DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2017 - page 77

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toren. Dahinter steht die Erkenntnis, dass Qualität
imArbeitsprozess entsteht. Sind die Zwischener-
gebnisse gut, sichert das ein gutes Endergebnis.
Aus diesem Grunde gewichtet das moderne Qua-
litätsmanagement den Prozessaspekt. Während
sich das traditionelle Qualitätsverständnis eher für
den „fertigen Kuchen“ interessierte, berücksich-
tigt das EFQM-Modell eher die „bewirkende Hefe“,
also Mitarbeiter, Ressourcen, Prozesse etc. Es
bezweckt die Optimierung des organisatorischen
Gesamtprozesses. Auch das Modewort Change-
Management erhält mit dem EFQM-Modell eine
Gebrauchsanleitung, umVeränderungenwirksam
und messbar einzuleiten.
Managementbewertung mit EFQM
Der Spar- und Bauverein gehörte zu den ersten
Wohnungsunternehmen, die sich Anfang der
2000er Jahre für ein Qualitätsmanagementmo-
dell nach DIN ISO 9001 entschieden. Bald kam
die Genossenschaft zu der Erkenntnis, dass das
EFQM-Modell das richtige Instrument für die
Managementbewertung ist. „Uns geht es nicht
um ein Zertifikat als Werbemittel, sondern um
die Möglichkeit einer raschen und umfassenden
Selbstbeurteilung, aus der sich Ziele, Maßnahmen
und effiziente, lebendige Prozesse ergeben“, sagt
Vorstand Udo Frommann.
Aufgrund von Impulsvorträgen von Experten der
DGQ (Deutsche Gesellschaft für Qualität) und DQS
(Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung vonMa-
nagementsystemen) in der Hochschule Hannover
entwickelte das Unternehmen das EFQM-Modell
weiter imSinne einer ganzheitlichen Betrachtung
der Unternehmensqualität inklusive der Blickwin-
kel auf den Reifegrad von Compliance, Innovation
oder Arbeitgeberattraktivität.
Folglich ist der Spar- und Bauverein schon lange
dabei, das Thema Qualität ganzheitlich, sozusagen
als Gesamtführungsaufgabe des Unternehmens
zu praktizieren.
Im Rahmen dieser Sichtweise ist Qualitätspolitik
nicht mehr ein Teil der Unter-nehmenspolitik,
sondern die Unternehmenspolitik schlechthin
und das Qualitätsmanagement nicht Teil der
Unternehmensstruktur, sondern die Unterneh-
mensstruktur selbst. Daraus folgt, dass Qualität
eine Führungsaufgabe ist, die über allen übrigen
Führungstätigkeiten steht.
Der Organisationswissenschaftler Eduard Gaugler
präzisiert diesen Gedanken so: „Auf der Grundlage
des modernen Qualitätsbegriffs ist Qualitätsma-
nagement eigentlich nichts anderes als originäres
Management und damit nicht delegierbar.“
Durch dieManagementbewertungmit demerwei-
terten EFQM-Modell habenwir – Geschäftsleitung,
Organisationsentwicklung und Betriebsrat – einen
umfassenden Blick auf unsere Unternehmens-
qualität. Jährlich schauen wir, wo wir stehen,
würdigen umgesetzte Maßnahmen oder legen
gemeinsam neue fest. Dies gilt auch für Compli-
ance, Innovation oder Arbeitgeberattraktivität.
Fazit
Die Qualitätsanforderungen steigen ständig. Im
21. Jahrhundert reicht es nicht mehr, sein ISO
9000-ff.-Zertifikat vorzuweisen und gute Qualität
zu leisten. Es steht eine spiralförmige Entwicklung
auf einem immer höheren Qualitätsniveau bevor.
Der Ausspruch „Qualität hat ihren Preis“ verliert
seine Gültigkeit. Qualität wird nämlich zu einem
selbstverständlichen Ausstattungsmerkmal, wie
die Audioanlage im Auto. Das Gute wird kontinu-
ierlich durch das Bessere ersetzt.
Auch die Mieterorientierung ist kein Garantie-
schein in die Zukunft. In einer Zeit, in der jedes
Unternehmen daran arbeitet, die Kundenbindung
zu steigern, muss mehr geschehen, als nur mie-
terorientiert zu handeln. Darüber hinaus gilt es,
Organisationspflichten zu erfüllen oder einen
guten Rahmen für Kreativität, Innovation und
Mitarbeiterbegeisterung zu bieten. Agile Arbeits-
weise, Design Thinking, werteorientierte Führung
oder Customer Journey sollten nicht nur Begriffe
sein, die „man mal gelesen hat“, sondern rasch
ein Selbstverständnis der Organisationsentwick-
lung werden. Das erweiterte EFQM-Modell bietet
jedemManagement dieMöglichkeit, in die eigene
Organisation zu schauen und anhand verschiede-
ner Fragestellungen den Reifegrad zu bestimmen
undMaßnahmen festzulegen, mit denen sich die-
ser künftig verbessern lässt.
Die Spar- und Bauverein eG Hannover
wurde 1885 gegründet und ist mit mehr
als 24.600 Mitgliedern und ca. 8.000
Wohnungen älteste Wohnungsgenossen-
schaft mit Spareinrichtung. Die innovative
Genossenschaft entwickelt zukunftsorien-
tierte Strategien, um ihren Mitgliedern ein
schönes Wohnen und Leben zu ermöglichen
,und leistet mit ihrem sozialen, kulturellen
und städtebaulichen Engagement einen
wertvollen Beitrag für die Stadtentwick-
lung in Hannover. Das Wohnungsangebot
reicht von der klassischen Mietwohnung in
ruhiger oder zentraler Lage über komfor-
table Reihenhäuser bis hin zum Altersge-
rechten Wohnen. Die genossenschaftliche
Spareinrichtung ist die älteste und eine der
größten Deutschlands.
SPAR- UND BAUVEREIN EG
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
REIFEGRAD DER ORGANISATION GEMÄSS EFQM-BEWERTUNG
Ziel
Ist
Quelle: Autoren
Führung
Politik und
Strategie
Produktivität
Mitarbeiter­
orientierung
Compliance
Arbeitgeber­
attraktivität
Mitarbeiter­
zufriedenheit
Kunden­
zufriedenheit
Gesellschaftl.
Verantwortung
Geschäfts­
ergebnisse
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Innovation
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