DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 1/2017 - page 16

STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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wickeln. Dabei wurden die Unternehmen u. a.
vom vbw Verband baden-württembergischer
Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. be-
raten. Verbandsdirektorin Sigrid Feßler: „Unsere
Wirtschaftsprüfer haben die Kalkulation für den
Ankauf und den Gesamtwirtschaftsplan des Bie-
terkonsortiums auf Plausibilität und Tragfähigkeit
durchgesehen. Die gesellschaftsrechtliche Konst-
ruktionwurde ebenfalls von uns mitgestaltet. Das
war insbesondere für die genossenschaftlichen
Gremien von Bedeutung.“
Im Juli 2013 gründeten die Unternehmen eine
Gesellschaft bürgerlichen Rechts und gaben sich
damit den rechtlichen Rahmen zum Erwerb der
Konversionsflächen, wie den ehemaligen Mark
Twain Villages mit 14,2 ha. Zu den Verhandlun-
gen zwischen Stadt und BImA lieferte die GbR die
wohnungswirtschaftlichen Aspekte z. B. mittels
Gutachten. ImAugust 2015wurde dann der Kauf-
vertrag für das Mark Twain Village unterzeichnet.
„Die BImA hat sich aufgrund der sozialpolitischen
Erfordernisse aus demMasterplan und demwoh-
nungspolitischen Konzept auf ein besonderes Be-
wertungsmodell eingelassen“, so Peter Bresinski.
„70%bezahlbarer Wohnraum sind keine Blaupau-
se für die zukünftige Stadtentwicklung.“
Quersubventionierung für
preisgünstigen Wohnraum
Er fährt fort: „Die ambitionierten Ziele erfüllen
wir, indemwir mit Gewinnen aus dem Bauträger-
geschäft die Bestandswohnungen finanzieren.
Wenn die Unternehmen dies einzeln gemacht
hätten, wären andere Kalkulationen notwendig
gewesen. So muss nicht in der Höhe finanziert
werden, wie es sonst bei Bestandsimmobilien
der Fall wäre. Das Konzept geht außerdemnur mit
den zinsgünstigen Darlehen aus demLandeswohn-
raumförderungsprogramm auf, die wir schon vor
dem Kauf der Flächen in der notwendigen Höhe
verhandelt haben.“
Die GbR-Mitglieder gründetenwiederumdie Pro-
jektgesellschaft MTV Bauen undWohnen GmbH&
Co. KG, die das Mark Twain Village zum 1. Januar
2016 erwarb. Die Gesellschaft hat kein eigenes
Personal. Die Geschäftsführer Jens-Uwe Götsch
und Stefan Kern kommen aus den Kreisen der Ge-
sellschafter. Geschäftsbesorgungsverträge regeln
die Aufgabenverteilung zwischen den Unterneh-
men und richten sich nach den Kompetenzen und
Kapazitäten. Hauptgesellschafter sind die Fami-
lienheim und die GGH, die nach der Abschluss der
Entwicklung, voraussichtlich im Jahr 2022, die
Wohnungsbestände übernehmen.
„Für uns Genossenschaften ist das angesichts un-
serer Bilanzsumme ein Riesenprojekt. Damit kön-
nen wir unser Portfolio gut erweitern, was ohne
das Bündnis so nicht möglich gewesenwäre“, sagt
Peter Stammer.
Jens-Uwe Götsch ergänzt: „Zum 1. Januar sind
wir Eigentümer geworden, zum 1. August sind
bereits die ersten Mieter eingezogen. Schon jetzt
ist diese Entwicklung ein großer Erfolg sowohl
für die Bevölkerung als auch für die beteiligten
Unternehmen. Wir schaffen gemeinsam in großem
Umfang das, was Heidelberg braucht: bezahlbaren
Wohnraum für Haushalte mit kleinen und mittle-
ren Einkommen.“
Quelle: ?????????????
Die ehemalige Housing Area im Stadtteil
Südstadt besteht aus drei räumlich ge-
trennten Gebieten mit Geschosswohnungs-
bau aus den 1950er-Jahren. 652 Wohnun-
gen standen zur Verfügung, überwiegend
Familienwohnungen. Die MTV Bauen und
Wohnen schafft hier in den kommenden
Jahren bis zu 1.300 Wohnungen sowie Kin-
dertagesstätten, ein Nahversorgungszen-
trum, ein Pflegeheim, Büros und Arztpra-
xen. Die meisten Bestandsgebäude werden
abgerissen und durch Neubauten ersetzt.
Insgesamt entstehen rund 114.000 m
2
Wohn- und Gewerbefläche. 323 Mio. €
sollen bis 2025 in diese Stadtentwicklung
investiert werden.
ENTWICKLUNG DES
MARK TWAIN VILLAGES
Städtebaulicher Testentwurf
Quelle: AAg Loebner · Schäfer · Weber BDA Freie Architekten GmbH
Quelle: Christian Buck
Typischer Bestand, der teils erhalten, teils abgerissen wird
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