurde dann die Baugenehmigung
erteilt.
Betrachtet man das 2016 fertig gestellte Objekt,
so fühlt man sich tatsächlich an die Vergangenheit
erinnert: Die beiden Gebäude an der Charlotten-
straße entsprechen zur Straßenseite hin exakt dem
historischen Vorbildmit zwei Vollgeschossen und
ausgebautem Dachraum. Drei weitere Gebäude,
für die kein historischer Bestand dokumentiert
ist, passen sich zwar der historischen Situation an,
unterscheiden sich aber in ihrer Gestaltung von
den originalgetreu wiederaufgebauten Objekten.
Ein Haus in der Hebbelstraße nimmt mit seiner
Klinkerfassade Bezug auf die Geschichte, ohne
aber die barocke Form zu imitieren, während ein
dreigeschossiges Wohnhaus und ein einstöckiges
Gewerbegebäudemit ihrer geputzten Fassade un-
verkennbar im Heute verankert sind.
Der relativ hohe gewerbliche Anteil ist für ein ge-
nossenschaftliches Wohnprojekt ungewöhnlich –
immerhin fünf Einheiten, die größte davon 175m
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umfassend, sind entstanden. Genutzt werden
Quelle: PWG 1956 eG
Fast könnte man glauben, dieses Haus sei 1750 und nicht 2016 gebaut
worden. Die modernen Gebäudeteile (im Hintergrund) unterscheiden sich
davon deutlich
Der Laubengang im Innenhof erlaubt eine barrierefreie Erschließung mit nur
einem Aufzug. Außerdem dient er als Ersatz für die Balkone, deren Anbau die
Behörden nicht genehmigten