ENERGIE UND TECHNIK
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10%, die sie vom Niedrigenergiehausstandard
unterscheiden. „Mit dem Lodenareal begann
wiederum die NHT als Erste, die Möglichkeit zu
nutzen und diesen Standard konsequent mit Zer-
tifizierung umzusetzen“, so Herz, der mit seinem
Planungsbüro Herz & Lang den Bau begleitet. Es
ist das einzige Büro in der IG Passivhaus Tirol,
das Erfahrung mit passivhauszertifizierten Ge-
bäuden hat.
Ein zweijähriges, wissenschaftlich begleitetes Mo-
nitoring bestätigte die Qualität der Umsetzung
in allen Bereichen, darunter Heizwärme, Warm-
wasser und Strom. Im Vergleich zu fünf weiteren
Passiv-Wohnanlagen in Österreich mit insgesamt
60 Wohnungen schnitt das Lodenareal durchweg
mit Bestwerten ab und zeigte eine Unterschrei-
tung der PH-Zielwerte in allen Bereichen. Das
Monitoring ergab auch, dass die mietrechtlich
geforderte Messung der Wärme künftig entfällt
und eine Warmmiete berechnet werden konnte.
Bei einer Umfrage als Bestandteil dieses Monito-
rings zeigten sich 98% aller Mieter zufrieden. Das
ist der höchsteWert in allenMietobjekten der NHT.
Mieter und Hausverwalter geschult
Doch diese Zufriedenheit gab es nicht umsonst.
Aus anderen Passivbauten ist ja bekannt, dass
die Mieter mit der Regelung nicht zurechtkom-
men oder damit, nicht einfach mal die Wohnung
durchlüften zu können. Die Mieter im Lodenareal
wurden deswegen von der NHT geschult. Zudem
gibt es eine einfache und kurze Beschreibung, wie
Lüftung und Heizung zu nutzen sind. Außerdem
wurden die Hausverwalter und Hausmeister für
den Umgang mit möglichen Problemen ausgebil-
det. Eine immer wieder auftretende Schwierigkeit,
die eigentlich keine ist: Die Lüftung läuft so leise,
dass man sie nicht hört. Das lässt einzelne Mieter
vermuten, dass sie nicht in Betrieb sei.
So angenehm es für die Mieter ist – für den Pla-
ner bedeutet es zum Teil mehr Arbeit. Denn die
Planungen sind aufwändiger als bei einem her-
kömmlichen Wohnungsbau. „Durch das Fläche-
Volumen-Verhältnis sind kleine Wohnbauten
aufwändiger im Passivhaus zu planen als große
Wohnbauten“, so Herz. Für großeWohnbautenwie
das Lodenareal 2007 gebe es kaumentsprechende
große Lüftungsgeräte mit Passivhaus-Effizienz.
Allerdings seien große Passivhäuser einfacher zu
bauen als kleine, weil sie kompakter seien und
immer ein komplettes und professionelles Team
in Planung und Ausführung benötigten.
Restwärmebedarf verschwindend
Wichtig war auch das Netzwerk in der IG Passiv-
haus Tirol. Hier fanden sich ein geeigneter Fens-
terbauer und die entsprechenden Lüftungsspezi-
alisten. Deren Erfahrung führte letztlich zu der
Entscheidung, auf eine Trennung von Heizung und
Lüftung zu setzen. Damit wird die Nutzerakzep-
tanz erhöht, weil in denWohnungen wie gewohnt
individuell die Temperatur geregelt werden kann.
Beim Lodenareal wurde ein Zweileitersystem
zur Wärmeverteilung mit Wohnungsstationen
gewählt. Die Wärme wird über Fußböden oder
kleine Radiatoren in die Räume gebracht. Die
notwendige Restwärme im Lodenareal beträgt
etwa 1 kW je Wohneinheit.
In ganz Tirol hat die NHT weitere Projekte in die-
sem Standard realisiert und war deswegen 2015
bestens gerüstet, als der Passivhausstandard für
öffentliche und geförderte Bauten in Österreich
zwingend vorgeschriebenwurde. Die Pilotprojekte
des Unternehmens werden weiterhin im zertifi-
zierten Standard des PHI umgesetzt. DiesemWeg
folgen mittlerweile mehrere öffentliche Wohn-
bauträger Tirols, darunter die Immobiliengesell-
schaft der Stadt Innsbruck sowie die Alpenländi-
sche Heimstätte. „Wer zögert, sind die privaten
Wohnbauträger, die bisher nicht in der Lage und
willens waren, die höheren Kosten, obwohl durch
die Wohnbauförderung gedeckt, an ihre durchaus
förderbaren Käufer zu vermitteln“, so Herz.
Klimafreundlich sind
nicht nur die Häuser,
sondern auch die Fort-
bewegungsmittel der
Bewohner. Der Innenhof
bietet zudem Raum und
genug Platz für reichlich
Grün
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