DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 4/2017 - page 39

Plans liefert. Aus Sicht der japanischen Ingenieure
bereitete dieses Vorgehen damals zunächst gro-
ßen Verdruss, aber für die Umsetzung der globalen
Unternehmensstrategie war es erfolgreich.
Perspektiven zur Beurteilung der Effizienz
von Maßnahmen
Wie in der Automobilindustrie kann auch bei der
Energiewende im Gebäudesektor die Frage nach
der Effizienz von Maßnahmen in der Umsetzung
einer Strategie aus sehr unterschiedlichen Sicht-
weisen bewertet werden. Grundsätzlich gibt es
drei Perspektiven, aus denen die Effizienz mög-
licher Maßnahmen zu Energieeinsparung und
Klimaschutz im Gebäudesektor bewertet werden
kann (siehe Abbildung 1 auf S. 36):
1. Eine Perspektive richtet sich auf die objekt-
spezifische Bewertung. Sie leitet sich aus
dem Ordnungsrecht ab und ist darauf aus-
gerichtet, die technische/primärenerge-
tische Effizienz möglicher Maßnahmen zu
bewerten.
2. Aus den Perspektiven immobilienwirt-
schaftlicher Akteure leitet sich hingegen ein
subjektspezifischer Bewertungsansatz ab,
der darauf abzielt, dieWirtschaftlichkeit der
Maßnahmen aus der Sicht von Eigentümern,
Nutzern und Produzenten zu evaluieren.
3. Die umweltökonomische Perspektive wie-
derum leitet sich aus einer gesamtwirt-
schaftlichen Betrachtung ab. Sie ist prin-
zipiell bestrebt, die resultierenden Kosten
zur Vermeidung von Umweltschäden sowie
die effiziente Verteilung finanzieller Effekte
(Lastenverteilung) zwischen den betroffe-
nen Stakeholdern zu bewerten.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass sich
die einzelnen Sichtweisen nicht nur in ihren Ziel-
systemen unterscheiden, sondern insbesondere
auch in den Bewertungsmethoden, den System-
grenzen der Betrachtung sowie den herangezoge-
nen Informationen für die Analyse. So nutzt z. B.
der ingenieurstechnische Ansatz der objektspe-
zifischen Bewertung die in den DIN-Normen hin-
terlegten Rechenmodelle und stark generalisierte
Eingangsdaten. Eigentümer hingegen bewerten
mittels Wirtschaftlichkeitsanalysen unter Berück-
sichtigung situativ differenzierender Rahmen-
bedingungen (inbsesondere Marktverhältnisse,
mieterseitige Zahlungsfähigkeit) die finanzielle
Vorteilhaftigkeit alternativer Handlungsoptio-
nen im Einzelfall. Umweltökonomisch wird die
Effizienz vonMaßnahmenmittels Kosten-Nutzen-
Analysen unter Berücksichtigung der finanziellen
Effekte für die betroffenen Stakeholder auf Pro-
jektebene bewertet
1
(vgl. auch Tabelle auf S. 38).
Entsprechend differenziert werden die Ergebnisse
der einzelnen Analysen eingeordnet und bewertet.
Effizienz als sichtweisenspezifische Größe
Die Ausführungen machen deutlich, dass Effi-
zienz immer eine sichtweisenspezifische Größe
ist. Wie stark sich die Effizienz bei ein und der-
selben energetischen Anforderung je nach
Objektbezogene
Bewertung
Ziel ist die Effizienz
der technischen
Lösung auf
Gebäudeebene.
Subjektbezogene Bewertungen
Ziel ist die wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit aus
der Perspektive immobilienwirtschaftlicher
Akteure (Eigentümer/Nutzer/Produzenten);
zusätzlich aus Nutzersicht die Sicherstellung
der Behaglichkeit.
Ergebnisse in Form von politischen Steuerungssystemen
(energetischen Anforderungen, Umlagerechten, Fördermaßnahmen etc.)
Gesamtwirtschaft-
lich-umweltpoliti-
sche Bewertung
Ziel ist die effiziente
Vermeidung von
Treibhausga-
sen (sofern die
Bezahlbarkeit des
Klimaschutzes der
Engpass ist).
ABB. 2: VERKNUPFUNG DER ERGEBNISSE
DER VERSCHIEDENEN BEWERTUNGSANSATZE
Eigentümer
Maßnahmen
vor Ort
Produzenten
Nutzer
1...,29,30,31,32,33,34,35,36,37,38 40,41,42,43,44,45,46,47,48,49,...84
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