DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 1/2017 - page 15

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Heidelberg gehört zu den 28 % der deutschen
Kreise und kreisfreien Städte, die wachsen. Die
Bevölkerung hat in den vergangenen zehn Jahren
umetwa 12.000 auf rund 150.000 Einwohner zu-
genommen. Einen sehr großen Anteil haben junge
Menschen, die für ihre Ausbildung oder als Be-
rufseinsteiger kommen. Damit erreicht Heidelberg
Platz 4 in der Rangfolge der jungen Schwarmstäd-
te nach München, Leipzig und Frankfurt amMain
(Alterskohorten 15 bis 34). Die Kehrseiten dieser
Beliebtheit sind ein wachsender Nachfrageüber-
hang auf dem Wohnungsmarkt sowie steigende
Mieten und Kaufpreise. Um den Wohnungsbedarf
abzuschätzen, haben die Stadt Heidelberg und die
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) die
Wohnraumbedarfsanalyse 2030 in Auftrag gege-
ben. Die Zahl der Haushalte wird sich bis 2030
voraussichtlich um 10,5% erhöhen, was 7.300
zusätzliche Wohnungen erfordert.
Großer Wohnungsbedarf, große Flächen
Heidelberg ist in der glücklichen Situation, Flä-
chenreserven zu haben. Seit 2012 wird der neue
Stadtteil Bahnstadt, ein Bahnareal dirket südlich
des Hauptbahnhofs,mitWohnungen für rund5.000
Menschen entwickelt. Bis 2014 hat die US-Armee
ferner 180ha Fläche auf sechs Arealen freigegeben.
Hier lassen sich voraussichtlich zwei Drittel des pro-
gnostizierten Wohnungsbedarfs decken.
Der Bedarf an preisgünstigenWohnungen ist groß
in einer Stadt mit einer durchschnittlichen Miet-
spiegelmiete von 8,40 €/m
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. Die Stadt hat deshalb
schon 2012 Verhandlungen mit der BImA begon-
nen, umdie Konversionsflächen zügig kaufen und
nachnutzen zu können. Das Ziel dabei ist, durch
den Wohnungsneubau, den angespannten Woh-
nungsmarkt zu entlasten und der Verdrängung
von Haushalten mit unteren und inzwischen auch
mittleren Einkommen entgegenzuwirken.
Stadt und BImA haben sich auf ein partnerschaft-
liches Vorgehen und die Umsetzung städtebauli-
cher Entwicklungsziele geeinigt. Die BImA hat der
Stadt das Vorkaufsrecht auch für die ehemaligen
Housing Areas eingeräumt. Als Tochterunterneh-
men der Stadt war die Gesellschaft für Grund-
und Hausbesitz mbH Heidelberg (GGH) früh in
den Prozess eingebunden. „Die Heidelberger
Genossenschaften – Wohnungsunternehmen und
Banken – wollten sich ebenfalls aktiv einbringen
und außerdem verhindern, dass die Flächen an
auswärtige Investoren gehen. Oberbürgermeister
Prof. Dr. Eckart Würzner hat uns deshalb imHerbst
2012 zu Gesprächen eingeladen, aus denen sich
eine hervorragende Kooperation mit der Stadt
ebensowie untereinander entwickelt hat“, betont
Peter Stammer, geschäftsführender Vorstand der
Familienheim Heidelberg eG.
Konzept der Genossenschaften und der GGH
Zunächst erstellten Genossenschaften und GGH
ein wohnungswirtschaftliches Konzept. Es wur-
de in einem „Dialogischen Planungsprozess“ der
Stadt mit Bürgern, Vereinen und Institutionen,
Verwaltung und Politik weiterentwickelt. Nach
fünf Bürgerforen beschloss der Gemeinderat im
April 2014 den Masterplan Südstadt. Er beruht
auf den Leitzielen preiswerter Wohnraum für
verschiedene Nutzer, barrierefreie Wohnungen,
innovative Wohnformen und soziale Mischung.
Hinzu kommt das wohnungspolitische Konzept
der Stadt, die Wohnungen bezahlbar zu halten.
70% der Wohnungen sind für Haushalte vorge-
sehen, die die Einkommensgrenzen nach dem
Landeswohnraumförderungsprogramm erfüllen
oder unterschreiten. 40%werden für unter 8 €/m
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vermietet; 30% sind Eigentumsmaßnahmen für
Schwellenhaushalte.
Bündnis für Wohnen
„Wir brauchen viele Partner, die eine Umsetzung in
unseremSinne leisten“, so der Oberbürgermeister
und weiter. „Es eröffnet uns die Chance, unsere
Ziele schnell und zuverlässig zu realisieren. Die
Akteure sind in Heidelberg verwurzelt; wir kennen
und schätzen ihre Arbeit.“ Und diese Partner hat
er: Die GGH, die Familienheim und die Baugenos-
senschaft Neu Heidelberg eG sowie die Heidelber-
ger Volksbank und die Volksbank Kurpfalz haben
sich im März 2013 zu einem Bündnis für Wohnen
zusammengeschlossen. „Wir Genossenschaften
könnten eine solche Entwicklung nicht einzeln
durchführen. ImPool sparen die einzelnen Partner
Kosten, teilen das Risiko der Akquisition und bün-
deln ihre Kompetenzen“, so Peter Stammer. Peter
Bresinski, Geschäftsführer GGH: „Wir ergänzen
uns, ohne einem zu starken politischen Einfluss
ausgesetzt zu sein.“
Was sich als Lösung für eine solch ambitionierte
Entwicklung geradezu aufdrängt, benötigte eine
intensive Vorbereitungszeit, um rechtssichere
Strukturen und gute Arbeitsabläufe zu ent-
Quelle: Philipp Rothe
Ina Siebert
Unternehmenskommunikation
Gesellschaft für Grund- und
Hausbesitz mbH
Heidelberg
Oberbürgermeister
Prof. Dr. Eckart Würzner
und Axel Kunze,
Vorstandsmitglied der
BImA (Mitte mit Kauf-
vertrag), sowie Vertreter
der Stadt Heidelberg, des
Gemeinderats, des Bünd-
nisses für Konversions-
flächen und der BImA
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24,25,...76
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