DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2016 - page 32

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9|2016
Wohnen im Denkmal
„Die hält doch nur der Holzwurm zusammen“
Die Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen hat ihren Sitz in einem Gebäude, dessen
Grundmauern schon vor dem 30-jährigen Krieg standen. Der damalige Chef des Unternehmens
und viele engagierte Bürger haben jahrelang leidenschaftlich für den Erhalt des ehemaligen
Bauernhauses und eines kleinen historischen Quartiers gekämpft.
Mitten im Zentrum von Schwenningen schien
die Zeit stehen geblieben zu sein. Entlang der
Oberdorfstraße und Ob dem Brückle stand in-
mitten moderner Wohnbebauung ein Grüppchen
von sechs Bauernhäusern mit Stall und Scheune,
Katen und Tagelöhnerhäusern aus dem 17. und
18. Jahrhundert.
Aufgrund des langen Leerstands waren sie aller-
dings in einem stark verwahrlostemZustand – die
Bausubstanz desolat: ohne Fenster, mit kaputten
Dächern, mithilfe von Strohmatten sowie Gips
zugekleistertem Fachwerk und mit Scheunen,
aus denen alle Balken, die sich statisch irgendwie
entbehren ließen, als Brennholz herausgesägt
worden waren ... Ein Schandfleck für die Stadt,
meinten viele Bürger und auch die Lokalpolitiker:
„Abreißen und neu aufbauen“, „Die Häuser hält
doch nur der Holzwurm zusammen“, das waren
übliche Kommentare bei Bürgerversammlungen.
Und so gab es immer wieder Pläne, alle Gebäu-
de niederzulegen. Das Bewusstsein, ein ganzes
Ensemble sei schützenswert, habe sich erst viel
später durchgesetzt, erklärt Walter Grimminger,
In Villingen-Schwenningen rettete der Einsatz von wbg und engagierten Bürgern ein historisches Ensemble aus der Zeit des 30-jährigen Krieges
vor dem Abriss. Heute hat die wbg im sog. Schützenburenhaus ihren Geschäftssitz, auch Mietwohnungen finden sich hier
Sabine Richter
freie Immobilienjournalistin
Hamburg
NEUBAU UND SANIERUNG
Quelle aller Fotos: Michael Kienzler
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