DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 4/2017 - page 43

41
4|2017
Fernwartung: ja oder nein?
Technische Finessen sind nur für 8%der Befragten
relevant bei der Kaufentscheidung. Allerdings brin-
gen sie neuen Konzepten aus dem Industrie-4.0-
Umfeld Interesse entgegen, beispielsweise der
Übertragung von Aufzugsdaten per Internet zur
Analyse undWartung aus der Ferne. Die besondere
Situation am Aufzugsmarkt wird die Einführung
solcher Systeme aber vermutlich erschweren: Ver-
änderungen dauern lange, denn Aufzugsanlagen
sind für Jahrzehnte im Betrieb, bevor sie erneuert
werden. 28,4 Jahre beträgt in Deutschland das
durchschnittliche Alter einer Aufzugsanlage.
Für Hersteller sind Fernwartungssysteme sicher-
lich eine geeignete Option zur Kundenbindung.
Allerdings sind die Betreiber dann sehr eng an den
Anbieter gebunden. Auch der tatsächliche Kun-
dennutzen bleibt zu hinterfragen: Fernwartungen
reduzieren die Arbeitszeiten und damit die Kosten
für den Service-Anbieter. Die Betreiber profitieren
davon jedoch nur, wenn sich diese Einsparungen
auch in ihren Kosten niederschlagen.
Ebenfalls hoch im Kurs stehen bei den Befragten
intelligente Aufzugsysteme, die durch gezielte
Kabinensteuerung dieWartezeiten reduzieren. Die
Einbindung vonAnlagen in das hausinterne Sicher-
heitskonzept durch automatisierte Berechtigungs-
lösungen ist dagegen für weniger als dieHälfte der
Betreiber interessant. Noch geringeren Zuspruch
erhalten Bildschirme, um beispielsweise Werbung
zu platzieren oder Informationen abzubilden.
Fazit
Aufzüge sind ein Spezialthema, bei demWohnungs-
unternehmen auf externe Fachleute angewiesen
sind. Auf diese müssen sie sich verlassen können,
denn bei Unfällen haftet der Betreiber. Dennoch
zeigt sich: Viele Service-Anbieter halten Termine
nicht zuverlässig ein und führen die Wartungen
nicht 100%ig korrekt durch. Gleichzeitig werden
die Betriebskosten für Aufzugsanlagen meist als
zu hoch empfunden. Insofern überrascht es nicht,
dass diemeistenWohnungsunternehmen nicht auf
einen Anbieter festgelegt sind.
ABB. 2: KAUFENTSCHEIDUNG
ABB. 1: SERVICEPERFORMANCE
50%
40%
30%
20%
10%
> 2,0
1,5 – 2,0 1,0 – 1,5 0,5 – 1,0
< 0,5
Ø 0,9
0%
Erinnerungen
pro Vorgang
Anzahl von Unternehmen
Einschät-
zung:
Basis: Zahlen von
Jan. bis Dez. 2015
äußerst
kritisch
gut
se liegen pro Anlage und Jahr im Schnitt bei rund
5.500 € brutto. 51% der Betreiber geben an, dass
die Betriebskosten in den letzten Jahren gestiegen
seien. 43% schätzen sie als ziemlich hoch oder
sogar sehr hoch ein. Nur 3% halten die Betriebs-
kosten für ziemlich günstig. GeeigneteMittel, um
die Kosten zu senken, sind für die Befragten vor
allem Erneuerungsmaßnahmen: Etwas mehr als
zwei Drittel halten eine Modernisierung für be-
sonders geeignet, um langfristig Geld zu sparen,
dicht gefolgt von einemkompletten Austausch der
Anlage. Auch der Wechsel des Service-Anbieters
erscheint vielen Befragten als gute Strategie:
46% der Betreiber gehen davon aus, mit diesem
Schritt Kosten senken zu können. Tatsächlich zeigt
die Erfahrung, dass mit einem Anbieterwechsel
Betriebskosten-Einsparungen von 20 bis 50%
möglich sind. Schon die richtige Vertragsgestal-
tung stellt hier wichtige Weichen.
Auch die Wartungsqualität spielt imHinblick auf
die Betriebskosten eine Rolle. 43% der Betreiber
würden sich von einer besseren Wartung geringe-
re Kosten versprechen. Eine erhöhte Wartungs-
frequenz halten dagegen nur die wenigsten für
eine geeignete Maßnahme zur Kostensenkung –
nachvollziehbar, denn kaum ein Service-Anbieter
wird zum gleichen oder sogar geringeren Preis
bereit sein, mehr Wartungen durchzuführen.
Der Preis bestimmt die Kaufentscheidung
Wenn es darumgeht, einen neuen Aufzug einbauen
zu lassen, sind dieWohnungsunternehmen selten
auf einen Anbieter festgelegt. Nur 19% würden
bei der Erneuerung bestimmt wieder den gleichen
Hersteller wählen. 26% würden dies sicher nicht
tun. Viel wichtiger als der Ruf der Herstellers, sein
Serviceangebot oder die regionale Nähe ist der
Preis der neuen Aufzugsanlage. 77% der Betrei-
ber legen hierauf besonderen Wert. 47% achten
vor allem auf die Funktionalität und 46% auf den
Energieverbrauch.
kritisch
befriedigend
bedenklich
50%
40%
80%
30%
70%
20%
60%
10%
77%
47%
46%
42%
30%
22%
11%
8%
6%
0%
Preis
Design
Serviceangebot des Herstellers
Ruf des Herstellers
Regionale Nähe des Herstellers
Funktionalität (z. B. Schnelligkeit)
Technische Finessen
Energieverbrauch
Sonstiges
1...,33,34,35,36,37,38,39,40,41,42 44,45,46,47,48,49,50,51,52,53,...84
Powered by FlippingBook