DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2015 - page 28

NEUBAU UND SANIERUNG
3-Tage-Bad und Musterwohnung
Fündig wurde Klotz schließlich bei der B&OGrup-
pe. Deren Konzept: Ein generationsübergreifendes
Badkonzept, das innovative Technik mit nachhal-
tigem Design und einfacher Nutzbarkeit in jeder
Lebensphase verbindet. Es war aber vor allem die
Zeitschiene, die letztendlich ausschlaggebend
war. Der Badumbau dauert durch eine speziell
entwickelte Systembauweise nur drei Tage, die
Toilette ist bereits am ersten Tag wieder nutzbar.
Das macht dieModernisierung auch imbewohnten
Zustandmöglich. Umauch Neumieter von Anfang
an gut einzubinden, ließ die Gewobau drei Muster-
wohnungen erstellen, in denen sie unterschiedli-
che Bad- und Ausstattungsvarianten optisch und
haptisch erfahren können. Das zeigt seine Wir-
kung. Die bisherigen Erfahrungen verdeutlichen,
dass die Gewobaumit diesemmodularen Konzept
eine gute Antwort auf die Bedürfnisse der Mieter
gefunden hat (siehe Interview).
Die Kosten im Blick
Sanierungen undModernisierungen sind nicht nur
technisch, sondern auch finanziell oft eine Grat-
wanderung. Einerseits soll die Attraktivität der
Wohngebäude gesteigert werden, andererseits
gilt es aber, auch die Bedürfnisse und vor allemdie
finanziellen Möglichkeiten der bisherigen Mieter
im Auge zu behalten.
Die richtige Strategie zu wählen, stellt eine hohe
Kunst dar. In Essen ist das gut gelungen.
Herr Klotz, Genossenschaften gelten als
traditions- und kostenbewusst. Warum
setzen Sie so stark auf Innovationen?
Innovationen sind notwendig, um die Genossen-
schaft zukunftsfähig zu machen. Sie müssen aber
solide sein und mit Blick auf die Kosten „auf dem
Teppich“ bleiben. Es geht dabei nicht nur um die
Immobilie allein. Nötig ist vor allemeine Individu-
alisierung des Angebots – soweit das möglich ist.
Ich bin mir sicher, dass zukünftig statt der klas-
sischen Zielgruppen, die sich über sozioökono-
mische Kriterien definierten, die Differenzierung
nach verschiedenen Lebensstilen eine stärkere
Rolle spielen wird.
Wie setzen Sie das um?
Die Gewobau ist eine Genossenschaft. Das heißt:
Unsere Mieter sind gleichzeitig unsere Eigentü-
mer. Wir haben daher schon immer sehr auf unse-
ren Bestand geachtet und auf die Mieterwünsche
gehört. Wir haben in Essen-Überruhr drei unter-
schiedliche Musterwohnungen herstellen lassen.
Interessenten können sich die Wohnungen anse-
hen und noch vor Ort die von ihnen gewünschte
Ausstattung aussuchen.
Oft ist es ja schwierig, sich vorzustellen, wie eine
Wohnung fertig aussieht, wenn Sie nur ein kleines
Muster vor sich haben. Sehen Sie aber eine Wand
in der geplanten Ausführungsqualität und einemit
Malerflies, oder Vollholzfußleisten und daneben
Kunststofffußleisten, hat das eine völlig andere
Wirkung. Das kommt sehr gut an.
Ist das Baukastensystem Ihrer Meinung nach
das Modell der Zukunft?
Ja. Sie sehen drei Wohnungen, unterschiedliche
Ausstattungsmerkmale und suchen sich aus, wie
IhreWohnung aussehen soll. Das gibt Mietern das
Gefühl von Individualität. Besonders unterschied-
lich sind die Badezimmertypen.
Der Trend geht imBad generell zu großformatigen
Fliesen. Wir haben ein Bad mit besonders großen
Fliesenplatten ausstatten lassen, die maximal
2,70 x 1,25m sein können. Die zwei anderen Bäder
sind mit herkömmlichen großformatigen Fliesen
ausgestattet.
Was ist dabei die Innovation?
Das ist keine klassische Fliese im herkömmlichen
Sinne, sondern eine großformatige Kunststoffplat-
te, ohne dass Fugen sichtbar sind. Die Nahtstellen
zwischen den Platten sindmit Aluminiumprofilen
ausgefüllt, so dass keine Fuge im herkömmlichen
Sinn entsteht. Diese Wandkonstruktion wird von
B&O nach dem sog. 3-Tage-Bad-Konzept herge-
stellt.
Wirken sich die unterschiedlichen
Ausstattungen auch preislich aus?
Selbstverständlich haben verschiedene Materia-
lien und Qualitäten auch unterschiedliche Preise,
die sich auf den Mietpreis auswirken. Doch der
Unterschied ist geringer, als man zunächst ver-
mutet. Für uns steht jedoch nicht allein der Preis
im Mittelpunkt, sondern die Tatsache, dass un-
sere Mitglieder gut beraten werden und dass sie
das bekommen, was sie sich für ihre Wohnungen
vorstellen. Das honorieren sie auch.
Es geht also nicht nur um die Erhaltung eines
hohen Immobilienwertes?
Das ist richtig. Das Badkonzept ist für uns schon
ein Alleinstellungsmerkmal. Nicht nur die Optik,
auch die Haptik spielt zunehmend eine wichtige
Rolle. Unter den Mietern spricht sich das auch
schnell herum, das darf man nicht unterschätzen.
Vor allem die Tatsache, dass wir eine Antwort für
jeden Geldbeutel haben. Oder anders ausgedrückt:
Wir bieten für unterschiedliche Wohnbedürfnisse
eine Lösung an. Das schätzen Mieter.
Herr Klotz,
vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Beatrix Boutonnet.
Interview mit Stephan Klotz
„Modulare Konzepte sind ein
klarer Wettbewerbsvorteil“
In Essen ist die Gratwanderung zwischen den Bedürfnissen der Mieter und
den finanziellen Möglichkeiten nach der Sanierung gut gelungen. Man
entwickelte individuelle Kundenlösungen und hielt dabei auch die Balance
zwischen Qualität, Preis und Herstellkosten. Wie, erläutert Stephan Klotz,
Vorstandsvorsitzender der Gewobau Essen, im Interview.
Quelle: Gewobau
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