DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2017 - page 67

Kollisionsvergleich wie auch, falls erwünscht, die
Weitergabe an den Bauherrn.
Haftungsverantwortung
Die organisatorische Führung des BIM-Managers
ist nicht gleichbedeutend mit einer umfassenden
Haftungsverantwortung. Jede Projektpartei trägt
die Verantwortung für die eigenständig eingege-
benen Daten im jeweiligen Bauteil. Nicht nur die
Haftungsfrage, sondern auch die Honorierung
sowie Urheberrechte verhindern zum jetzigen
Zeitpunkt die Arbeit an einem gemeinsamen, in
der Cloud befindlichen Modell von Beginn an. In
rein technischer Hinsicht ist mit der Autodesk-
Cloud zwar bereits eine Lösung vorhanden. Doch
die bislang vorhandene, im internationalen Ver-
gleich noch geringe BIM-Projektpraxis in Deutsch-
land hat noch keine ausreichende Grundlage für
rechtsverbindliche Regelungen schaffen kön-
nen. Die Variante mit einzelnen Modellen und
Kollisionsvergleichen klärt hingegen eindeutig
die Urheberschaft und erlaubt eine Abrechnung
nach HOAI-Leistungsphasen, ohne auf die BIM-
Vorteile zu verzichten. Eine strikte Orientierung
nach der HOAI ist gleichwohl nicht möglich: Die
Leistungsphasen zwei und drei gestalten sich viel
arbeitsintensiver, mit der beginnenden Ausfüh-
rungsplanung reduziert sich der Aufwand dem-
entsprechend. Für eine gerechte Honorierung
gilt es folglich, Alternativmodelle zur HOAI zu
entwickeln.
Für den Bauherrn steht in jedemFall mit demBIM-
Manager der Partner zur Verfügung, der ihm die
Einheitlichkeit des BIM-Modells und die schritt-
weise Abarbeitung der AIA zusichert. ImBIM-Ab-
wicklungsplan (BAP) sind von Auftragnehmerseite
alle Pflichten und Prozesse dokumentiert. Es stellt
das Komplementärdokument zur AIA dar und gibt
demBauherrn Sicherheit über Prozessabläufe und
die damit verbundene Einhaltung von Zeit- und
Budgetvorgaben.
Kommunikation als größte Herausforderung
Die Erfüllung von AIA und BAP ist gebunden an
eine transparente und ehrliche Kommunikation,
die in der Praxis womöglich die größte Umstellung
darstellt. Es ist hilfreich, zwischen den Planern
eine gemeinsame Software zu verwenden. Revit
von Autodesk ragt z. B. unter den verfügbaren Lö-
sungen heraus, da sie Statik, Haustechnik und Ar-
chitektur miteinander vereint. Durch die als App in
die BIM-Software integrierbare Kommunikations-
plattform„BIMCollab“ ist ein ständiger Austausch
auch außerhalb der regelmäßigen Kollisionsver-
gleichemöglich. Dabei können Aufträge gegensei-
tig zugeteilt und Kommentare eingefügt werden.
Eine automatische Protokollierung erlaubt den
Rückgriff auf bereits geklärte Fragestellungen
und Herausforderungen. Allen Vorteilen zumTrotz
kann der BIM-Softwaremarkt nochmehr Wettbe-
werb vertragen. Fortlaufende Innovationen und
Alternativlösungen auf demEntwicklermarkt sind
in dieser Hinsicht sehr zu begrüßen.
Ausblick
Für große Planungsbüros empfiehlt es sich, BIM
konsequent durch die Formulierung eigener Stan-
dards zu implementieren, um für die Position des
BIM-Managers gerüstet zu sein. Software-Schu-
lungen unter den Mitarbeitern sind jetzt bereits
unverzichtbar, um im internationalen Vergleich
nicht an Boden zu verlieren: In Großbritannien
beispielsweise ist BIM seit 2016 bei öffentlichen
Bauvorhaben gesetzlich vorgeschrieben.
Im Herzen der Dresdner Altstadt
realisiert MPP das Projekt „Altmarkt
MK4“ in BIM-Arbeitsweise. Auf einem
Grundstück von über 3.100 m
2
entste-
hen 213 Wohnungen, zwei Gewerbe-
flächen und eine 2-stöckige Tiefgarage
mit ca. 120 Stellplätzen. 32 der 213
Wohnungen werden für den Freistaat
Sachsen errichtet und weisen eine
Mietpreisbindung über 15 Jahre auf.
In diesem Jahr beginnen die Tiefbauar-
beiten, die Fertigstellung ist für März
2020 vorgesehen.
BIM-PROJEKT MK 4, DRESDEN
Quelle: MPP
1...,57,58,59,60,61,62,63,64,65,66 68,69,70,71,72,73,74,75,76,77,...92
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