NEUBAU UND SANIERUNG
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3|2016
Gemeinschaftliches Wohnen
Das Projekt wurde ferner in das Modellprogramm
„Gemeinschaftliches Wohnen, selbstbestimmt
Leben“ des Bundesministeriums für Familie, Se-
nioren, Frauen und Jugend aufgenommen und
erhält eine Förderung für eine qualifizierte Pro-
jektsteuerung. Zentrales Kriterium des Projekts
ist das gemeinschaftliche Wohnen aller Gene-
rationen mit Versorgungssicherheit. Denn der
Modellcharakter ergibt sich insbesondere durch
die Kombination der unterschiedlichenWohnfor-
men und den damit verbundenen Synergien, die
sich auch auf den bereits bestehenden Bestand
im Umfeld des Neubaus und die dort wohnenden
Mieter auswirken sollen.
Quartiersansatz
„Wir am Klingenborn“ ist ein ganzheitliches Vor-
haben: Es wirkt durch den Neubau mit Mehrge-
nerationenwohnen, Wohnen mit Versorgungssi-
cherheit und Demenz-WG auch ins Quartier und
ermöglicht den Bewohnern dort ein möglichst
langes selbstbestimmtes Wohnen in den eigenen
vier Wänden.
Die ambulante Demenz-WG antwortet auf die
Versorgungslücke für die Zielgruppe der de-
menziell Erkrankten, die in einem familiären
Umfeld versorgt werden möchten. Das Senio-
renwohnen mit Versorgungssicherheit ergänzt
nicht nur das Angebot für die älteren Mieter
des gesamten Wohnungsbestandes der HWB.
Es hilft dabei, auch mit leichtem bis höherem
Betreuungs- und Pflegebedarf selbstbestimmt
in einer lebendigen Nachbarschaft wohnen blei-
ben zu können. Darüber hinaus wird ein groß-
räumiges Netzwerk von hauswirtschaftlichen
Dienstleistern (Putzservice, Essen auf Rädern,
Einkaufsdienst, Begleitung bei Erledigungen
o. Ä.), Pflegediensten, Hausnotruf und von Eh-
renamtlichen durchgeführten Veranstaltungen
gebildet. Eingebunden werden dabei z. B. regel-
mäßige Mietertreffen. Durch die Kooperation der
HWB mit den unterschiedlichen Dienstleistern
sinkt die Hemmschwelle zur Inanspruchnahme
für die Mieter, steigt die Qualität der Leistungen
und wird für die Nutzer finanziell eher tragbar, so
die Erwartung. Im ersten Quartal 2016 wird das
Dienstleistungsnetzwerk mit hauswirtschaftli-
chen, Pflege-, Hausnotruf- und ehrenamtlichen
Dienstleistungen zunächst im HWB-Bestand
starten.
Organisationsstruktur
Das Mehrgenerationen- und gemeinschaftliche
Wohnen setzt auch auf die Selbstorganisation der
Bewohner. So übernimmt z. B. der Verein „Nahbar-
schaft e. V.“ bzw. die in ihm zusammengeschlos-
senen Mieter Verantwortung für die Belegung
der Wohnungen und die Nutzung der Gemein-
schaftsflächen. Die Idee dahinter lautet „gelebte
Nachbarschaft“: Gruppen oder Personen in unter-
schiedlichen Lebenssituationen unterstützen sich
gegenseitig – z. B. bei der Kinderbetreuung, beim
Einkauf oder bei Krankheit. Angestrebt wird auch,
dass sie quartiersoffene kulturelle Freizeitange-
bote organisieren.
Als wesentliche Erfolgsfaktoren für die Realisie-
rung des Neubauprojektes „Wir am Klingenborn“
werten die beteiligten Akteure die gemeinsame
Innovations- und Kooperationsbereitschaft von
Kommune, Wohnungsunternehmen, Kooperati-
onspartnern imBereich der Dienstleister und dem
Verein.
Entwicklungsprozess
Die bauliche Umsetzung des Neubauprojektes „Wir
amKlingenborn“ wird voraussichtlichMitte 2016
beginnen. Die Konzeptentwicklung ist zumgroßen
Teil abgeschlossen. Eine Herausforderung stellten
die baulichen (Berücksichtigung der Grundrisse
für die verschiedenen Zielgruppen) und (ord-
nungs)rechtlichen Rahmenbedingungen dar. Ins-
besondere im Hinblick auf die selbstbestimmte
Demenz-WG galt es viele Details zu klären, damit
der Neubau nicht als Sonderbau eingestuft und die
WG nicht nach dem Heimrecht beurteilt wurde.
Aus diesemGrunde wurden schon früh Fachbüros
beauftragt, die ihre Kompetenz in den Bereichen
Projektsteuerung, Planungsrecht oder Moderation
einbrachten. Durch die Förderung des Bundesfa-
milienministeriums konnte eine Projektsteuerung
beauftragt werden, die das Büro Dellgrün Consul-
ting übernahm.
Quelle: Dellgrün
Gründungsjahr:
1926
Anzahl eigene Wohnungen:
1.637
Anzahl Garagen-/
Tiefgaragenplätze:
ca. 440
Überdachte Parkplätze:
ca. 830
Anzahl Mitarbeiter:
35
Durchschnittliche
Nettokaltmiete:
5,77 €/m
2
Leerstandsquote:
1,6%
Bilanzsumme 2014:
ca. 84 Mio. €
Modernisierungs-/Instandhaltungs
investitionen
(ohne energetische
Sanierungen):
ca. 2,1 Mio. €
Geplante Investitionen
bis 2020:
ca. 40 Mio. €
HWB
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Die Projektierung ganzheitlich orientierter Bauvorhaben
erfordert eine Projektsteuerung
Auf großes Interesse stießen Informationstreffen zum Wohnen im Alter
oder die Aktionstage zum gemeinschaftlichen Wohnen