DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2015 - page 42

ENERGIE UND TECHNIK
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10|2015
Mehrkosten von maximal 5%
Der Passivhausstandard definiert sich aus einem
Heizwärmebedarf von 15 kWh/m
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Wohnfläche und
Jahr. Erreicht werden kann er nur mit intensiver
Dämmung an Fassade und Fenstern sowie einem
ausgeklügelten Lüftungssystem. Allgemein rech-
net manmit mindestens 10%Mehrkosten gegen-
über einemkonventionellen Bau gleichen Zwecks
und Größe. Die DWG hat das nach Morawietz‘
Angaben sogar mit lediglich bis zu 5% deutlich
unterboten. „DieseMehrkostenwurden durch die
Förderung teilweise kompensiert“, so der Ingeni-
eur und gibt zu bedenken: „Häufigwerden die Fol-
gekosten der Anlagentechnikmit höherer Wartung
und kürzerer Abschreibung nicht berücksichtigt.
Die könnten die Energieeinsparungen teils wieder
auffressen, insbesondere bei stagnierenden oder
sogar sinkenden Energiepreisen.“
Erfahrungen dazu sind noch nicht vorhanden. Eine
erste Auswertung der tatsächlichen Verbräuche ist
erst imHerbst möglich. Die Genossenschaft rech-
net zu Beginn mit einem höheren Verbrauch als
den rechnerisch zugrunde gelegten 15 kWh/m/a.
Dies liege an demEingewöhnungsprozess der Mie-
ter, insbesondere in der Senioren-Wohneinheit,
und der Bauphysik imNeubau, wo zu Anfang durch
Austrocknung mehr Energie benötigt werde.
Letztlich spielen natürlich auch die tatsächlichen
Witterungsbedingungen eine Rolle.
Wärme von Erde und Sonne
Hauptheizquelle ist eine Erdwärmepumpe. Für
diese wurden 15 Erdsonden 89 m tief in den Un-
tergrund getrieben. Die Nennleistung von 67 kW
ermöglicht es, 151 MWh/a zu erzeugen. 78 MWh
davon gehen ins Heizungsnetz, der Rest in die
Warmwasserbereitung. Auf den Dächern fanden
48 m
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Flachkollektoren Platz, die mit 24 MWh/a
die Heizung unterstützen und rechnerisch etwa
ein Viertel der Warmwasserversorgung abdecken.
Dafür wurde ein 2.500 l fassender Wärmespeicher
installiert. Die Übergabe der so erzeugtenWärme
erfolgt in die Wohnungen über einzelne Frisch-
wasserstationen. Für normale Winter reicht diese
Kombination aus. Falls es zu extremen Spitzenwie
etwa im Winter 2012/2013 kommt, sind in jede
Wohnung noch Gebläseheizkörper eingebaut. Eine
Backuplösung für Havarien existiert nicht, da zu
aufwändig. Die DWG setzt voll und ganz auf die
Zuverlässigkeit der installierten Technik.
Herzstück Lüftung
Wie nun bleibt die Wärme in der Wohnung? Ein
Passivhaus lebt davon, dass die im Baukörper be-
findliche Wärme nicht unkontrolliert nach außen
gelangt, sondern zur Aufwärmung von Frischluft
genutzt wird. Für die Erwärmung der zugeführten
An der vielbefahrenen Münsterstraße schützt die Passivhausdämmung gleichzeitig vor Lärm
Quelle: Stefan Wernz
Bereits in der Vorplanung und bei der Gründung muss der Passivhausstandard schon
komplett vorgedacht und vorbereitet sein, insbesondere bei der Verlegung von Leitungen
für Wasser und Lüftung
Quelle: DWG
Quelle: DWG
Die Lüftung ist das Kernstück jedes Passivhauses
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