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1|2016
schaft mbH (NEUWOGES). Als das kommunale Un-
ternehmen 1997/98 das Objekt in der Koszaliner
Straße sanierte, sah es sich zahlreichen Herausfor-
derungen gegenüber, wie NEUWOGES-Geschäfts-
führer Frank Benischke berichtet. So kamz. B. das
Anbringen eines Wärmedämmverbundsystems
nicht in Frage, da dieses das charakteristische, von
Fugen geprägte Erscheinungsbild der Fassade be-
einträchtigt hätte. Auch imHauseingangsbereich
musste die NEUWOGES vom üblichen Verfahren
bei der Sanierung abweichen: Die alten Holztü-
ren durfte sie nicht durch Türen aus Kunststoff
ersetzen, sondern nur durch neue Holztüren, die
sich am alten Erscheinungsbild orientieren. Und
die Briefkästen konnten nicht – wie üblich – in die
Türanlage integriert werden, sondernmussten vor
dem Eingang platziert werden.
„Anfangs habenwir uns vor allemmit den Holztü-
ren schwer getan“, blickt Benischke zurück. „Viele
Mieter sahen nicht ein, warum sie weiter mit einer
Eingangstür aus Holz leben mussten, und zogen
in die Nachbarhäuser.“ Auch bei diesen handelt
es sich um WBS-70-Bauten, die aber durch die
Sanierung überformt worden sind. So haben sie
teilweise farbige Fassaden bekommen, und auch
die Balkone sehen anders aus, da die Balkonbrüs-
tungen erneuert wurden. In der Koszaliner Straße
1-7 war dies unter den Auflagen des Denkmal-
schutzes nicht möglich. Außerdem erhielten in
den Nachbarhäusern die ursprünglich balkonlosen
Wohnungen nachträglich einen Balkon. „Ohne den
Denkmalschutz“, sagt Benischke, „hätten wir das
in der Koszaliner Straße auch so gemacht.“
Allerdings zeigten sich die Denkmalschützer
auch kompromissbereit. So durfte die NEUWO-
GES beispielsweise Fensterbänke einbauen, die es
ursprünglich nicht gab. Und da die Wandfarbe in
den Treppenhäusern ohnehin nicht mehr original
war, konnte sie auch die Treppenhäuser farblich
neu gestalten. Der ursprüngliche Fußboden im
Treppenhaus, ein Kunststoffboden in Terrazzo-
optik, blieb indes erhalten. Die Fenster wiederum
wurden zwar erneuert, mussten aber wieder aus
Holz sein.
Unproblematischer Unterhalt
Nun könnteman vermuten, diese Auflagenwürden
zu Schwierigkeiten bei der Instandhaltung und zu
hohen Nebenkosten führen. Doch dem ist nicht so:
DieMieterinderKoszalinerStraßezahlten2013für
Heizung undWarmwasser proMonat durchschnitt-
lich 1,32 €/m
2
und damit nur unwesentlich mehr
als imGesamtbestand der Neuwoges (1,19 €/m
2
).
Auch die Fugen in der Fassade sorgen laut NEUWO-
GES-Chef Benischke nicht für größere Probleme.
Ebenfalls nicht zu hohen Unterhaltsaufwendun-
gen führen die Holzfenster. Die Kaltmiete übrigens
liegt mit 4,40 €/m
2
um knapp 9% unter dem Un-
ternehmensdurchschnitt (4,81 €/m
2
).
Erfahrungenmit demDenkmalschutz hat Benisch-
ke auch bei anderen Immobilien gemacht – und
die waren nicht immer gut. So erinnert er sich an
ein denkmalgeschütztes Trafohäuschen in einem
Hof in der Innenstadt, das er erst abreißen lassen
durfte, nachdem zwei Minister der Landesregie-
rung ihr Einverständnis gegeben hatten. Obwohl
das Zentrumder heute 63.000 Einwohner zählen-
den Stadt Neubrandenburg im Zweiten Weltkrieg
weitgehend zerstört wurde, stehen immerhin 29
Immobilien der NEUWOGES unter Denkmalschutz,
darunter auch das 14-stöckige Haus der Kultur
und Bildung (HKB).
Die Rückseite des Plattenbaus zeigt das originale
Erscheinungsbild aus dem Baujahr 1973
Quelle: NEUWOGES