ENERGIE UND TECHNIK
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10|2015
Kernparameter
Vertrag
Pacht-/Mietvertrag mit Kooperationspartner
(Betreiber und Diensteanbieter)
Netzzugang
„exklusiver“ Netzzugang für Kooperationspartner
Abrechnung beim
Mieter
Einzelinkasso
Netzausbau
Vollausbau mit bis zu vier Fasern
inklusive Fasern für eigene Dienste
Vorteile
Nachteile
• Eigentümer der passiven Infrastruktur
• Investitionslast trägt
Wohnungsunternehmen
• bis zu vier Fasern pro Wohnung
• Aufwand für Wartung und Service
der passiven Netzelemente
• Einflussnahme bezüglich Art, Umfang
und vertragliche Bedingungen zur
Signalversorgung
• Einflussnahme auf Diensteanbieter
und Diensteportfolio eingeschränkt
• kein oder geringeres Risiko der
Netzauslastung
• geringere Wertschöpfungsbeteiligung
• begrenztes Geschäftsrisiko
• zusätzliche Renditeoptionen
EIGENINVESTITION: KOOPERATIONSMODELL MIT EXKLUSIVPARTNER
Quelle: „Strategiepapier Glasfaser“ (GdW Arbeitshilfe 67)
Kernparameter
Vertrag
Gestattungsvertrag mit einer Laufzeit von ca. 10 bis 20 Jahren
Netzzugang
Verhandlung über exklusiven Netzzugang
Abrechnung beim
Mieter
Einzelinkasso oder Sammelinkasso
Netzausbau
Vollausbau mit bis zu vier Fasern inklusive für eigene Dienste
Vorteile
Nachteile
• keine Investition der
Wohnungswirtschaft
• lange Vertragslaufzeit
• kein Risiko der Netzauslastung,
kein Geschäftsrisiko
• kein Eigentum an der errichteten
Netzinfrastruktur
• kein Aufwand für Wartung und Service
der passiven Netzelemente
• kein Einfluss auf Diensteanbieter
begrenzt Wettbewerb und flexible
Erweiterbarkeit des Diensteportfolios
• bis zu vier Fasern schaffen
zusätzliche Renditeoptionen
• keine bzw. geringere
Wertschöpfungsbeteiligung
• bei Ausschluss der Exklusivität
Auswahlmöglichkeit unterschiedlicher
Diensteanbieter
• Dienstevielfalt stärkt
Mieterzufriedenheit
FREMDINVESTITION: STADTWERKE/KABELNETZBETREIBER/FONDS
altete Satellitenkopfstationmit einemKoaxialnetz
in Baumstruktur, das einfach ohne Leerrohre in die
Wände einbetoniert wurde. „Einstrahlungen in die
alte Netzstruktur führten zu Ausfällen“, sagt Vol-
ker Heß, Verwalter des kurz „Leo II“ genannten
Teilbestandes. Siegfried Grossmann, der sich für
die A&R Hausverwaltung um die 180 Wohnungen
von „Leo I“ kümmert, ergänzt: „Immer mehr Be-
wohner mit neueren und leistungsstarken Groß-
bildschirmen hatten sich über die schlechte Sig-
nalqualität beklagt, insbesondere bei HDTV und
HDPlus-Sendern.“ Eine Sanierung des altenNetzes
war nichtmöglich. Also suchte Heß gemeinsammit
dem Verwaltungsbeirat nach Alternativen.
Die BIGMedien aus Mönchengladbach – 2014 von
der Berliner Tele Columbus-Gruppe gekauft – ent-
wickelte eine pragmatische und zukunftssichere
Lösung: Das alte Koax-Netz wurde nicht ange-
rührt. Stattdessen wurden in die Telefon-Leer-
rohre vieradrige Glasfaserleitungen eingezogen,
alle Wohnblöcke beider WEG-Gemeinschaften
durch Glasfasererdleitungenmiteinander verbun-
den und durch eine optische SAT-Anlage mit vier
Satellitenpositionen versorgt. Neben dembereits
mehr als 500 Sender umfassenden Basispaket der
Astra-SAT-Position 19,2 Grad Ost für 6,96 € im
Monat können sich die Bewohner, die zu rund 40%
einen Migrationshintergrund besitzen, fast jeden
Sender der Welt dazubuchen. 5 € kostet jede wei-
tere SAT-Position.
„Entscheidend ist der offene freie Programmzu-
gang vomSatelliten in die Hausnetze. Die Hausnet-
ze, die keinen Exklusivitätsklauseln unterliegen,
lassen den Bewohnern zudem die freie Wahl, wel-
che Anbieter sie z. B. für Internet, Telefonie, Smart
Home, Smart Metering, Hausnotruf etc. wählen“,
erklärt Silke Steinhart, Regionale Vertriebsleitung
der Tele Columbus AG. Damit die Leitungsvortei-
le, die das Glasfasernetz bietet, auch bei Telefo-
nie und Internet zum Tragen kommt, wurde mit
WiSoTEL aus Backnang ein Provider gewonnen, der
das Hausverteilnetz an seinen Glasfaserbackbone
auf der Netzebene 3 angebunden hat. Diemaxima-
le Internet-Flat mit 200Megabit je Sekunde kom-
biniertmit einer Festnetz-Flat für Telefonie kostet
59,95 € imMonat. Niedrigere Übertragungsraten
sind entsprechend günstiger. Trotzdem steht es
den Bewohnern frei, welchen Provider sie nutzen
wollen. Sie können also nach wie vor auf DSL-
Verbindungen via Telefonkabel setzen.
Eigeninvestition versus Fremdinvestition
Schon der GdWhat in seiner Glasfaserarbeitshilfe
das Für undWider von Eigen- und Fremdinvestiti-
onen diskutiert – die beiden Tabellen zeigen Vor-
und Nachteile beider Betreibermodelle auf. Der
entscheidende Unterschied ist, ob die Investitions-
investiert wird – als sittenwidrig eingestuft und
auf maximal zwei Jahre begrenzt werden.
Herausforderungen – ein Beispiel
Soweit die Rahmenbedingungen, aber auch in der
Praxis gibt es einige Herausforderungen zu meis-
tern – z. B. bei der Umrüstung von Mehrgeschos-
sern wie in Leonberg. Insgesamt 444 Wohnungen
umfassen diewuchtigen 1970er-Jahre-Hochäuser
der ehemaligen Neuen Heimat. Heute gehört die
Anlage zwei Wohnungseigentümergemeinschaf-
ten. Vor der Umrüstung existierte eine völlig ver-