NEUBAU UND SANIERUNG
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9|2016
samte Freizeit in das Projekt investierte und vor
lauter Begeisterung auch privat eins der kleineren
Bauernhäuser kaufte. Er hält es bis heute.
Interessant war vor allem der liegende Dachstuhl,
der vollständig verblattet, also lediglich mit
Holznägeln verbunden und am besten erhalten
war. Er brachte, sorgsam geborgen und numme-
riert, eine Wanderung von einem alten auf ein
neues Mauerwerk hinter sich. Das Dach wurde
wieder mit Holzschindeln gedeckt, Holzfenster,
Läden und die Fachwerkfassade, im Original mit
einer Füllung aus Lehmwickeln und Spreu, wur-
den nach alten Plänen und Maßstäben neu her-
gestellt. „Gute Zimmerleute für die traditionelle
Bauweise haben wir im Schwarzwald gefunden“,
sagt Grimminger.
Mehr als 2 Mio. DM hat es sich die Gesellschaft
kosten lassen, das Haus der Schützenburen der
Nachwelt zu erhalten. „Das Besondere daran ist
die Kombination von Technik und Denkmal. Damit
kann ichmich 1:1 identifizieren und fühlemich in
meiner Arbeit bestätigt. Kein anderes Gebäude in
unseremBestand deckt so viele Facetten ab“, sagt
Andreas Ehlert, bei der wbg für Technik zuständig.
Viele historische Elemente erhalten
Heute bietet das Gebäude 890 m
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Fläche, auf
526m
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entstanden fünf Mietwohnungen zwischen
40 und 90m
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. Die Ausstattung istmodern und zeit-
gemäß, dennoch erinnert vieles an das historische
Gebäude. In einigen Wohnungen gibt es noch die
alte bäuerliche Holzvertäfelung, imDachgeschoss
die Andreaskreuze, die innenliegenden Balken zur
Versteifung des Daches. Die ersten Mieter zogen
Weihnachten 1989 ein. Heute zahlen sie ortsübli-
che Kaltmieten von 6 €/m
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und sind immer noch
zufrieden mit ihren neuen alten Wohnungen. Es
gibt keinen Leerstand und kaum Fluktuation.
Modernes Wohnen zwischen alten Balken
In den historischen Mauern wird aber auch gearbeitet:
die wbg hat hier ihren Sitz
In der anderen Hälfte entstand das 220 m
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große
Büro der wbg, geschaffen wurden auch acht Ga-
ragen- und zwei oberirdische Stellplätze.
Dem Wohnungsunternehmen hat der neue Fir-
mensitz viel Sympathie eingebracht. „Ich bin
dankbar für die mutige Entscheidung der da-
mals Verantwortlichen, den aufregenden Weg
der Sanierung zu gehen. Wir haben heute einen
Firmensitz mit ganz besonderem Charme. Zen-
trumsnah, geschichtsverbunden, stilvoll und
dennoch bescheiden. Die perfekte Örtlichkeit
für eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft,
die ebenfalls auf eine lange Geschichte zurück-
blicken kann“, sagt Rainer Müldner, Geschäfts-
führer der wbg – und spricht mit dem positiven
Image und der Unverwechselbarkeit ein heute
wichtiges Thema an.
Dass das Viertel heute als Musterbeispiel für die
Revitalisierung alter Stadtkerne gilt und zu den
schönsten Ecken der Stadt gehört, gibt all` den
Bürgern Recht, die vor vielen Jahren so leiden-
schaftlich für seinen Erhalt gekämpft haben.
Und auch aus immobilienwirtschaftlicher Sicht
ist eine Erkenntnis hervorzuheben: Die Langzeit-
betrachtung der Folge- und Erhaltungskosten
zeige keinen signifikanten Unterschied zu her-
kömmlichen Geschäftsgebäuden, so die wbg.
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