ENERGIE UND TECHNIK
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4|2017
Obwohl eine neue Aufzugsanlage in einemWohn-
gebäude im Schnitt etwa 55.000 € brutto kostet,
verdienen Hersteller das meiste Geld nicht mit
demBau der neuen Anlagen, sondernmit den Ver-
trägen für die anschließendeWartung. DieMarkt-
und Trendstudie „Aufzüge und Fahrtreppen 2016“
von der Hundt Consult GmbH, für die Daten von
mehr als 6.000 Anlagen aus Wohnimmobilien aus-
gewertet und 138 Betreiber von Aufzugsanlagen
befragt hat, zeigt aber, dass auf Anbieterseite Ver-
besserungspotenzial in puncto Service besteht.
So nehmen z. B. viele Anbieter Termine nur wahr,
wenn ihr Auftraggeber sie daran erinnert. Egal ob
Wartung, Angebotsanfrage oder Terminabspra-
che – imSchnitt musste an jeden Vorgang 0,9Mal
erinnert werden. Das bedeutet für den Betreiber
der Aufzugsanlage ständige Ungewissheit und
administrativen Mehraufwand.
Wartungen nur „befriedigend“
Für die Sicherheit der Aufzugsanlagen sind die Be-
treiber verantwortlich. Allerdings entsprechen die
Wartungen durch die Service-Unternehmen in29%
der Fälle nicht den technischen Vorgaben. Diese
werden imSchnitt nur zu84%erfüllt, was lediglich
als „befriedigend“ zu werten ist. Auffällig ist, wie
weit in dieser Hinsicht die Ergebnisse auseinander-
liegen: Bei 30%der Anlagen ist dieWartungserfül-
lung sogar als „bedenklich“ oder „kritisch“ einzu-
stufen – bei einem fast gleich großen Anteil aber
als „sehr gut“. Schwächen in der Wartung führen
oft zu Problemenmit den Anlagen. Daher erstaunt
es nicht, dass auch im Hinblick auf die Störungen
die Ergebnisse nur als „befriedigend“ einzustufen
sind. Durchschnittlich wurden pro Jahr und Anla-
ge 1,6 Störungen verzeichnet. Bei 5% der Anlagen
wurde die Störungshäufigkeit als „kritisch“ und bei
12% als „bedenklich“ bewertet. Damit zeigt sich
zwar, dass nicht jedeNachlässigkeit in derWartung
zwangsweise zu einer Störung führen muss. Aber
dauerhaft schlecht gewartete Anlagenwerdenmit
hoher Wahrscheinlichkeit mehr Störungen – und
damit höhere Kosten – verursachen.
Alle Anlagen auf dem Stand der Technik?
Dennoch sind Wohnungsunternehmen auf exter-
ne Dienstleister angewiesen. Denn 90%von ihnen
sagen, dass ihnen intern Know-howüber Aufzugs-
anlagen und deren Betrieb fehle. Sogar 94%geben
an, dass sie sich nicht mit dem Servicemarkt für
Aufzugsanlagen auskennen. Vor diesem Hinter-
grund ist auch die Selbsteinschätzung der Aufzugs-
betreiber zu bewerten: Zwei Drittel gehen davon
aus, dass ihre Aufzugsanlagen zumindest „ziemlich
auf dem neuesten Stand der Technik“ sind.
Tatsächlich haben aber gerade die Vermieter von
Wohngebäuden in dieser Hinsicht oft großenNach-
holbedarf. Denn seit Juni 2015 ist die neue Be-
triebssicherheitsverordnung (BetrSichV) in Kraft.
Damit gilt auch für Wohngebäude: Alle Anlagen
müssen auf dem neuesten Stand der Technik sein.
Einen Bestandsschutz für ältere Anlagen gibt es
nicht mehr.
Reizthema Betriebskosten
Besonders kritisch sehen die Betreiber der Aufzüge
die Betriebskosten der bestehenden Anlagen. Die-
Markt- und Trendstudie „Aufzüge und Fahrtreppen 2016“
Nach unten oder nach oben?
Rund 325.000 Aufzüge werden aktuell in deutschen Wohnhäusern betrieben. Im Rahmen einer
Marktstudie wurde untersucht, wie gut diese gewartet werden, wie die Betreiber die Zusammenarbeit
mit den Service-Dienstleistern beurteilen und wie sie über die Betriebskosten denken. Ein Ergebnis:
Die Aufzugsunternehmen müssen an ihrer Zuverlässigkeit arbeiten, wollen sie langfristig ihre Kunden
halten. Die Betreiber sind preissensibel und nicht auf einen bestimmten Anbieter festgelegt.
Tim Gunold
Geschäftsführer
Hundt Consult GmbH
Hamburg
Moderne Aufzugsanlagen
werden in Wohnimmobilien
immer wichtiger, steigt doch
der Bedarf an barrierefrei zu
erreichenden Wohnungen
Quelle: Hundt Consult