DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2015 - page 17

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hat vor einigen Jahren eine Akademie gegrün-
det, in der wir Schulungen durchführen, wie man
ein Dach richtig aufbaut, um den bestmöglichen
energetischen Standard zu erreichen. Dieses An-
gebot nehmen viele Dachdecker gerne an. Viele
haben sich mittlerweile sogar zum Energiebera-
ter qualifiziert, weil sie erkannten, wie sinnvoll
es ist, ein Komplettangebot abgeben zu können.
Auch Sie bei Velux, Herr Dr. Dresse, haben solche
Schulungszentren.
Dr. Sebastian Dresse:
Wegen der zahlreichen
Regularien ist es nun einmal viel teurer und kom-
plizierter geworden, ein Dach zu bauen. Deshalb
stellt es eine große Herausforderung dar, das nö-
tige Wissen zu vermitteln.
Ich glaube schon, dass es einen Mangel an kom-
petenten Ansprechpartnern für Nachverdichtung
gibt. Auch wenn wir zum Glück viele exzellente
Handwerker haben, so gibt es doch manche Situ-
ationen, die so komplex sind, dass es ohne Planer
oder Architekten nicht geht.
GeorgHarrasser:
Leider gibt es auch Handwerker,
die die Angebote der Industrie und der Kammern
nicht wahrnehmen und dann manchmal für Qua-
litätsprobleme verantwortlich sind.
Christoph Dorn:
Herr Dr. Dresse hat recht: Die
Komplexität der Planung hat deutlich zugenom-
men. Das ist eine große Herausforderung für alle
Beteiligten. Und wie es Herr Fietzek gesagt hat:
Man muss für den Investor Modelle entwickeln,
die es ihm ermöglichen, die Lösungsansätze zu
erkennen.
Axel Gedaschko:
Wir kommen zur Schlussrunde.
Welche Punkte sind Ihnen besonders wichtig? Und
wohin geht in nächster Zeit die Entwicklung in
Ihrem Unternehmen?
Christoph Dorn:
Für mich steht im Vordergrund,
dass wir uns auf Verbandsebene intensiver über
Marktstudien zum Thema Nachverdichtung Ge-
danken machen sollten.
Der zweite zentrale Punkt: Wir sollten unter-
schiedliche Bauweisen weiterentwickeln – so-
wohl in Verbindung mit dem Werkstoff Holz
als auch im Bereich des Stahlleichtbaus –,
die auf der Basis von Vorfertigung umfas-
sende Lösungen bieten - also energetische
mit Schall- und Brandschutzkonzepten kombi-
nieren.
Georg Harrasser:
Die für unsere Branche wich-
tigsten Megatrends sind aus meiner Sicht Urba-
nisierung und Energieeffizienz. Beide haben mit
unserem heutigen Thema zu tun. Für die erfolg-
reiche Umsetzungwerden komplette und einfache
Systeme benötigt, die die Komplexität für Planer
und Verbraucher reduzieren.
Dafür wendenwir viel Energie, Geld und Entwick-
lungszeit auf. Wir testen alle unsere Einzelteile im
System, so dass sie einfach und sicher einzusetzen
sind. Dabei entwickelnwir ständig neue Produkte,
um z. B. niedrig geneigte Dächer regensicher zu
machen. Gleichzeitig bauen wir das Servicean-
gebot aus und wollen auch für Architekten eine
Anlaufstelle sein.
Axel Fietzek:
Es bedarf noch vieler Anstren-
gungen, um unseren Kollegen zu zeigen, welche
großen Chancen in der Nachverdichtung liegen,
und zwar nicht nur in den boomenden Märkten,
sondern auch dort, wo es um neue Wohnquali-
täten geht.
Nachverdichtung eröffnet die Chance, in zen-
tralen, urbanen Lagen moderne Wohnungen zu
schaffen und damit die Qualität des gesamten
Bestands zu erhöhen. Viele Marktteilnehmer
glauben aber, das sei kompliziert und teuer und
„Wir sollten Bauweisen weiterentwickeln – sowohl in Verbindung mit dem
Werkstoff Holz als auch im Bereich des Stahlleichtbaus –, die auf der Basis von
Vorfertigung umfassende Lösungen bieten, also energetische Lösungen mit
Schall- und Brandschutzkonzepten kombinieren.“
Christoph Dorn
lassen deshalb sie die Finger davon. Das sollten
wir ändern.
Thomas Wilken:
Um das Potenzial der Nach-
verdichtung zu heben, müssen wir anerkennen,
dass solche Maßnahmen viel mit Planung zu tun
haben. Uns interessiert daran besonders, modu-
lare Lösungen zu entwickeln. Dabei denken wir
an Lösungen, die nicht nur baubar, sondern auch
rückbaubar sind – und da ist der modulare Ansatz
sehr hilfreich. Ein Beispiel dafür sind Fassaden-
elemente, die sich komplett austauschen lassen.
Man kann das Ganze ja auch grundsätzlich anders
denken, indem man das Gebäude auf das Grund-
gerüst zurückbaut und dann über ein modulares
System wieder aufbaut.
Dr. SebastianDresse:
Technisch steht für uns das
Thema Lüftung im Fokus. Grundsätzlich halte ich
es für entscheidend, das nötige Know-how auf-
zubauen, Kontakte zu knüpfen und neue Markt-
teilnehmer für das Thema zu begeistern. Das ist
eine Aufgabe, bei der sich Velux gerne einbringt.
Marko Schneider:
Mein zentrales Anliegen ist
es, das Thema Energieeffizienz ganzheitlich zu
betrachten. Wir machen häufig die Erfahrung, dass
Energiekonzept, Statik, Anlagentechnik und Bau
völlig unabhängig voneinander laufen. Und wenn
wir dann amEnde kommen und die Qualitätssiche-
rungmachen, ist nur die Hälfte dessen umgesetzt,
was für ein gutes Ergebnis nötig gewesen wäre.
Axel Gedaschko:
Es bleibt also noch viel zu tun,
um Nachverdichtung oder ergänzendes Bauen in
der Breite durchzusetzen. Meine Herren, vielen
Dank für Ihre Diskussionsbeiträge!
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